Titel

PD Dipl. Ing. Dr. tech

Geburtsjahr und -ort

1968, Graz

Studium/Studienrichtung

Technische Chemie, Studienzweig Biochemie und Lebensmittelchemie

Interviewdatum

23. Februar 2012

Professorin Halbwirth im Kurzinterview

Mein Forschungsschwerpunkt sind Hydroxylierungsreaktionen von pflanzlichen Sekundärmetaboliten. Meine Begeisterung für Pflanzen und pflanzliche Naturstoffe ist durch die Vorlesung Biochemie der Pflanzen von Prof. Stich an der TU Wien geweckt worden. Pflanzen haben vielfältige Strategien entwickelt um auf ihre Umwelt zu reagieren und sie produzieren eine Vielzahl von verschiedenen Verbindungen. Man kann sie deshalb für die unterschiedlichsten Zwecke nutzen. Und last but not least sind es nachwachsende Rohstoffe, was eine nachhaltige Nutzung ermöglicht.

 

Während des Studiums waren es einige Vorlesungen, die mein Interesse in bestimmte Richtungen gelenkt haben. Die meisten davon – nicht alle – waren Wahlvorlesungen und ich finde es schade, dass das vorhandene Spektrum aufgrund finanzieller Gründe immer weiter ausgedünnt wird. Ein wichtiger Faktor, der meine Habilitation ermöglicht hat, war natürlich das Elise Richter Stipendium des FWF. Während meiner Forschungstätigkeit habe ich besonders die multidisziplinäre Zusammenarbeit in internationalen Projekten zu schätzen gelernt. Ich habe festgestellt, dass das Ganze immer mehr ist als die Summe der Einzelteile, dass man in solchen Projekten also durch die Zusammenarbeit mit Kollegen aus verschiedenen Fachrichtungen mehr erreichen kann, als wenn jedes Team seinen Bereich in einem Einzelprojekt bearbeitet hätte.  

Nein, das kann ich eigentlich nicht behaupten. Aber es fällt auf, dass es an der TU im Bereich des Chemiestudiums im Vergleich zu anderen Studien schon lange einen relativ hohen Frauenanteil an Studenten gibt, während der Anteil bei den Lehrenden deutlich geringer ist. Die Rahmenbedingungen sind derzeit für alle ForscherInnen schwierig, aber durch die finanzielle Situation der Universität und die ständigen Stelleneinsparungen wird ein Gleichziehen des Frauenanteils bei den Lehrenden natürlich nicht vereinfacht.  

Ich bin in der glücklichen Situation, dass mein Beruf gleichzeitig mein Hobby ist, dass ich also beruflich etwas machen kann, was mich wirklich interessiert und mir sehr viel Spaß macht. Das hat natürlich auch den Nachteil, dass man eventuelle Probleme, die auftreten dann auch mit nach Hause nimmt. Und dass man mit Sicherheit mehr Energie hineinsteckt, als offiziell erwartet oder bezahlt wird. Das erfordert auf jeden Fall viel Verständnis vom privaten Umfeld. Das größte Problem für die Forscher heute, vor allem für die, die sich selber finanzieren müssen, und keine Planstelle haben, ist, dass es aufgrund der angespannten finanziellen Situation immer schwieriger wird, den Lebensunterhalt durchgehend abzusichern. Da kann es dann schon mal passieren, dass man eine mehrjährige hochselektive Förderung hat, der Wissenschaftsminister dir am Anfang des Monats eine Auszeichnung überreicht, und du am Ende des Monats in die Arbeitslose gehen musst, weil dein nächstes Projekt leider nicht gefördert wurde. Das erschwert natürlich die Lebensplanung.

Man sollte immer das machen, was einen wirklich interessiert. Und man sollte auf jeden Fall für eine gewisse Zeit ins Ausland gehen. Es ist gut, wenn man auch mal andere Systeme kennenlernt. Für die österreichische Forschungslandschaft wäre es meiner Meinung nach von großem Vorteil, wenn man eine Lösung finden würde, um mehr engagierten ForscherInnen eine langfristige Überlebensperspektive an Universitäten oder Forschungseinrichtungen zu ermöglichen. Zurzeit muss zuviel Energie in den ständigen Überlebenskampf und die Jagd nach Projekten aufgewendet werden, das geht natürlich zu Lasten der Forschungsleistung in diesem Land. Das würde langfristig auch den Frauenanteil in den oberen Rängen erhöhen. An unserer Fakultät gibt es eine Menge engagierte, hochqualifizierte und erfolgreiche Frauen, die sich über Drittmittel ausschließlich selbst finanzieren müssen.