- Titel
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Mag.a Dr.in
- Academic age
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20 ohne Titel – erstes Forschungsprojekt Ende der 90er Jahre während des Studiums
18 Jahre als Mag.a
2 Jahre als Dr.in - Studium/Studienrichtung
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Magisteriumsstudium der Kommunikationswissenschaft
Doktoratsstudium der Kulturwissenschaften, Kunst- und Kultursoziologie - Interviewdatum
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28. Februar 2019
Frau Schaffar im Kurzinterview
Mehr als ein Schwerpunkt, erklärbar durch meine methodologischen und methodischen Zugang: Bin in der interpretativen, modell- und theorieentwickelnden Sozialwissenschaft zuhause. Beschäftige mich gerne und arbeite viel mit Grounded Theory und dokumentarischer Methode. Bin aber methodische Allrounderin und arbeite – undogmatisch – auch mit anderen Zugängen, oft auch im quantitativen Spektrum. Bin eine Anhängerin des Zugangs, dass das Erkenntnisinteresse die Methodik anleiten soll und nicht umgekehrt.
TU-affiner thematischer Forschungsschwerpunkt: Der Wiener Wohnbau. In der Weiterführung eines FWF-finanzierten Forschungsprojektes namens ‚Modes of Design. Architecture as Cultural and Social Process‘, das ich gemeinsam mit Robert Temel an der Abteilung für Gestaltungslehre bei András Pálffy umgesetzt habe, ist meine Dissertation entstanden. Titel meiner Arbeit, die von Roman Horak (Universität für angewandte Kunst) und Gerit Götzenbrucker (Universität Wien) begleitet wurde, war ‚Kommunikation in/im Bau. Narrationen im Wiener Wohnbau‘. Dabei ging es um eine Gegenüberstellung von Planungs- und Nutzungsprozessen anhand ausgewählter Fallstudien und um eine Auseinandersetzung damit welche Planungen zu welchen Nutzungen führen oder auch nicht. Der TU Wien bin ich seitdem als Lektorin verbunden und unterrichte seit 10 Jahren durchgängig in unterschiedlichen Konstellationen und mit großer Freude mit KollegInnen an der Fakultät für Architektur und Raumplanung. Ebenso war und bin ich Teil von Forschungsprojekten zu architektonischen Themen und unterstütze die KollegInnen hier sozialwissenschaftlich.
Mein zweites Forschungsstandbein liegt in der Medien- und Kommunikationswissenschaft – meiner Herkunftsdisziplin. Digitalisierung, der technologische und mediale Wandel, das Thema media literacy und Mediennutzung stehen sind hier in meinem Fokus.
Aus meinem zweiten Berufsstandbein als Trainerin und Beraterin – ich bin Teil der ÖGGO, der Österreichischen Gesellschaft für Gruppendynamik und Organisationsberatung – kam in den letzten Jahren ein weiteres Forschungsgebiet hinzu: Organisationsforschung, insbesondere zum Thema Gleichstellung und Diversity.
Während meiner Studienzeit war die ÖH, die Österreichische HochschülerInnenschaft, eine für mich prägende und lehrreiche Institution. Als Teil des ersten Frauenvorsitzteams an der ÖH Uni Wien begleitete mich das Thema Gleichstellung von Beginn an. Meine Tätigkeiten als Tutorin führten zu meinen heutigen Berufszweigen: Sowohl meine wissenschaftlichen Tätigkeiten, als auch meiner Beschäftigung als Coach, Trainerin und Organisationsberaterin sind ursprünglich darin begründet.
Sicherlich das zentralste Element meines beruflichen Werdegangs sind meine Lehrtätigkeiten. Direkt nach meinem Studienabschluss 2001 begann ich als Lektorin zu unterrichten. Ich wollte die Lehre anders gestalten als ich sie selbst erlebt habe und habe den Anspruch stark an meinen Zielgruppen orientiert Unterricht zu designen. Bis heute habe ich immensen Spaß daran Studierende ein Stück ihres Weges begleiten zu dürfen und so lange dies möglich ist, werde ich das – trotz der meinst nie berühmten Bezahlung – wohl auch immer machen.
Als Sozialwissenschaftlerin Einblick in unterschiedlichste Wissenschaftskulturen werfen zu dürfen, empfinde ich auch heute noch als unglaubliche Bereicherung. Neben der Uni Wien und der TU Wien, durfte ich so auch die WU Wien, die SFU Sigmund Freud Universität und noch einige andere kennenlernen. Über meine Ausbildung zur Gruppendynamikerin und Organisationsberaterin kamen die Uni Klagenfurt, die Uni Linz und Uni Graz, wie auch viele weitere Organisationen hinzu. Diese Möglichkeiten erweitern bis heute meinen Horizont und ich kann allen angehenden Wissenschaftlerinnen nur raten sich aus der eigenen Disziplin hinauszubegeben und Einblicke in andere Bereiche zu gewinnen. Inter- und Transdisziplinarität ist nur möglich, wenn viele unterschiedliche Felder einen Beitrag zum persönlichen Überblick und Einordnungswissen mit sich bringen.
Ich unterrichte in meine Forschungs- und Berufsfeldern, verbinde dabei sehr gerne unterschiedliche Ansätze und Felder. Neben meiner größten Vorlesung, der Einführung in die Medienpädagogik im Audimax der Uni Wien, sind Forschungsmethoden, -seminare und – management wie auch Gruppen- und Organisationsdynamiken Themen meiner Lehrveranstaltungen.
Ebenso prägend waren und sind meine zivilgesellschaftlichen Aktivitäten, mein (gesellschafts)politisches Engagement transferierte ich nach dem Studium in Richtung von Kindergruppen und partizipativen Schulen – die Parteipolitik war nie meins. Seit 2016 bin ich Obfrau von Radio Orange 94.0, dem freien Radio in Wien, einer sehr schönen, oft auch fordernden, aber vor allem unglaublich sinnvollen, partizipativen Aufgabe.
Sicherlich. Schon in meinen ÖH-Zeiten war mehr als merkbar wie mit Frauen, insbesondere in Führungspositionen, umgegangen wird. Eine Frau als Leitung mit einem Anspruch auf Macht irritiert heute nicht weniger als in den 90er Jahren. Die gläserne Decke war nach meinem Studienabschluss stark zu merken. Die befreundeten Männer bekamen unbefristete Jobs, wir Frauen mussten mit befristeten und Projektjobs vorlieb nehmen. Qualifikationen und Engagement waren dabei nebensächlich. Mehr noch hatte ich den Eindruck, dass mir meine Leitungserfahrungen und die damit einhergehende Reife bzgl. Organisationserfahrung oft mehr geschadet als geholfen hat. Mir wurde klar kommuniziert, dass ich nicht daran denken sollte mich als Universitätsassistentin zu bewerben. Dafür wäre ich zu erfahren, zu wissenschaftlich und zu unangepasst. Letztlich stimmt das, bei aller Absurdität, ja auch. Fürs Wasser tragen, bin ich mit meinen Erfahrungshorizonten nicht geeignet. Mein Weg führte damit konsequent über die Tätigkeit langjährige, externe Universitätslektorin und Sozialforscherin in Richtung der Selbständigkeit in der ich heute bin und plane zu bleiben.
Schwierig. Die ersten Jahre mit meinen beiden Töchtern waren äußerst herausfordernd. Die Verhandlungen mit meinem Mann über eine tatsächliche 50:50-Aufteilung der Reproduktionsarbeit waren langwierig und mühselig – sind aber letztendlich doch geglückt. Dass meine Dissertation erst 2017 fertig wurde, hat den Hauptgrund in den Schwierigkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ich war und wollte neben den Kindern immer auch berufstätig sein, da noch ein Doktoratsstudium reinzuquetschen, fiel nicht leicht.
Letztendlich sind wir alle nur in Dingen gut für die wir brennen, die wir leidenschaftlich verfolgen und die uns Spaß machen. Mein Ziel war immer beruflich etwas zu tun, das Sinn macht und einen gesellschaftlichen Beitrag leistet. Auch wenn dabei manche (vermeintliche) Umwege dabei waren, letztendlich liebe ich was ich tue und bleibe dadurch motiviert und am Ball.
Deshalb: Nicht den Mut verlieren. Netzwerke bilden. Risiken eingehen und nicht davor zurückschrecken. Dran bleiben und sich trauen die eigenen Träume zu verwirklichen, auch wenn alle möglichen und unmöglichen Menschen sagen dies wäre unrealistisch oder sinnlos. Scheitern als einen Teil des Weges akzeptieren und daraus lernen. Und sich Alternativen suchen, wenn etwas nicht geklappt haben sollte. Das Leben geht weiter, aus jeder Niederlage kann noch etwas anderes entstehen. Ein lieber Freund meinte einmal: „Des derf ma ollas ned so ernst nehmen.“ Ein sehr wienerischer Spruch, der mich inzwischen viele Jahre begleitet und wohl noch lange passt.