Beschreibung des Projekts

Hintergrund: In den letzten zwanzig Jahren ist das (Fehl-)Verhalten in Organisationen zu einem zentralen Thema der Wissenschaft geworden. In der europäischen Forschung lag der Schwerpunkt auf einer bestimmten Form, die durch systematische psychologische Aggression gegen eine bestimmte Person gekennzeichnet ist und als "Bullying " bezeichnet wurde. Im deutschsprachigen Raum ist es als "Mobbing" bekannt geworden.

Mobbing ist ein komplexes, multikausales Phänomen. Die Untersuchung der organisatorischen Einflussfaktoren ist von entscheidender Bedeutung, denn damit Mobbing auftreten kann, muss es innerhalb einer Organisationskultur Elemente geben, die dieses Verhalten tolerieren oder sogar belohnen (Brodsky 1976). Daher ist die Erforschung organisatorischer Einflussfaktoren wie implizite kulturelle (Leistungs-)Normen, Anreizsysteme und Arbeitsgestaltung von größter Bedeutung für eine frühzeitige Prävention. In diesem Zusammenhang haben sich die meisten Forschungen zu Mobbing bisher auf die Perspektive der Zielpersonen konzentriert. Im Zuge der Eskalation sind bei Mobbing jedoch häufig Dritte und das Personalmanagement beteiligt. Darüber hinaus sind Personalverantwortliche in der Regel für die Ausarbeitung und Umsetzung von Präventivmaßnahmen wie Schulungen, Anti-Mobbing-Richtlinien und -Politiken in Unternehmen verantwortlich. Für eine umfassende Organisationsanalyse ist daher ein besserer Einblick in die Sichtweise von Dritten und Personalverantwortlichen bzw. deren Erfahrungen mit dem komplexen Phänomen notwendig.

Forschungsansätze: In verschiedenen Dissertationen, Diplomarbeiten und Forschungsprojekten befassen wir uns mit organisatorischen Einflussfaktoren und impliziten kulturellen Normen, die die Mobbing-Prävalenz wahrscheinlich erhöhen. Heterogene Organisationsumgebungen wie das Militär, der akademische Bereich oder Versicherungsunternehmen werden sowohl mit qualitativen als auch mit quantitativen Ansätzen (z. B. Interviews mit Dritten, Umfragen usw.) verglichen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Erfahrungen von Personalverantwortlichen und den Aspekt der (Gender-)Diversität gelegt. Anhand der Ergebnisse können kontextspezifische Managementinstrumente zur Prävention und Intervention entwickelt werden.

Teilnahme:  Organisationen, die hinsichtlich Größe, Branche etc. möglichst unterschiedlich sind, sind eingeladen, an unserem Forschungsprojekt "MoVe" teilzunehmen. Dementsprechend sind wir an den Erfahrungen von Personalverantwortlichen interessiert, unabhängig von der Unternehmensgröße und unabhängig davon, ob formale Richtlinien oder tatsächliche Mobbingbeschwerden in der Organisation vorliegen. Anonymität und die Verwendung der Daten zu rein wissenschaftlichen Zwecken sind garantiert! Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an Eva Zedlacher: eva.zedlacher@tuwien.ac.at

Projektmitglieder:

 Kooperationen:

  • Österreichische Arbeiterkammer - Wien
  • HDI Versicherung AG
  • Technische Universität Wien

Publikationen

  • Koeszegi, S., Zedlacher, E., Hudribusch, R. (2013): The War against the Female Soldier? Effects of Masculine Culture on Workplace Aggression. Armed Forces & Society: forthcoming.
  • Zedlacher, E. (2013): Work Hard, Play Hard? The Relationship between Masculine Organizational Cultures and Workplace Bullying – A Theoretical Analysis with Empirical Investigation in Two Different Organizational Cultures. Doctoral Thesis, TU Wien, Vienna.
  • Hudribusch, R. (2010): Frauen im Österreichischen Bundesheer: Analyse einer Organisation im Spannungsfeld zwischen Kameradschaft und Mobbing. Doctoral Thesis, University of Vienna, Vienna.
  • Kocsisek C.: Bullying and Organizational Climate, Doctoral Thesis, Work in Progress