Biologisches Geschlecht (Sex) analysieren
Die Analyse des biologischen Geschlechts bereichert alle Stadien der Forschung.
- Das biologische Geschlecht kann in allen Studien mit Menschen oder Tieren eine Rolle spielen.
- Erstellen einer Literaturrecherche, um festzustellen, inwiefern das biologische Geschlecht für die Studie relevant sein könnte (Moerman et al., 2009).
- Berücksichtigung der Frage, ob das biologische Geschlecht eine Kovariante, ein Störfaktor oder eine erklärende Variable ist.
- Berücksichtigung der Frage, welche geschlechtsbezogenen Merkmale für Ihre Studie relevant sind (z.B. genetische, physiologische, hormonelle, anthropometrische, biomechanische Merkmale, Schadensschwellen, Niveau der Schmerztoleranz etc.) (Tannenbaum et al., 2019).
- Berücksichtigung der Frage, wie Faktoren in Bezug auf das biologische Geschlecht mit sozialem Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Alter, sozioökonomischem Status, Lebensstil etc. interagieren.
- Überlegung, ob infolge der fehlenden Analyse des biologischen Geschlechts in der Vergangenheit Chancen verpasst wurden.
- Das biologische Geschlecht kann als direkter erklärender Faktor oder als potentielle Einflussgröße für Verbindungen zwischen anderen Faktoren dienen; ein Kausaldiagramm hilft, zugrundeliegende Annahmen explizit zu machen (s. z. B. Buckley et al., 2017).
- Erwägen Sie bei experimentellen Studien faktorielle Designs, um den erforderlichen Stichprobenumfang für geschlechtsbasierte Vergleiche zu reduzieren (Buch et al., 2017; Miller et al., 2019).
- Berücksichtigen Sie, wie das biologische Geschlecht in der Datensammlung konzeptualisiert werden soll; bezieht sich Ihre Forschung auf physiologische, hormonelle, anthropometrische oder biomechanische Aspekte? (Tannenbaum et al., 2019).
- Berücksichtigen Sie bei Längsschnittuntersuchungen, wie die reproduktive Geschichte die untersuchte Kohorte beeinflussen kann; wird z. B. die Datenbeschaffung beeinträchtigt, wenn Probandinnen oder Versuchstiere während der Studie schwanger bzw. trächtig werden?
- Überlegen Sie, wie Sie Informationen über Intersex-Subjekte und hermaphrodite Tiere sammeln können
- Nehmen Sie angemessene Zahlen von weiblichen und männlichen und, so relevant, Intersex- oder hermaphroditen Versuchspersonen oder -tieren auf.
- Erfassen Sie Informationen zu Faktoren, die sich mit dem biologischen Geschlecht überschneiden (z. B. Alter, Lebensstil, sozioökonomischer Status).
- Berücksichtigen Sie bei Versuchen, wie das Geschlecht des/der Forschenden die Forschungsergebnisse beeinflussen könnte (Chapman et al., 2018).
- Bei Erhebungsforschungen sollten Fragen über das soziale Geschlecht nicht stellvertretend für das Geburtsgeschlecht verwendet werden.
- Bei Produkt- und Systemdesign sollte die Datensammlung den anthropometrischen, biomechanischen und physiologischen Faktoren besondere Aufmerksamkeit schenken, die sich je nach Geschlecht unterscheiden (Tannenbaum et al., 2019; Jingwen et al., 2012)
- Untersuchen Sie Überschneidungen und Variationen zwischen Gruppen unterschiedlichen Geschlechts (s. z. B. Maney et al., 2016).
- Berücksichtigen Sie den Auslöser eventuell beobachteter Geschlechterunterschiede, einschließlich der Rolle von Umweltfaktoren und genetischen, hormonellen oder anthropometrischen Faktoren.
- Bereinigen Sie bei der Untersuchung von Geschlechterunterschieden um mögliche Überschneidungs- und Störfaktoren (z. B. Alter). Störfaktoren zu übersehen, kann dazu führen, dass Geschlechterunterschiede überbetont werden.
- Prüfen Sie bei Längsschnittuntersuchungen, wie geschlechtsbasierte Variationen sich im Lauf der Zeit entwickeln.
- Analysieren Sie, wie beobachtete Geschlechterunterschiede mit Faktoren wie Alter, ethnische Zugehörigkeit, sozioökonomischem Status variieren können.
- Berichten Sie selbst bei eingeschlechtlichen Studien das biologische Geschlecht Ihrer Subjekte
- Berichten Sie die geschlechtliche Verteilung der Zellen, Tiere oder menschlichen Subjekte
- Bericht darüber, wie die Informationen über das biologische Geschlecht bezogen wurden
- Desaggregieren Sie berichtete Ergebnisse nach Geschlecht.
- Stellen Sie sicher, dass geschlechtliche Variationen in Tabellen, Abbildungen und Schlussfolgerungen entsprechend visualisiert werden
- Vermeiden Sie eine Überbetonung von Geschlechterunterschieden. Sind beobachtete Geschlechterunterschiede von praktischer Relevanz? (Maney et al., 2016; Ribbon et al., 2014)
- Berichten Sie alle Ergebnisse: positive, negative und nicht eindeutige
- Überlegen Sie, die SAGER-Richtlinien für Publikationen (Heidari et al., 2016) anzuwenden.
Relevante Fallstudien
Tierversuche/Animal Research, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Chronische Schmerzen/Chronic Pain, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Knie ohne Geschlecht/De-Gendering the Knee, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Methoden der Ernährungsbewertung/Dietary Assessment, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Umweltchemikalien/Environmental Chemicals, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Sondierung von Märkten für unterstützende Technologien für ältere Menschen/Exploring Markets for Assistive Technology for the Elderly, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Genetik der Geschlechtsdetermination/Genetics of Sex Determination, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Herzkrankheiten in diversen Populationen/Heart Disease in Diverse Populations, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Human Thorax Model, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Inclusive Crash Test Dummies, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Maschinen zum Sprechen bringen/Making Machines Talk, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Meeresforschung/Marine Science, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Nutrigenomik/Nutrigenomics, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Osteoporoseforschung bei Männern/Osteoporosis Research in Men, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Verschreibungspflichtige Medikamente/Prescription Drugs, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Stammzellen/Stem Cells, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Systembiologie/Systems Biology, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Buch, T. et al. (2019). Benefits of a factorial design focusing on inclusion of female and male animals in one experiment. J. Mol. Med. 97, 871–877.
Buckley, J. P., Doherty, B. T., Keil, A. P., & Engel, S. M. (2017). Statistical approaches for estimating sex-specific effects in endocrine disruptors research. Environmental health perspectives, 125(6), 067013.
Chapman, C. D., Benedict, C., & Schiöth, H. B. (2018). Experimenter gender and replicability in science. Science advances, 4(1), e1701427.
Jingwen, H. U., Rupp, J. D., & Reed, M. P. (2012). Focusing on vulnerable populations in crashes: recent advances in finite element human models for injury biomechanics research. J. Automot. Saf. Energy, 3, 295-307.
Maney, D. L. (2016). Perils and pitfalls of reporting sex differences. Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological Sciences, 371(1688), 20150119.
Miller, L. R. et al. (2017). Considering sex as a biological variable in preclinical research. FASEB J. 31, 29–34
Moerman, C., Deurenberg, R., & Haafkens, J. (2009). Locating sex-specific evidence on clinical questions in MEDLINE: a search filter for use on OvidSP. BioMed Central Medicine Medical Research Methodology, 9(1), 25.
Rippon, G., Jordan-Young, R., Kaiser, A., & Fine, C. (2014). Recommendations for sex/gender neuroimaging research: key principles and implications for research design, analysis, and interpretation. Frontiers in human neuroscience, 8, 650.