Möglichkeiten zur Erhöhung der Recyclingraten: Stand des Wissens

Moderne Gesellschaften besitzen verschiedenste Möglichkeiten, um die Recyclingraten von Abfällen zu Erhöhen. In der Abfallwirtschaft werden hier, neben rechtlichen, vor allem organisatorische und technische Optionen genutzt. Ein Überblicksartikel unserer Forschungsgruppe im Journal Detritus zeigt einige dieser am Beispiel des Recyclings von Verpackungsabfällen aus Glas, Kunststoff, Metall und Papier auf. Besonders wichtig erscheit, dass traditionelle Abfallwirtschaftssysteme basierend auf der getrennten Sammlung von Altstoffen, besonders in Städten an ihre Grenzen stoßen (siehe Abbildung 1). Fazit des Artikels ist, dass für diese Regionen eine Kreislaufwirtschaft von Verpackungsabfällen nur durch kombinierte Maßnahmen, bestehend aus einer Verbesserung der getrennten Sammlung von Recyclingmaterialien und Ausbau der automatisierten technischen Sortierung von Abfallströmen wie Restmüll oder MVA-Asche, erreichbar ist (Lederer et al., 2022, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster).

Separate collection rates in EU cities

Abbildung 1 zeigt die getrennten Erfassungsgrade von Altstoffen in den Hauptstädten der EU im Vergleich zu jenen in den jeweiligen Nationalstatten (Lederer et al., 2022, basierend auf Seyring et al. (2016). Assessment of collection schemes for packaging and other recyclable waste in European Union-28 Member States and capital cities. Waste Management & Research, 34(9), 947-956.)

Historisch-technische Entwicklung von Abfallsystemen

Maßnahmen, um Recyclingraten zu erhöhen, existieren schon seit einigen Jahren. Die Frage stellt sich jedoch, welche Maßnahme mit welcher Auswirkung verbunden ist, und zwar langfristig. Um das zu untersuchen, wurde von Gritsch und Lederer (2023), öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster am Beispiel des Abfallwirtschaftssystems von Wien eine historisch-technische Analyse durchgeführt. Das Ergebnis, dargestellt in Abbildung 2, zeigt, dass durch kontinuierlichen Ausbau der getrennten Sammlung der Erfassungsgrad und die Sortierquote (sorting rate) etwa von ausgewählten Leichtverpackungen aus Kunststoff, Aluminium, und Verbundkarton erhöht werden konnte. Zwar ist eine weiterer Ausbau der getrennten Sammlung für diese Materialien möglich, etwa durch teilweise Platzierung von Leichtverpackungs-Sammelbehälter in den Liegenschaften, wodurch ein minimaler Weg für die Konsumentinnen und Konsumenten und somit ein sehr hoher Servicelevel gegeben wäre. Das Beispiel Altpapier, wo dieser maximale Servicelevel bereits existiert, zeigt jedoch, dass auch bei massivem Ausbau der getrennten Sammlung noch recyclingfähige Materialien im Restmüll entsorgt werden. Neben Kampagnen zur Sensibilisierung, etwa durch speziele Bildinformationen auf den Sammelbehältern, zeigt jedoch das Beispiel von Wien auch, welchen hohen Stellenwert die automatisierte technische Sortierung von Abfallströmen haben kann und in manchen Bereichen, wie den Metall-Verpackungen, schon hat. So konnten durch Invesitionen in eine verbesserte Aufbereitung von Bett- und Rostaschen aus den Müllverbrennungsanlagen (MVAs) der Stadt sogar die Recyclingziele für Metall-Verpackungen erreicht werden. Zukünftig sollten solche Technologien nicht nur auf andere Abfallströme wie Restmüll, sondern auch andere Materialien wie Kunststoffe oder Glas, ausgeweitet werden. Das Ergebnis wären nicht nur höhere Recyclingraten für diese Materialien, sondern auch sauberere mineralische Restfraktionen in den MVA Bett- und Rostaschen, wodurch sich auch diese für ein Recycling, etwa in der Baustoffindustrie, eignen könnten.

Entwicklung getrennter Erfassungsgrade von Verpackungsabfällen in Wien

Abbildung 2 Entwicklung getrennter Erfassungsgrade von Verpackungsabfällen in Wien (Gritsch und Lederer, 2023)

Beitrag der Abfallsortierung und Bett- und Rostascheaufbereitung zu den Recyclingraten von Metallen in Österreich

Im Jahr 2020 sanken die gemeldeten Recyclingraten von Metallverpackungen in Österreich. Der Grund dafür waren Datenlücken zu den rückgewonnenen Mengen an Aluminium- und Eisenverpackungen aus der Abfallsortierung sowie der Aufbereitung von Bett- und Rostaschen. Anhand einer Materialflussanalyse wurden diese Mengen von Lederer und Schuch (2024), öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster modelliert. Die Ergebnisse, dargestellt in Abbildung 3, zeigen, dass zwar die getrennte Sammlung den wichtigsten Beitrag zu den Recyclingraten von Metallverpackungen leistet. Trotzdem steuern auch die Abfallsortierung und die Bett- und Rostaschenaufbereitung relevante Mengen hinzu, sodass Österreich die Recyclingziele für Metallverpackungen bereits jetzt erreicht. 

Beitrag der Abfallsortierung und Bett- und Rostascheaufbereitung zu den Recyclingraten von Metallen in Österreich

Abbildung 3 Beitrag der Abfallsortierung und Bett- und Rostascheaufbereitung zu den Recyclingraten von Metallen in Österreich (Lederer und Schuch, 2024)

Literatur zu Recyclingsystemen

Gritsch, L., & Lederer, J. (2023). A historical-technical analysis of packaging waste flows in Vienna. Resources, Conservation and Recycling194, 106975. DOI: https://doi.org/10.1016/j.resconrec.2023.106975, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster.

Lederer, J., Bartl, A., Blasenbauer, D., Breslmayer, G., Gritsch, L., Hofer, S., Lipp, A.M., Mühl, J. (2022). A review of recent trends to increase the share of post-consumer packaging waste to recycling in europe. Detritus19, 3-17. DOI: https://doi.org/10.31025/2611-4135/2022.15198, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Lederer, J., & Schuch, D. (2024). The contribution of waste and bottom ash treatment to the circular economy of metal packaging: A case study from Austria. Resources, Conservation and Recycling203, 107461. https://doi.org/10.1016/j.resconrec.2024.107461, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster