Christopher Bindig

Oktober 2019

4 Monate Barcelona. Zum ersten Mal bin ich in diese Stadt mit 18 Jahren gekommen, während ich eine Interrail-Reise durch Europa machte. Schon damals hat mich die Stadt fasziniert und mich während mehreren Aufenthalten in den letzten Jahren in ihren Bann gezogen. Ich habe mir schon zu dieser Zeit gewünscht, zu erfahren wie es ist hier zu leben, und nicht nur auf einer Reise zu sein. Ich habe in Stuttgart studiert, in München und Hamburg gearbeitet und meinen Master an der TU Wien gemacht. Im fremdsprachigen Ausland habe ich jedoch nie gearbeitet. So ergriff ich die Chance in Barcelona ein Praktikum zu machen und mir ein weiteres Ziel zu erfüllen, bevor ich das Studium beende, nämlich eine weitere Sprache zu lernen.

Auf das Praktikum bin ich zufällig gestoßen, ich beschäftigte mich im Rahmen meines Studiums (Raumplanung) mit den bekannten Superblocks in Barcelona (https://www.youtube.com/watch?v=ZORzsubQA_M, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster). Die Mobilität, der öffentliche Raum und die Teilhabe an der Stadt wird aktuell in Barcelona transformiert und anhand des quadratischen Stadtgrundrisses angewandt.
Das Projekt ist weltweit bekannt und es wird in mehreren Städten versucht ein paar der Maßnahmen, die hier angewendet werden, auch in anderen Städten zu implementieren.
Bei der Recherche zu dem Projekt habe ich die Agentur “BCNecologia” (http://www.bcnecologia.net/, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster) gefunden, die das Projekt betreut und koordiniert. Ich habe mich kurzerhand beworben und bekam eine Zusage.

Das Thema meiner Diplomarbeit verknüpfte ich mit Barcelona und dem Praktikum. Nun bin ich seit fast einem Monat hier und es ist unglaublich was in so einer kurzen Zeit passieren kann und wie intensiv die Eindrücke sind. Ich gehe täglich in die Sprachschule um Spanisch zu lernen. Arbeiten kann ich glücklicherweise auf englisch.
Die Sprachschule ist in Raval einem bunten und interessanten Stadtteil. Meine Kollegen in der Sprachschule kommen aus den unterschiedlichsten Ländern und sind aus diversen Gründen hier. Mir gefällt das gemeinsame Lernen sehr gut!

Meine Wohnung ist nicht weit entfernt, ich wohne im Stadtteil Poble Sec, welches bekannt ist für den Hausberg Montjuic, Pinchobars (kleine Snacks), ein paar Nachtclubs, für Barcelona relative wenige Touristen, und eine lokale Nachbarschaft. Ich fühle mich dort sehr wohl. Jedoch ist mein Zimmer, so wie für die meisten die hier für eine kurze Zeit herkommen, sehr klein und hat fast kein Tageslicht. Dafür haben wir aber ein nettes Wohnzimmer und einen Balkon. Gefunden habe ich die Wohnung auf Badi, dem lokalen WG gesucht, eine Art Tinder für MitbewohnerInnen.

Meine Arbeitsstelle ist in Drassanes einen Katzensprung von der berühmten La Rambla und dem Meer entfernt. Ich fahre eigentlich überall mit dem Rad hin, die Radwege sind auf den Hauptverkehrsstraßen relativ gut ausgebaut. Mein Fahrrad habe ich bei Wallapop gefunden, dem lokalen Willhaben. 10 Min. zur Sprachschule, 10 Min. zur Arbeit und auch nur 10 Min. nach Hause, das ist komfortabel.

Die festangestellten Kollegen (ca. 20) hier sind größtenteils aus Spanien, unser Team aus ca. 10 Praktikanten ist jedoch sehr international aufgestellt. New York, Gran Canaria, London, Weimar, … sind Orte die sich hier am Praktikantentisch versammeln.
Meistens sprechen wir Englisch, versuchen jedoch auch unser Spanisch zu praktizieren. Die Mittagspause machen wir gegen 11 für ein zweites Frühstück mit "Bocadillo con Tortilla" und "Café con leche" in einem Café in der Nähe.

Nach der Arbeit machen die meisten eine kleine Pause und dann trifft man sich bei einer der zahlreichen Veranstaltungen in der Stadt.
In der letzten Woche waren die Städte (Stadtplanungsämter) Paris, Mexico, und Medellin zu Besuch nach Barcelona um die Projekte unserer Agentur kennenzulernen. Wir Praktikanten hatten die Chance an Exkursionen teilzunehmen und unsere aktuellen Aufgaben bei der Arbeit in Echt zu sehen und eine ausführliche Beschreibung der Akteure zu bekommen.
Zudem war das Merce Festival, die ganze Stadt war voll mit Konzerten und kulturellen Veranstaltungen.

Für einen Monat habe ich schon sehr viel erlebt und gelernt, ich bin gespannt was in der nächsten Zeit passiert und wie sich das Leben anfühlt, wenn man etwas mehr angekommen ist und nicht mehr alles unbekannt und aufregend ist.

Leute im Kaffeehaus
Stadtplatz
Häuser
Palmen, Meer
Hafen
Leute
Speise
Leute
Menschenpyramide
Party
Hochhaus

Oktober bis November 2019

Es ist Herbst in Barcelona. Jedoch um einen Monat verzögert. Die Bäume in der Stadt färben sich erst jetzt. Die Tage sind spürbar kürzer und es kehrt Ruhe ein. Es ist Vorweihnachtszeit, unbemerkt über Nacht wurden fast alle Straßen mit Weihnachtsbeleuchtungen geschmückt, dabei hat jedes Viertel seine eigene typische Beleuchtung. Ende des Monats werden die Lichter eingeschalten, ich bin gespannt, wie das die Atmosphäre verändern wird. Barcelona ist für mich ohnehin eine Stadt des besonderen Lichts, die orange Straßenbeleuchtung, die Bäume, die chaotische Verkabelung der elektrischen Infrastruktur, bilden ein romantisch magisches Gemisch und eine Atmosphäre, die die Stadt so einzigartig macht.

In meinem Viertel kenne ich mich langsam sehr gut aus, und auch die Menschen im Supermarkt, beim Friseur, und in sonstigen Einrichtungen des täglichen Lebens sowie die Nachbarn sind mir bekannt geworden. Ich habe es gut getroffen, Poble Sec ist ein schönes grünes Nachbarschaftliches “Barrio”.

Bei den Projekten der Arbeit rücken die Deadlines näher, aber es sieht so aus als würde es sich gut ausgehen. Das Team der Praktikanten ist kleiner geworden, doch auch enger zusammengewachsen. Neben der Arbeit machen wir nach wie vor viel zusammen und sind eine kleine Familie geworden.

In der Sprachschule habe ich nun ein weiteres Sprachlevel abgeschlossen und ich gehe weiterhin sehr gerne in die Schule. Neben der Arbeit sind die Menschen dort meine zweite Gruppe, mit der ich viel Zeit verbringe. Ich habe das Gefühl mein Englisch und mein Spanisch verbessern sich täglich unmerklich, aber stetig.

Mein Verlängerungsantrag im Praktikum wurde bestätigt. Das freut mich, ich werde noch weiter bis Ende März hierbleiben. Das gibt mir die Zeit, die ich benötige, um die Diplomarbeit fertigzustellen und mein Spanisch auf eine Ebene zu bringen, bei der ich sagen kann ich spreche wirklich Spanisch.

Ich war letzte Woche kurz in Wien, um meinen Mietvertrag der Wohnung dort zu kündigen, es war ein seltsames Gefühl nach drei Monaten Barcelona wieder in Wien zu sein, aber auch ein schönes. Ich fühle mich gewachsen, jedoch habe ich auch gemerkt, dass es noch nicht der richtige Moment ist, um zurückzukehren.

Häuser

Abend auf dem Balkon

Strand, Leute

Vor dem Sport, bei Sonnenaufgang am Meer

Studierende

In der Sprachschule

Demonstration

Demonstrationen und Proteste sieht man häufig in Barcelona

Panorama

Auf dem Hausberg Montjuic in meiner Nachbarschaft

 Griechisches Theater

Das griechische Theater in meiner Nachbarschaft

Katalanische Pulperia

Katalanische Pulperia

Stadtpanorama

Es kann auch mal bewölkt sein

Schnecken

Spezialitäten „Caracoles“

Gasse

Abenddämmerung in der Stadt

Bildschirm

Bei der Arbeit

Dezember 2019

Der zweite Monat des Praktikums und meines Aufenthaltes ist vorüber und ich merke, dass ich mich langsam nicht mehr neu fühle, sondern angekommen bin. Nun scheint das geplante Praktikum bis Weihnachten schon fast vorbei zu sein, und die Zeit, Woche für Woche, verfliegt. Neben der Arbeit bei BCNecologia, in zwei EU-Projekten, haben wir mit ein paar Arbeitskollegen und Freunden ein Kollektiv gegründet, in dem wir uns neben der Arbeit im Büro auch mit der Stadt beschäftigen, aber auf eine kreative und experimentelle Art und Weise. Das ist eine gute Abwechslung! Wir untersuchen ein Stadtviertel in Barcelona und erstellen ein Buch. Zudem gehe ich nach wie vor zwei Mal pro Woche in die Sprachschule.

Die Wochen sind relativ voll und die Wochenenden ebenso gefüllt mit Ausflügen, Besuchen in Museen und Veranstaltungen, zudem bekomme ich viel Besuch von Freunden. Ich habe beschlossen mein Praktikum bis Ende Februar zu verlängern, da ich auch mit der Diplomarbeit nicht so vorankomme wie geplant. Das gibt mir zusätzlich ausreichend Puffer und das Gefühl, die Zeit hier voll ausgekostet zu haben. Außerdem möchte ich die Bekanntschaften, die ich hier knüpfe auf ein Level zu bringen, auf dem sie auch nach der Zeit hier konstant bleiben können.

Seit ein paar Tagen ist auch hier die Temperatur gesunken, es fühlt sich jedoch so an, als wäre die Jahreszeit im Vergleich zu Wien um einen Monat verschoben. Der Herbst hier ist wunderschön, das Klima mild, die nahen Bergen laden zu Ausflügen in einer bunten Landschaft ein. Und durch die kürzeren Tage kehrt ein bisschen Ruhe in die sonst so lebendige Stadt ein. In Barcelona gibt es fast wöchentlich eine Demonstration, für Katalonien, von Spanien. Hier geht man gerne auf die Straße, und das mit der ganzen Familie. Die Bilder, die in den letzten Wochen in den Medien zu sehen waren, zeichneten ein übertriebenes Bild von gewalttätigen Protesten, von ca. 1 Mio. Menschen, die auf die Straße gingen. Es gab nur wenige, die Mülltonnen und Autos anzündeten, aber dies sind die Bilder, die um die Welt gingen. Das Geräusch von Helikoptern über der Stadt war während dieser Zeit allgegenwärtig. Viele Straßen waren gesperrt, was für mich als passionierten Radler von Vorteil war, um die Stadt ohne Autos zu erfahren. Jeden ersten Freitag im Monat gibt es wie in fast allen großen Städten eine Critical Mass. Wir haben an der Halloween Ausfahrt teilgenommen. Im Gegensatz zu Wien ist die Fahrt aber nicht von der Polizei begleitet.

Hafen

Der Hafen von oben

Stadtmodell

Stadtmodell

Demonstration

Während der Proteste

Büro

Bei der Arbeit

Fahrradwerkstatt

In der Fahrradwerkstatt

Bergpanorama

Herbstwanderung

Zelte und Leute auf der Straße

Besetzter Platz vor der Universität

Leute, Bildgalerie

Sonntags freier Eintritt im Museum

Poster

Wien hat es auf eine Expo in Barcelona geschafft

Stadtpanorama

Barcelona von oben, auf dem Dach des Gebäudes in dem ich arbeite

Winter bis Frühling 2020

Der Winter in Barcelona ist erträglich. Über Weihnachten war ich zu Hause, ohne Verlängerung des Praktikums wäre ich nun wieder in Wien. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie mein Praktikum enden würde. Ich freute mich über vier weitere Monate in Barcelona. Die Arbeit machte nach wie vor Spaß und ich bereitete zusammen mit meinen Kollegen einen Workshop vor. 40 Teilnehmer aus verschiedenen Ländern der Mittelmeerländer der EU trafen sich dazu in Barcelona, unser Büro leitete den Workshop an. Ich habe ein Rollenspiel vorbereitet in dem die Politiker, Forscher und Vertreter der Wirtschaftsförderung, die Rollen tauschten und aus Sicht der BürgerInnen, der Stadtpolitik oder anderen AkteurInnen eine Diskussion führen sollten. Der Workshop verlief gut und war das Highlight des Praktikums.

Die Tage sind ruhiger als im Sommer, die Touristenströme sind weniger geworden und werden bis zum Ende meines Praktikums komplett die Stadt verlassen. Die Freundschaften, die ich hier geschlossen habe, vertiefen sich. An typischen „Erasmusveranstaltungen“ nehme ich nicht teil. Die Internationals in Barcelona haben sich ihre eigene Blase geschaffen. Ich ziehe es vor außerhalb dieser Blase zu sein. Die meisten Menschen, die ich hier kenne, sind schon seit mehreren Jahren in der Stadt und hauptsächlich aus spanischsprachigen Ländern. Weiterhin gehe ich zweimal die Woche in die Sprachschule, die neben der Arbeit zu einem wichtigen Punkt in meinem Leben hier geworden ist. Das Klima ist besser als erwartet, Winterdepressionen kommen hier nicht vor, richtig kalte und düstere Tage gab es wenige in diesem Winter. So wie der Winter später beginnt, beginnt der Frühling auch früher. Wir leiten den Frühling mit Karneval und Grillfeiern mit dem hier typischen gegrillten Lauch ein. Man legt den jungen Lauch über das Feuer bis er innen weich und süß wird. Außen ist er verkohlt, wird zum Verzehr geschält und in eine Sauce getaucht. Als das Coronavirus auftaucht, ist man noch verwirrt, Homeoffice wird angekündigt und durchgezogen. Den letzten Monat meines Praktikums verbringe ich in Quarantäne.

Noch heute bin ich Barcelona und hoffe, dass die Situation sich bald bessert. Außer zum Einkaufen darf man das Haus nicht verlassen, ansonsten drohen Geldbußen. Die Zeit in Barcelona und das Erasmuspraktikum waren lehrreich, spannend und haben definitiv positiv zu meiner Weiterentwicklung beigetragen. Ich werde wohl noch eine Weile hierbleiben, um meine Diplomarbeit zu beenden. Ich habe mich, als ich das erste Mal vor zehn Jahren in dieser Stadt war verliebt, nun hatte ich die Chance hier in einem internationalen Team zu arbeiten und das Leben hier kennenzulernen. Aus einer Verliebtheit ist eine Liebe geworden.

MNS-Maske

Das letzte Wochenende in „Freiheit“ im März

Straße

Manche Bäume bleiben auch im Winter grün

Bibliothek

In der Bibliothek, bei dem Versuch Fortschritte in meiner Diplomarbeit zu erreichen

Häuser

Eine Brachfläche in Raval, dieser Ort ist in der Nähe von meinem Büro

Bahn am Meer

Kurz vor Weihnachten, eine Zugfahrt am Meer entlang

Häuser, Leute

Jedes Stadtviertel hat eine eigene Weihnachtsstraßenbeleuchtung

Strand, Meer

Im Winter kann man trotzdem ein Buch am Strand lesen

Stadtpanorama

Zurück im neuen Jahr

Kirche, Häuser

Spaziergänge bei Nacht mag ich besonders um die Stadt zu entdecken

Gasse

Eine Gasse in Raval

Monitor

Bei der Arbeit beschäftige ich mich hauptsächlich mit Kartographie

Stadtpanorama

Seit dem neuen Jahr jogge ich regelmäßig am Hausberg Montjuic

Leute im Restaurant

Crema Catalana

Leute am Strand

Februarsonne

Badge

Wichtig

Workshop

Workshop der Europäischen Union

Stadtplatz, Leute

Ein Projekt meines Büros

Grillen

Calcotadas, traditionelles Angrillen in Katalonien

Grillparty

Grillen und Karneval

Karneval

Karneval in Sitges

Häuser

Abend in meiner Nachbarschaft