Das Geheimnis des Tempelritters

Mit modernsten naturwissenschaftlichen Methoden wurde ein Grabmal in Verona untersucht – vermutlich die letzte Ruhestätte des Tempelritters Arnau de Torroja.

Stimmt das Material mit den historischen Vermutungen überein? Die Neutronenaktivierungsanalyse deutet darauf hin.

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Stimmt das Material mit den historischen Vermutungen überein? Die Neutronenaktivierungsanalyse deutet darauf hin.

Johannes Sterba

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Johannes Sterba

Bis heute gibt die Geschichte des Tempelordens Rätsel auf. Die Tempelritter spielten zur Zeit der Kreuzzüge eine wichtige Rolle, nicht nur militärisch, sondern auch politisch und kulturell. Sie verbanden die Ideale des mittelalterlichen Rittertums mit dem Mönchstum – zwei Lebensbereiche, die vorher eigentlich streng getrennt waren. Nach einem langwierigen Prozess wurde der Templerorden im 14. Jahrhundert schließlich vom Papst verboten. Die Hintergründe sind bis heute nicht ganz geklärt.

Neue Einblicke in einige der Rätsel rund um den Templerorden soll ein Grabmal in Verona ermöglichen: In der eher unscheinbaren Kirche „San Fermo“ soll Arnau de Torroja

Neutronen aus dem Reaktor

Am Atominstitut der TU Wien, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster wurde das Material des Sarkophags genau untersucht. Man verwendete dafür die Technik der Neutronenaktivierungsanalyse: Neutronen werden auf eine Probe geschossen, manche von ihnen werden von bestimmten Atomkernen in der Probe aufgenommen. Dadurch können sich diese Kerne in radioaktive Kerne umwandeln. Nach der Bestrahlung kommt es daher zu radioaktivem Zerfall – die Emissionen, die dabei entstehen, werden genau gemessen.

„So können wir die Mengenverhältnisse verschiedener Atome in der Probe sehr genau untersuchen“, sagt Johannes Sterba von der TU Wien. „Wir können damit beispielsweise sagen, ob zwei verschiedene Steinproben vom selben Steinbruch kommen, oder ob es sich bei bestimmten Artefakten um Fälschungen handelt, die an einem anderen Ort oder zu einer anderen Zeit hergestellt wurden.“

Historische Untersuchungen dieser Art werden am Atominstitut der TU Wien häufig durchgeführt. Der TRIGA-Reaktor, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster den die TU Wien in der Stadionallee betreibt, ist dafür bestens geeignet: Er liefert Neutronen im passenden Energiebereich, um hochpräzise Neutronenaktivierungsanalyse zu ermöglichen.

Die Daten passen zusammen

Die Untersuchungen ergaben: Sarkophag und Deckel weisen dieselbe Zusammensetzung auf. „Wir konnten keine Unstimmigkeiten entdecken, die das Grabmal als Fälschung entlarvt hätten“, berichtet Johannes Sterba. Von anderen Forschungsteams wurden weitere Untersuchungen durchgeführt: Eine Probe aus dem Oberschenkelknochen konnte mit der Radiocarbonmethode datiert werden – auch diese Ergebnisse passen zu den historischen Überlieferungen. Gezeigt wurde auch, dass es sich um eine männliche Leiche handelt, das Sterbealter dürfte relativ hoch gewesen sein, und genetische Untersuchungen deuten auf eine katalanische Abstammung hin – auch das passt zur Vermutung, dass man in Verona tatsächlich die Überreste von Arnau de Torroja gefunden hat.

Das Forschungsprojekt ist noch nicht vollständig abgeschlossen: Zusätzlich wurden auch alte, teilweise verlorengeglaubte Schriften analysiert, die nun in Kombination mit Erkenntnissen über Arnau de Torroja die Geschichte des Templerordens und seine Auflösung in neuem Licht erscheinen lassen könnten.

Kontakt

Dr. Johannes Sterba
Atominstitut
Technische Universität Wien
T +43-1-58801-141357
johannes.sterba@tuwien.ac.at