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„Wassernobelpreis“ für Prof. Günter Blöschl

Der „Stockholm Water Prize“, die höchste und prestigeträchtigste Auszeichnung im Fachbereich Wasser, wurde dieses Jahr an Prof. Günter Blöschl für seine weltweit führende Forschung in der Hochwasser-Hydrologie verliehen.

Günter Blöschl mit dem Logo des Stockholm Water Prize

© Stockholm Water Foundation

Wie das Preiskomitee schreibt, hat Günter Blöschl „bahnbrechende Beiträge zum Verständnis der Faktoren geleistet, die das zunehmende Hochwasserrisiko im Zuge des Klimawandels in Verbindung mit dem starken Einfluss regionaler Hochwasserprozesse antreiben. Seine auf Beobachtungen basierende Verbindung zwischen Klima und Hochwasser hat gezeigt, dass die letzten zwei Jahrzehnte im Vergleich zu den historischen Aufzeichnungen deutlich hochwasseranfälliger waren.“

Die Verkündung des Preisträgers erfolgte, wie jedes Jahr, im Vorfeld des Weltwassertags am 22. März, welcher seit 2003 von der UN-Wasser organisiert wird. Offiziell übergeben wird der Preis im August von König Carl XVI. Gustaf von Schweden.

Die Forschungsarbeit von Prof. Blöschl befindet sich an der Schnittstelle von Hydrologie, Klima und Gesellschaft und stützt sich sowohl auf experimentelle Daten als auch historische Daten sowie neueste Computermodelle. Mittels genauer Analyse der Häufigkeit und Dynamik von Hochwasserereignissen an europäischen Flüssen von variabler Einzugsgebietsgröße, gelingt es ihm und seinem Team so, das Risiko von zukünftigen Hochwasserereignissen abzuschätzen. So konnte er klar zeigen, der Klimawandel hat einen deutlichen Einfluss auf Hochwasserereignisse, jedoch nicht in jedem Einzugsgebiet auf dieselbe Weise. Diese regionalen Unterschiede lassen sich durch Prof. Blöschls Analysen genauer verstehen.

Internationales Aufsehen erregte Prof. Blöschl auch mit seinem Ansatz der „Sozio-Hydrologie“, nach dem der Wasserkreislauf durch das menschliche Handeln geprägt wird, dieser jedoch gleichermaßen auch das Verhalten des Menschen beeinflusst. Um ein umfassendes Verständnis über Hydrologie zu erlangen und verlässliche Prognosen anstellen zu können, ist deshalb ein Miteinbeziehen der menschlichen Eingriffe in der hydrologischen Forschung unabdingbar.

Als wichtige Quelle für Beobachtungen und hydrologische Datenerhebung dient das von Günter Blöschl eingerichtete Freiluftlabor HOAL – Hydrological Open Air Laboratory in Petzenkirchen (Niederösterreich). Dabei handelt es sich um eine dicht instrumentierte, teils landwirtschaftlich genutzte Versuchsfläche von 60 Hektar Größe, wo mittels der zahlreichen Sensoren sowohl oberirdische als auch unterirdische Wasserströme und Abflüsse gemessen werden können. Mittels der dort gewonnenen Erkenntnisse können sich die Forscherinnen und Forscher ein gutes Bild über die Zusammenhänge zwischen Niederschlag, Grundwasser und Abfluss, sowie den damit verbundenen chemischen Stofftransport, machen.

Günter Blöschl bezeichnet die Zuerkennung des Preises als große Ehre, die es ihm bewusst macht, wie glücklich er sich schätzen kann, mit so brillanten Leuten zusammenzuarbeiten.

Diese Auszeichnung reiht sich in eine Fülle an Preisen ein, die Prof. Blöschl im Laufe seiner Karriere schon empfangen hat, etwa einem ERC Advanced Grant des European Research Council sowie der Horton-Medaille der American Geophysical Union. Außerdem ist Günter Blöschl Mitglied der Österreichichen Akademie der Wissenschaften sowie der US National Academy of Engineering und Senator der Helmholtz-Gemeinschaft für den Forschungsbereich „Erde und Umwelt“.