Citizen Science
Was ist Citizen Science?
Der Begriff Citizen Science kann allgemein als die Beteiligung von Bürger_innen an wissenschaftlicher Forschung beschrieben werden. Er umfasst ein breites Spektrum an Forschungsaktivitäten, die von Beobachtungen und Datensammlung über die Formulierung einer Forschungsfrage und dem Design eines Forschungsprojekts bis hin zu Analyse, Evaluation und Veröffentlichung der Ergebnisse reicht.
Citizen Science beschreibt somit die Praxis, wissenschaftliche Forschung für die Teilnahme der breiten Bevölkerung zu öffnen. Diese Aktivitäten tragen in allen Bereichen der Wissenschaft - seien es Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften oder Geisteswissenschaften - zu wertvollen Ergebnissen bei.
In der Fachwelt werden eine Vielzahl an Definitionen für den Begriff Citizen Science diskutiert (siehe Eitzel et al., 2017, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster; Haklay et al., 2021, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster). Um in dieser breiten Diskussion den Überblick zu bewahren und einen einfachen Einstieg in das Feld zu ermöglichen, hat die European Citizen Science Association (ECSA) einen Leitfaden mit "Zehn Prinzipien von Citizen Science, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster" veröffentlicht, die den Kern von Citizen Science abbilden und die an der TU Wien Bibliothek als grundlegende Qualitätskriterien für unsere Projekte gelten.
Aktuelle Aktivitäten an der TU Wien Bibliothek
Ziel des internationalen Forschungsprojekts "Open Urban Sustainability Hubs (OPUSH), öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster" ist es, Wissen über nachhaltige Entwicklung für lokale Gemeinschaften sichtbar und zugänglich zu machen. Projektpartner_innen aus den vier europäischen Städten Barcelona, Delft, Tallinn und Wien forschen gemeinsam mit Bürger_innen zu Nachhaltigkeit in urbanen Räumen. Bibliotheken und andere lokale Kulturinstitutionen nehmen dabei eine Vermittlerrolle ein. Die TU Wien Bibliothek als Ort des Austausches und der Wissensvermittlung sowie das TU Wien future.lab Research Center führen gemeinsam mit Bürger_innen eine Reihe an Forschungsaktivitäten durch.
Die Gumpendorfer Straße in Wien Mariahilf soll in den kommenden Jahren umgestaltet werden. Um Bürger_innen von Beginn an in diesen Prozess einzubinden, startete die Stadt Wien im Jänner 2023 das Beteiligungsprojekt "Die zukunftsfitte Gumpendorfer Straße - Miteinander gestalten!, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster". Das Verfahren wird vom Büro PlanSinn ausgeführt und aufbauend auf den Ergebnissen wird das Büro Carla Lo Landschaftsarchitektur ein Gestaltungskonzept erarbeiten. Die TU Wien Bibliothek und das TU Wien future.lab Research Center liefern im Rahmen des OPUSH-Projekts zusätzlich die Perspektiven vulnerabler Gruppen, um ein inklusives Beteiligungsverfahren zu gewährleisten. Der Fokus wurde auf Schüler_innen und Alleinerziehende gelegt und die Ergebnisse mit dem Bezirk und den Planungsbüros geteilt.
Die Bedürfnisse von Jugendlichen werden in der Stadtplanung nicht immer ausreichend berücksichtigt. Im öffentlichen Raum außerhalb von Schule, Jugend- und Vereinszentren findet häufig eine Verdrängung statt. In drei Workshops wurden mit Schüler_innen des Amerlinggymnasiums und der WMS Loquaiplatz Fragen an die Gestaltung öffentlichen Raums gestellt, um die Wünsche und Perspektiven Jugendlicher sichtbarer zu machen. Die Ergebnisse wurden abschließend in einem gemeinsamen Workshop mit dem Bezirksvorsteher von Mariahilf Markus Rumelhart und den Planungsbüros PlanSinn und Carla Lo Landschaftsarchitektur besprochen.
Alleinerziehende sind oft stärker als andere Personen auf eine gute Infrastruktur in ihrer Wohnumgebung angewiesen. Zeitmangel und zu wenig Betreuungsangebote erschweren es jedoch, in Beteiligungsprojekten mitzuwirken. In zwei Workshops in der Bücherei Mariahilf wurden Wünsche und Vorschläge zur Erleichterung des Alltags von Alleinerziehenden formuliert. Sie werden in den weiteren Planungsprozess von Bezirk und den Planungsbüros PlanSinn und Carla Lo Landschaftsarchitektur einfließen.
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Ältere Menschen gelten an Hitzetagen als besonders gefährdet. Das Ziel des Citizen-Science-Projekts "Urbane Hitzegeschichten" ist es, persönliche Hitzeerfahrungen von Senior_innen im Grätzl um den Quellenplatz in Wien Favoriten zu sammeln. In Workshops werden alltägliche Wege und Aufenthaltsorte nach dem persönlichen Hitzeempfinden kategorisiert und anschließend wird mit mobilen Sensoren die Temperatur an diesen Orten gemessen. Die gesammelten Daten werden anschließend reflektiert und interpretiert. So entstehen kurze Hitzegeschichten. Sie dienen als Grundlage für einen Chatbot. Der Chatbot soll zur systematischen Erhebung der sozialen Dimensionen von urbaner Hitze beitragen, indem er durch eine möglichst breite Bevölkerungsgruppe genutzt werden kann. So sollen speziell Bedürfnisse vulnerabler Gruppen Berücksichtigung in der Stadtplanung finden.
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Citizen-Science-Projekte an der TU Wien
Das Projekt "Werkstatt Neu Leopoldau" begleitete die Besiedelung des IBA-Quartiers im 21. Wiener Gemeindebezirk als angewandte Forschung. Die Phase des Ankommens der Bewohner_innen und Nutzer_innen im Stadtteil soll als Potenzial für soziale Nachhaltigkeit im Wiener Wohnbau untersucht und mitgestaltet werden.
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Wir erfreuen uns an manchen städtischen Räumen, während wir andere nicht mögen, aber es fällt uns oft schwer, die Gründe für unsere Gefühle zu erkennen. Um diese zu erforschen, stellt das Projekt "City Layers" Citizen Scientists eine innovative Web-App zur Verfügung, mit der die eigene städtische Umgebung ausführlich dokumentiert und bewertet werden kann. Die Beiträge der Citizen Scientists werden Stadtplaner_innen zur Verfügung gestellt und dienen als Grundlage für die Neugestaltung der jeweiligen Stadträume.
Das Projekt "Recycling Heroes" hat zum Ziel, das Bewusstsein über Elektroschrott vor allem bei Schüler_innen, aber auch allgemein in der Gesellschaft zu steigern. Dafür werden im Projekt Prinzipien der Kreislaufwirtschaft mit Citizen-Science-Methoden verbunden.
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Weiterführende Informationen zu Citizen Science
Seit April 2023 ist die TU Wien Mitglied des Citizen Science Network Austria. Das Netzwerk wurde 2017 gegründet, wird koordiniert von der Universität für Bodenkultur Wien und umfasst Institutionen aus Wissenschaft, Forschung, Bildung und Praxis, die sich zum Ziel gesetzt haben:
- Citizen Science in Österreich stärker zu etablieren
- Qualität von Citizen Science in Österreich zu fördern
- Die Bekanntheit von Citizen Science in Österreich zu stärken.
Die European Citizen Science Association (ECSA) wurde 2014 gegründet. Die Ziele sind die Demokratisierung von Wissenschaft, die Förderung von Citizen Science in Europa und die Unterstützung der Partizipation der breiten Bevölkerung in Wissenschaft und Forschung.
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EU-Citizen.Science ist eine Online-Plattform zum Austausch von Wissen, Tools, Schulungen und Ressourcen für Citizen Science.
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SciStarter ist die weltweit größte Online-Plattform für Citizen Science. Sie richtet sich gleichermaßen an Forschende, Bürger_innen und Organisationen und bietet eine umfangreiche Projektdatenbank, Schulungen und Ressourcen für Citizen Science.
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Bürger schaffen Wissen unterstützt seit 2013 Citizen-Science-Projekte. Die Organisation will das Citizen-Science-Netzwerk in Deutschland weiterentwickeln, bekannter machen und informiert auf ihrer eigenen Plattform über Projekte zum Mitforschen.
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Die Geschäftsstelle Citizen Science Schweiz betreut das Citizen-Science-Netzwerk und die Plattform "Schweiz forscht". Sie setzt sich für die Anerkennung und Sichtbarkeit von Citizen Science in der Schweiz ein.