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Faculty Insight: Strategie- und Innovationsmanagement "It's work, but we call it passion!" - Prof. Dr. Jochen Koch

Univ.-Prof. Dr. Jochen Koch ist Inhaber des Lehrstuhls für Management und Organisation an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt / Oder und seit einigen Jahren fixer Bestandteil der Faculty der TU Wien Academy for Continuing Education.

Prof. Dr . Jochen Koch

 

Ab dem Wintersemester 2024/25 wird Prof. Koch sein breites Fachwissen in Management & Leadership erstmals in der Masterclass des Executive MBA Programms Innovation, Digitalization & Entrepreneurship einbringen (Modul „Organizing Innovation“). Neben seinem bereits langjährigem Fachaustausch mit Teilnehmer_innen des Executive MBAs Strategic Management & Technology freuen wir uns über die weiter bestehende, enge Zusammenarbeit mit Prof. Koch im kommenden Studienjahr. Wir haben die erweiterte Lehrtätigkeit zum Anlass genommen und Prof. Koch zum Interview gebeten:

 

Prof. Koch, Sie sind Experte in den Bereichen strategisches Management, Organisationen und Entrepreneurship. Besonderes Augenmerk legen Sie auf strategische Praktiken, Heuristiken und Kreativität. Haben sich in unserer schnelllebigen Arbeitswelt in diesen Bereichen in den letzten Jahren essentielle Änderungen ergeben?

Ja, sehr vielfältige, und dies in Bezug sowohl auf die Praxis aber auch auf die Art und Weise, wie wir diese Arbeitswelt in ihrer Dynamik – oft aber auch mit all ihren „organisationalen Verkrustungen“ – verstehen. Einer der zentralen Momente dieser Entwicklungen scheint mir in der Gleichzeitigkeit von im Grunde widersprüchlichen Erwartungen zu liegen: Sowohl mehr Autonomie als auch zugleich mehr Kontrolle, mehr Ermöglichungen bei gleichzeitiger Erhöhung von Restriktionen. Organisationen, die es verstehen, diese Spannungen, Widersprüche, Paradoxien für sich produktiv zu entfalten, sind eindeutig im Vorteil. Nur gibt es dafür keine einfachen Rezepte und Lösungen, und mir erscheint in dieser Einsicht letztlich die vielleicht grundlegendste Veränderungen zu liegen. Der Wunsch nach Vereinfachung und Orientierung ist genauso verständlich, wie der Notwendigkeit, mit immer Komplexität umgehen zu können aber auch umgehen zu müssen. Dieses Rad lässt sich nicht zurückdrehen und generative KI ist in diesem Sinne nur ein weiterer Akzelerator für diesen Prozess.

Die „unternehmerische Kreativität“ bzw. die Beziehungen zwischen Organisationen und neu entstehenden Märkten sind ebenfalls Teile Ihrer Forschung. Wo sehen Sie hier (notwendige) Neuerungen für Unternehmen in Hinblick auf die umfassenden Technologieentwicklungen, die uns mittlerweile begleiten?

Es gibt viele Indizien dafür, dass sinnvolle und zugleich sinnstiftende Antworten in Organisationen auf die oben bereits angesprochenen Veränderungen nur durch kreatives Handeln gefunden werden können und das Kreativität heute in vielen Bereichen ein „collective accomplishment“ und nicht primär eine individuelle Leistung darstellt. In diesem Sinne werden, insbesondere in Phasen der Entstehung vollkommen neuer Märkte, die Grenzen zwischen Organisationen und Ihrem Umfeld immer durchlässiger. Dafür steht der Begriff des sog. Ecosystems und ich denke, dass es für Unternehmen immer wesentlicher wird zu erkennen und zu verstehen, in welchem Ecosystem sie eingebettet sind, an welches sie Anschluss haben (sollten) und wie sie mit diesem Ecosystem interagieren (können).

Stichwort Start-ups; ein weiterer Teil Ihrer Forschungen. Ist der Hype der Gründung weiterhin ungebrochen – sowohl seitens junger Unternehmer_innen, als auch von Seiten von Investor_innen?

Ein Unternehmen zu gründen und insbesondere mit einem Business Konzept derzeit auf den Zug von KI und Skalierbarkeit aufzuspringen, hat zweifelsohne auch viel von einem Hype. Aber man darf sich keiner Illusion hingeben, denn die Drop-out-Rate ist doch extrem hoch und z.B. eine einzige Keynote von Apple zerstört wahrscheinlich Hunderte von Business Ideen, die irgendwo auf der Welt gestern noch für interessant gehalten wurden. Ich finde es aber grundsätzlich sehr sinnvoll, wenn sich möglichst viele Menschen intensiver mit der Idee auseinandersetzen, ein Unternehmen zu gründen, eine Idee umzusetzen und die ersten Gehversuche in diese Richtung zu unternehmen. Die Erfahrungen, die man dabei sammelt sind ähnlich wie die eines längeren Auslandsaufenthaltes durch nichts zu ersetzen.

Konkret zu unseren beiden Masterclasses „Strategic Management & Technology“ und „Innovation, Digitalization & Entrepreneurship“:  wie unterstützen Sie Studierende dabei, die erlernten Fähigkeiten und Kenntnisse in ihre Karriere zu übertragen? 

Für mich steht im Executive Teaching immer eine zentrale Perspektive im Mittelpunkt: Das, was wir an Theorien und Wissen anzubieten haben, dient am Ende immer dazu, praktische Probleme zu lösen. Insofern ist es mein Bestreben, zusammen mit den Studierenden die Problemlösungsmöglichkeiten unseres Wissens zu explorieren. Theorien sollten als Tools verstanden werden und sich auch als solche bewähren, d.h. im Unterricht erfahrbar sein. Es ist schön, wenn Studierende z.B. wissen, welche Bedeutung „induced“ und „autonomous strategic action“ für die Innovationsfähigkeit haben. Wichtiger ist aber, dass sie mit diesen Ansätzen auch die konkrete Situation und Entwicklung ihres Unternehmens oder ihrer Organisation analysieren können und aus dieser Analyse dann logische Konsequenzen für das eigene praktische Handeln entwickeln. Wenn uns das gemeinsam im Teaching gelingt und die Studierenden dementsprechend ihre „Toolboxen“ erweitern und verfeinern, haben wir einen guten Job gemacht.

Was für einen Rat würden Sie zukünftigen Manager_innen & Gründer_innen in Hinblick auf erfolgreiches Management geben? 

Michel Foucault hat einmal gesagt, dass es nichts Wichtigeres im Leben und in der Arbeit gibt als jemand zu werden, der man zuvor nicht war. Mich darauf beziehend würde ich sagen: Bleiben Sie Werdende und versuchen Sie so wenig wie möglich nur etwas zu sein! Der Leitsatz meines Lehrstuhls ist seit vielen Jahren: „It´s work, but we call it passion!“ Ob uns das immer gelingt? Nicht immer, aber wir hören nicht auf, daran zu arbeiten.

Welche persönlichen Interessen oder Leidenschaften haben Sie dazu bewogen, als Lehrender für unsere Executive MBAs tätig zu sein?  

Auch wenn Sie mich hier als „Lehrender“ ansprechen, so bin ich doch immer auch ein Lernender. Das ist ein großes Privileg und wie schon erwähnt: es ist zwar Arbeit, aber…

 

Vielen Dank für das interessante Gespräch, Herr Prof. Koch!

 

>> Mehr Einblicke in die Lehr- und Forschungstätigkeiten von Prof. Dr. Jochen Koch finden Sie auf dem youtube-channel Reflectory, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster.

 

Entdecken Sie mehr zu unseren Executive MBAs im Bereich Management & Leadership

Mit unseren englischsprachigen Executive MBA Programmen Strategic Management & Technology und Innovation, Digitalization & Entrepreneurship erhalten Teilnehmer_innen einen Wissensaufbau für langhaltiges, erfolgreiches Management. Von der strategischen Planung und Führung bis hin zu Innovationsdenken (im eigenen) Unternehmertum. Wir bieten Expert_innen als Lehrende, einen praxisrelevanten Wissensaustausch und ein internationales Nertzwerk an Studierenden.

Für ein persönliches Beratungsgespräch zu beiden Programmen können Sie sich direkt einen individuellen (virtuellen) Termin, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster mit Mag. Vanessa Racz (Senior Program Managerin - Management & Leadership) vereinbaren oder Sie schreiben uns an mba@tuwien.ac.at.