Female Voices Focus: Christina Hubin
Mag. (FH) Christina Hubin, M.A., spricht über die Herausforderungen auf ihrem Weg zur Führungskraft und die Bedeutung von Weiterbildung.
Wie hat das Frausein Ihren Weg in Ihrer Branche positiv beeinflusst?
Als Frau in einer männerdominierten Branche zu arbeiten, brachte zunächst eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich oft mehr beweisen musste, um Anerkennung und Respekt zu erlangen und damit meine Leistung gesehen wird. Doch im Laufe meiner Berufserfahrung erkannte ich, dass meine weibliche Perspektive und Sensibilität tatsächlich enorme Vorteile bieten.
Frauen haben oft eine ausgeprägtere Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen und subtile Signale wahrzunehmen. Diese Feinfühligkeit ermöglichen es, Konflikte frühzeitig zu erkennen und effektive Lösungen zu finden. Zudem ist es so leichter, zielgruppengerechter zu kommunizieren, was in vielen beruflichen Situationen von Vorteil ist.
Eine weitere positive Auswirkung des Frauseins in meiner Branche war die erhöhte Sichtbarkeit. Ich wurde häufiger als weibliche Vertretung zu bestimmten Themen eingeladen, sei es als Speakerin oder Teilnehmerin an Diskussionsrunden.
Plötzlich Verantwortung - eine große persönliche und berufliche Herausforderung
Auf welche Herausforderungen sind Sie als Frau im Berufsleben gestoßen und wie haben Sie diese überwunden?
Als Frau im Berufsleben bin ich auf verschiedene Herausforderungen gestoßen, insbesondere auf dem Weg zur Führungskraft und Bereichsleiterin. Eine davon war das Gefühl, zwischen Machtkämpfen zu stehen und den subtilen Machtspielen, die oft in Arbeitsumgebungen vorhanden sind, ausgesetzt zu sein. In solchen Situationen war es entscheidend, sachlich und professionell zu bleiben und mich nicht von meinen Emotionen beeinflussen zu lassen. Mein Leitsatz dabei war stets, meine Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen und mich auf die Sache zu konzentrieren.
Eine weitere Herausforderung war der Übergang zu einem neuen Job, bei dem ich plötzlich mit der Verantwortung konfrontiert war, einen neuen Bereich aufzubauen. Der Erfolg war entscheidend für das Bestehen des Bereichs, und das stellte mich vor eine große persönliche und berufliche Herausforderung. In dieser Situation war die weibliche Neigung zur Selbstzweifel und Unsicherheit besonders präsent. Doch ich erkannte, dass ich nichts zu verlieren hatte und lernte, einfach voranzugehen und das zu tun, was ich für richtig hielt. Diese Erfahrung erwies sich als mein größter Karrieresprung.
Es war wichtig für mich, in solchen Situationen nicht allein zu handeln, sondern Hilfe zu suchen, wenn ich sie brauchte. Durch Recherche und die Bereitschaft, Unterstützung anzunehmen, machte ich meine größte persönliche und berufliche Entwicklung.
Inwiefern hat Weiterbildung Ihre Karriere beeinflusst?
Ich habe mein erstes Magisterstudium für wirtschaftsberatende Berufe auf der FH Wiener Neustadt und mein zweites berufsbegleitendes Masterstudium für Wirtschaft und Recht der öffentlichen Verwaltung abgeschlossen. Weiterbildung zeigt ein gewissen Maß an Lernbereitschaft und Zielstrebigkeit. Für mich war immer klar ein Wirtschaftsstudium abzuschließen um nicht auf Grund meiner fehlenden Ausbildung an Grenzen meiner Karriere zu stoßen. Diesen Grundstein kann man schon sehr früh legen aber auch jederzeit nachholen.
Beruflicher Erfahrung und kontinuierlicher Weiterbildung sind entscheidend für die eigene Entwicklung
Welche Bedeutung hat die kontinuierliche Weiterbildung Ihrer Meinung nach für Frauen?
Der Wille nach Weiterbildung darf nie enden. Kontinuierliche Weiterbildung ist meiner Meinung nach von entscheidender Bedeutung für Frauen im Berufsleben. Obwohl ich nach meinem Studium zunächst zögerte, mich erneut dem Lernprozess zu unterziehen, erkannte ich bald, dass der Wille zur Weiterbildung niemals enden sollte. Die Kombination aus beruflicher Erfahrung und kontinuierlicher Weiterbildung trägt maßgeblich zur eigenen Entwicklung und Kompetenzerweiterung bei.
Die Art der Weiterbildung hat sich im Laufe der Zeit verändert und ist nun oft weniger von Prüfungsstress geprägt. Durch meine Berufserfahrung konnte ich im Laufe der Zeit meine Stärken erkennen und feststellen, in welchen Bereichen ich mich persönlich und fachlich weiterentwickeln möchte, um meine angestrebte Karriere zu verfolgen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass mit dem richtigen Interesse und der entsprechenden Lernbereitschaft jeder in der Lage ist, sich die für den Job erforderlichen Fähigkeiten anzueignen.
Jeder Tag ist eine Chance, etwas Neues zu lernen
Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben, wenn es darum geht, beruflich voranzukommen?
Wenn ich meinem jüngeren Ich einen Rat geben könnte, wäre es, offen durchs Leben zu gehen und jeden Tag als Chance zu sehen, etwas Neues zu lernen. Aus schwierigen Situationen sollte man besonders viel lernen und nicht die Schuld bei anderen suchen. Es lohnt es sich, sich von unterschiedlichsten Menschen inspirieren zu lassen und deren Erfahrungen zu lernen.
Ein weiterer wichtiger Rat wäre, nicht alles so persönlich und emotional zu nehmen, insbesondere im Berufsleben. Oft ist es hilfreich, eine Beobachterrolle einzunehmen und Situationen aus einer gewissen Distanz zu betrachten.
Und nicht zuletzt würde ich meinem jüngeren Ich erklären, dass es völlig in Ordnung ist, sich im Laufe der Zeit zu entwickeln und zu wachsen. Mit 20 Jahren hat man noch nicht die gleiche Gelassenheit, Erfahrung und Kompetenz wie mit 40 Jahren.
Wie können Unternehmen Frauen, insbesondere in (angehenden) Führungsrollen, besser unterstützen?
Ich bin fest davon überzeugt, dass Unternehmen Frauen in (angehenden) Führungsrollen besser unterstützen können, indem sie gezielte Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen für Frauen anbieten. Frauen bringen oft ein besonderes Maß an Feinfühligkeit und Empathie mit, was in sozialen Situationen von Vorteil ist. Jedoch neigen sie gleichzeitig dazu, sich selbst zu unterschätzen und ihre eigenen Stärken nicht ausreichend zu erkennen. Daher sollten Schulungen und Weiterbildungsprogramme gezielt darauf abzielen, Frauen dabei zu helfen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und ihre Fähigkeiten zu erkennen und zu entwickeln. Es ist nun mal Fakt, dass Männer und Frauen unterschiedlich die Umwelt wahrnehmen und unterschiedliche kommunizieren. Alleine, wenn diese Erkenntnis gegeben ist, kann viel bewusster kommuniziert und gehandelt werden.
Ein wichtiger Schwerpunkt sollte auf Schlüsselkompetenzen wie Präsentationstechniken, Verhandlungstechniken und Kommunikationsfähigkeiten liegen, da diese für den Erfolg in Führungspositionen entscheidend sind. Durch gezielte Schulungen in diesen Bereichen können Frauen ihr Selbstbewusstsein stärken und besser für ihre Ideen und Anliegen eintreten.
Ich denke, es ist für jeden unglaublich wichtig, sich der eigenen Stärken und Werte bewusst zu sein, um wirklich „selbstbewusst“ und überzeugend nach außen auftreten zu können. Wenn wir uns selbst gut kennen und verstehen, können wir viel selbstsicherer unsere Ideen und Visionen präsentieren.
Ich persönlich habe gelernt, wie wichtig es ist, Zeit für Selbstreflexion zu nehmen und mich wirklich mit meinen eigenen Stärken und Werten auseinanderzusetzen. Das hat mir geholfen, selbstsicher und souverän aufzutreten und mich zu präsentieren. Ich denke, jede Frau sollte die Gelegenheit haben, diese Art von Selbstentwicklung zu erleben, denn es kann wirklich einen großen Unterschied machen, besonders wenn man eine Führungsposition anstrebt.
Durch diese Selbstreflexion können Frauen auch lernen, sich selbst mehr zu vertrauen und mutiger zu sein, wenn es darum geht, ihre Ziele zu verfolgen. Das ist etwas, was meiner Meinung nach viele Männer bereits von Natur aus mitbringen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Frauen auch die Möglichkeit haben, diese Fähigkeiten zu entwickeln und selbstbewusst in Führungspositionen zu agieren.
Darüber hinaus ist es meiner Meinung nach für jeden, unabhängig von Geschlecht, der eine angehende Führungsrolle einnimmt, wichtig, einen erfahrenen Mentor oder Coach an seiner Seite zu haben. Ein Mentor kann wertvolle Unterstützung bieten, indem er seine Erfahrungen teilt, Ratschläge gibt und als Vorbild dient.
"Ich denke, es ist wichtig, dass Frauen im Berufsleben ihre ganz individuellen Werte und Stärken erkennen. Dieses Selbstbewusstsein und Selbstkenntnis sind wirklich entscheidend, um in Führungspositionen erfolgreich zu sein. Wir haben so viele Stärken, die wir nutzen können! Es geht darum, sich selbst zu kennen und sich auf die eigenen Stärken verlassen um selbstbewusst als Führungskraft zu wirken."
Mag. (FH) Christina Hubin, M.A., öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster | Vortragende MBA Mobility Transformation | Upstream Mobility
Bleiben Sie auf dem Laufenden über die neuesten Nachrichten der TU Wien Academy for Continuing Education
Sie erhalten exklusive Inhalte direkt in Ihren Mails, einschließlich Einblicke in unsere Studienprogramme, aktuelle Themen aus Führung und Technologie und Einladungen zu bevorstehenden Veranstaltungen. Verpassen Sie nicht diese Gelegenheit, mit der globalen Gemeinschaft der TU Wien in Verbindung zu bleiben.