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Faculty Insights: Mobility Transformation: Wegweiser für eine nachhaltige Zukunft

Transformative Mobilität im Fokus: technologische, gesellschaftliche und ökologische Aspekte für eine nachhaltige Verkehrszukunft.

Mobi

Könnten Sie bitte Ihren beruflichen Hintergrund und Ihre derzeitige Rolle bei Fraunhofer Austria Research GmbH erläutern?

In meinem Studium an der RWTH Aachen und in meiner Dissertation habe ich mich hauptsächlich mit Güterverkehrs- und Mobilitätsthemen beschäftigt. So kam ich 2011 zu Fraunhofer Austria und die TU Wien. Bei Fraunhofer leite ich die Forschungskoordination und an der TU Wien halte ich neben der Lehrgangsleitung „Mobility Transformation“ auch die Vorlesung „Logistik“. Im Rahmen meiner Aufgaben bei Fraunhofer bin ich vor allem für die Beantragung und Abwicklung öffentlich geförderter Forschungsprojekte zuständig, aber auch für die strategische Weiterentwicklung unserer Forschungsaktivitäten und -themen, den Aufbau von Netzwerken mit Ministerien oder Verbänden und weitere interne Projekte. Inhaltlich beschäftige ich mich als Projektleiterin mit dem Forschungsthema des „Physical Internet“, leite hierzu zwei Projekte und bin Teil eines spannenden internationalen EU-Projektes.

Wie würden Sie den Begriff 'Mobility Transformation' definieren und warum ist er in der heutigen Zeit so relevant?

Unter Mobility Transformation verstehe ich die „Mobilitätswende“ – also eine grundlegende Veränderung, wie wir uns selbst und wie sich Güter durch unser Transportnetz bewegen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels muss Mobilität effizienter, nachhaltiger, sicherer und zugänglicher gestaltet werden, um einen signifikanten Beitrag zur CO2-Reduktion zu leisten. Hierzu gehören sowohl technologische, gesellschaftliche, ökonomische als vor allem auch ökologische Aspekte – diese bilden wir alle ganzheitlich in unserem Executive MBA ab.

Welche Themen und Inhalte werden im MBA-Programm 'Mobility Transformation' der TU Wien behandelt?

Wie gesagt verstehen wir die Mobilität ganzheitlich und bauen unser Programm in drei sich ergänzenden inhaltlichen Blöcken auf: Im Bereich „Mobilitätstechnologien“ gehen wir auf Zero Emission Antriebstechnologien und Automatisiertes Fahren ein. Damit hängt die Mobilitätsinfrastruktur unmittelbar zusammen: Hier geht es um die Gestaltung nachhaltige Transportnetzwerke, die Ladeinfrastruktur, und nachhaltigen multimodalen Güterverkehr. Abgerundet wird das Programm durch den Block Plattformen & Business Models, bei dem wir Aspekte der Digitalisierung im Personen- und Güterverkehr betrachten und innovative Geschäftsmodelle rund um Mobilität vermitteln.

Für wen ist das MBA-Programm besonders geeignet?

Das Programm ist besonders für intrinsisch motivierte Persönlichkeiten, die etwas verändern möchten, geeignet! Egal ob mit oder ohne fachliches Vorwissen – die Hauptsache ist, ein Teil der Wende hin zu klimaverträglicher Mobilität sein zu wollen. Wir hatten bisher sowohl QuereinsteigerInnen als auch ExpertInnen, die an unserem Programm teilgenommen haben.  

Welche spezifischen Fähigkeiten und Kenntnisse erwerben die Studierenden im Rahmen dieses Programms?

Studierende lernen zum Beispiel anhand einer Case Study, wie man das GLEC-Framework anwendet, um logistische Emissionen gemäß der ISO 14083 zu berechnen und auf dieser Basis nachhaltige Transportentscheidungen treffen zu können. Sie lernen zum Beispiel das Konzept des Physical Internet kennen, ein innovatives und globales Logistiksystem, das einen Paradigmenwechsel darstellt, wie Güter transportiert, gelagert und verteilt werden.

Welche beruflichen Perspektiven eröffnen sich den Absolventen des Programms?

Fast alle Absolventen haben nach dem Abschluss des Executive MBAs einen Karrieresprung erlebt, und / oder die Arbeitsstelle gewechselt. Die meisten sind nun in Bereichen der Mobilität bei großen nationalen oder internationalen Unternehmen in verantwortungsvollen Positionen tätig.

Wie beeinflusst das Konzept des Physical Internet die Zukunft der Transportlogistik?

Das Physical Internet ist ein Konzept, eine Vision für eine hochgradig vernetzte, standardisierte und effiziente Transportlogistik. Durch die Nutzung von IoT sowie die Förderung von Kollaboration und Standardisierung können Unternehmen ihre Effizienz steigern, Kosten senken und gleichzeitig die Umweltbelastungen reduzieren. Die Umsetzung dieses Konzepts erfordert jedoch eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Stakeholdern, also produzierenden und transportierenden Unternehmen, Regierungen und Forschungseinrichtungen und auch Investitionen in Infrastruktur und Technologie. Wenn diese Herausforderungen gemeistert werden, hat das Physical Internet das Potenzial, die Transportlogistik grundlegend zu revolutionieren und die Weichen für eine nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität zu stellen.

Welche Rolle spielen kollaborative Transportnetzwerke in der modernen Logistik?

Kollaborative Transportnetzwerke sind Teil bzw. Element des Physical Internets. Sie ermöglichen es Unternehmen, Ressourcen, Informationen und Infrastrukturen gemeinsam zu nutzen, um Effizienz, Flexibilität und Nachhaltigkeit zu verbessern. Wichtige Aspekte sind vor allem die Reduktion von Emissionen durch weniger Leerfahrten durch Bündelung, eine optimierte Routenplanung zur gemeinsamen Nutzung von Daten und Routeninformationen, oder der Einsatz von digitalen Plattformen und Netzwerken, die den Austausch von Informationen und die Koordination zwischen Partnern erleichtern.

Wie können integrierte Transport- und Produktionsplanung die Effizienz in der Logistikbranche verbessern?

Integrierte Transport- und Produktionsplanung bietet signifikante Effizienzgewinne durch die bessere Nutzung von Ressourcen, die Reduktion von Kosten und die Erhöhung der Flexibilität und Kundenzufriedenheit. Wenn IoT-devices genutzt werden und eine enge Abstimmung zwischen Produktion und Logistik erfolgt, können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen. Die Implementierung einer solchen integrierten Planung erfordert eine sorgfältige Planung, geeignete IT-Systeme und eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen und Partnern in der Lieferkette.

Was sind die spannendsten Trends und Innovationen im Bereich der Mobilität und Logistik, die im Programm behandelt werden?

Wir behandeln das Physical Internet, neue Antriebstechnologien, aber auch innovative Digitalisierungskonzepte, Mikro-Hub-Konzepte, neue Liefermodelle für urbane Logistik und haben auch Gast-Experten, die über ihre aktuellen Projekte berichten.

Können Sie uns mehr über das Mobilitäts-Leitprojekt „PhysICAL - Physical Internet through cooperative Austrian Logistics“ erzählen und welche Ziele es verfolgt?

Das Leitprojekt PhysICAL schafft die nötigen Grundlagen für eine flächendeckende Umsetzung des Physical Internet in Österreich – zum Schutz des Klimas und für eine effizientere Transportlogistik. Unter anderem werden Anwendungsmöglichkeiten in vier verschiedenen Piloten entwickelt. Wir wollen zeigen, dass das Physical Internet der österreichischen Transportwirtschaft einen ökonomischen Vorteil und zugleich der Gesellschaft einen ökologischen und sozioökonomischen Nutzen bringt. Für einen flächendeckenden Einsatz ist jedoch noch Entwicklungsarbeit nötig, wie zum Beispiel die Bereitstellung von offenen Informationssystemen wie Plattformen oder die Weiterentwicklung von intelligenten Transporteinheiten und die dafür notwendigen Infrastrukturen.

Wie wichtig ist interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Forschung und Entwicklung im Bereich der Mobilität?

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist ein Schlüsselfaktor für den Erfolg von Forschung und Entwicklung im Bereich der Mobilität. Sie ermöglicht es, komplexe Herausforderungen ganzheitlich zu betrachten, innovative Lösungen zu entwickeln, die gesellschaftliche Akzeptanz zu erhöhen und nachhaltige sowie wirtschaftlich tragfähige Mobilitätssysteme zu schaffen. Wenn verschiedene Disziplinen zusammen betrachtet werden und Synergien gefördert werden, können technologische und organisatorische, aber auch sozial nachhaltige Mobilitätslösungen entwickelt werden.

Können Sie ein Beispiel aus Ihrer Forschung nennen, das besonders faszinierend oder überraschend war?

Vor 10 Jahren haben wir ein Modell zur integrierten Planung von Produktion und Logistik entwickelt. Leider waren zu diesem Zeitpunkt die öffentlich verfügbaren Solver noch nicht so leistungsfähig, so dass die Ergebnisse erst 24 Stunden später verfügbar waren. Wir hätten sie innerhalb einer Stunde benötigt – das ist mit den heutigen Lösungen machbar!

Erfahren Sie mehr über den Executive MBA Mobility Transformation

Das Programm vermittelt interdisziplinäres Know-how für emissionsfreie Mobilitätslösungen. Erwerben Sie Kompetenzen in Managementstrategien, Technologien und nachhaltiger Infrastruktur. Praxisnahes Training und individuelles Coaching befähigen Sie, innovative Mobilitätsplattformen zu gestalten und eine grünere Zukunft zu fördern. Treiben Sie Ihre Karriere voran und leisten Sie einen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität.

>> Erfahren Sie mehr über das Programm

Über die Lehrgangsleiterin

Sandra Stein

Dr. Sandra Stein leitet den Bereich Forschung bei der Fraunhofer Austria Research GmbH. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Transportlogistik, insbes. Physical Internet, kollaborative Transportnetzwerke, integrierte Transport- und Produktionsplanung, FTI in der Logistik, Logistik-Cluster, die sich in einer Vielzahl an Publikationen widerspiegeln. Sie leitet diverse öffentlich geförderte Projekte, wie z.B. das österreichische Mobilitäts-Leitprojekt „PhysICAL - Physical Internet through cooperative Austrian Logistics“.