Presseaussendungen

"Wie intelligent ist ein Frankfurter?" - Diese und andere Fragen wurden beim ersten wissenschaftlichen Würstelstand an der Technischen Universität Wien diskutiert

Was geschieht, wenn sich Wissenschaftler mit einem Querschnitt der Bevölkerung in einer wissenschaftlichen Umgebung treffen? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, verpflanzte man letztes Wochenende einen Würstelstand ins Ionenstrahllabor des Instituts für Allgemeine Physik an der Technischen Universität (TU) Wien.

Wien (TU). - "Sind die Würschteln eh' nicht verstrahlt?" "Kann da eh' nix passieren?" "Ach, wie interessant! Toll, so viele Geräte und blinkende Lampen. Schaut echt wissenschaftlich aus." Auffallend war die zu Beginn gezeigte Scheu und das gleichzeitige Interesse der meisten Würstelstand-Besucher. Eingeladen waren Vertreter der unterschiedlichsten Professionen - vom Fotographen über den Brillendesigner bis hin zum Kulturmanager. Innerhalb kürzester Zeit entspann sich eine lebhafte Diskussion und die Wissenschaft wurde - erwartungsgemäß - zum allgemeinen Gesprächsthema. Ebenfalls erwartungsgemäß wurde das Bild des Wissenschaftlers gezeichnet.

Unverständnis, Unglauben und Verwunderung - diese Reaktion war bei den nicht-wissenschaftlichen Würstelstandbesuchern vorherrschend. Unverständnis darüber, daß Wissenschaftler in der Wirtschaft für gewinnbringende Forschungsergebnisse nicht mit Geld überhäuft werden. Unglauben darüber, daß die Wirtschaft bei den österreichischen Wissenschaftlern nicht Schlange steht und nach neuen Forschungsergebnissen lechzt. Große Verwunderung darüber, daß in Österreich erzielte Forschungsleistungen sehr häufig auch im Ausland mit großer Begeisterung nachgefragt werden. "Echt, Eure Forschungen sind auch im Ausland bekannt?" Natürlich wurde auch nach dem Sinn der wissenschaftlichen Betätigung gefragt. "Warum und wofür werden Sie als Physiker eigentlich bezahlt?"

Man konnte sich relativ rasch darauf einigen, daß Spitzenforschung für die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses und das intellektuelle Potential auch für ein Land wie Österreich ein unbedingtes Muß ist. Daß das Forschen an sich - neben Lehre und Verwaltung - einen vergleichsweise großen Teil der Arbeitszeit ausmacht, konnte vor dem imposanten Hintergrund der Ionenstrahlanlage relativ einfach vermittelt werden. Zustimmung konnte auch in der Hinsicht erzielt werden, daß Forschung maßgeblich dazu beiträgt, die Qualität alltäglicher Gebrauchsgegenstände zu verbessern. Anhand zahlreicher bestehender Forschungskooperationen (TU Wien/Unternehmen) konnte auch belegt werden, daß Forscher mit ihrer Arbeit einen wesentlichen Teil zur Erhaltung der unternehmerischen Wettbewerbsfähigkeit beiträgt.

Der Abend machte deutlich, daß vor allem Unkenntnis zu Vorurteilen und Unverständnis führt. Gefordert sind also zum einen - und vorrangig - die Wissenschaftler selbst. Ihre Aufgabe muß es sein, ihren Forscheralltag gegenüber der Bevölkerung in verständlicher Art und Weise zu erklären. Umgekehrt ist natürlich auch die Bevölkerung aufgerufen, ein derartiges Informationsangebot anzunehmen. Daß es funktionieren kann, das hat der Abend im Ionenstrahllabor am Institut für Allgemeine Physik an der TU Wien eindrucksvoll bewiesen.