Presseaussendungen

Kamera-Positioniersystem hilft beim Digitalisieren alter Gemälde

Für das Kunsthistorische Museum Wien entwickelte ein Team der TU Wien ein computergesteuertes Kamera-Positioniersystem zum hochauflösenden Digitalisieren von Bildern.

Historisches Bild wird gescannt, ein Mitarbeiter überwacht den Vorgang an einem Laptop.

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Das Kamera-Positioniersystem im Einsatz im Kunsthistorischen Museum Wien [1]

Das Kamera-Positioniersystem im Einsatz im Kunsthistorischen Museum Wien [1]

Das Team von Prof. Georg Kartnig (rechts), mit dem Kamera-Positioniersystem

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Das Team von Prof. Georg Kartnig (rechts), mit dem Kamera-Positioniersystem

Das Team von Prof. Georg Kartnig (rechts), mit dem Kamera-Positioniersystem

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Man könnte meinen, es sei ganz einfach: In vielen großen Museen drängen sich Touristen mit Kameras und Smartphones vor den berühmtesten Werken und versuchen, die Bilder abzufotografieren. Wenn man allerdings ernsthaft eine hochqualitative Digitalisierung eines Kunstwerks erstellen möchte, muss man ganz anders an die Sache herangehen: Die TU Wien entwickelte nun ein computergesteuertes Kamera-Positioniersystem, das Gemälde automatisch abrastert und eine Serie von Bildern aufnimmt, die dann zu einer hochauflösenden digitalen Reproduktion zusammengesetzt werden können. In Auftrag gegeben wurde das Positioniersystem vom Kunsthistorischen Museum Wien, wo es zur Vorbereitung der aktuellen großen Pieter-Bruegel-Ausstellung eingesetzt wurde.

Von Röntgen bis Infrarot

„Aus bis zu 200 Teilbildern werden hochwertige digitale Reproduktionen zusammengesetzt, um möglichst viele Details abbilden zu können“, sagt Prof. Georg Kartnig vom Institut für Konstruktionswissenschaften und Technische Logistik der TU Wien. Die Anforderungen an die Genauigkeit beim Fotografieren sind sehr hoch, daher ist es sinnvoll, diese Präzisionsarbeit nicht einem Menschen zu überlassen, sondern ihm einen Roboter zur Seite zu stellen.

Der Foto-Roboter, den Georg Kartnig mit seinem Team entwickelte, kann mit unterschiedlichen Kameras bestückt werden – so lassen sich auch Infrarotaufnahmen und sogar Röntgenaufnahmen erstellen. Um die mittels unterschiedlicher Techniken gewonnenen Bilder optimal vergleichen und auswerten zu können, müssen die Einzelaufnahmen nicht nur zusammengesetzt, sondern auch registriert werden. „Das ist kunsthistorisch oft höchst interessant“, erklärt Elke Oberthaler, Gemälderestauratorin vom Kunsthistorischen Museum Wien. „Immer wieder entdeckt man, dass unter dem sichtbaren Bild noch andere, übermalte Schichten oder Unterzeichnungen des Künstlers verborgen sind, oder man kann damit nachweisen, dass ein Bild ursprünglich kleiner oder sogar größer war.“

Millimeterarbeit

Der Roboter bringt die Kamera exakt in die richtige Position, nimmt ein Foto auf und transportiert die Kamera weiter, so lange bis das ganze Gemälde digitalisiert wurde. „Wichtig ist, dass die Kamera nicht nur parallel zum Kunstwerk transportiert werden kann, sondern auch in der dritten Dimension, zum Kunstwerk hin oder vom Kunstwerk weg“, erklärt Georg Kartnig. Manche alten Gemälde sind nämlich nicht perfekt eben. Auf Holz gemalte Bilder sind manchmal stark gewölbt, der Abstand zwischen Kamera und Kunstwerk soll aber immer konstant sein, um eine gleichbleibende Bildschärfe zu gewährleisten. Mit einem Laser-Sensor wird bei jeder Aufnahme der Abstand gemessen und präzise nachjustiert.

Insgesamt verfügt der Foto-Roboter über mehr als 20 Sensoren und vier verschiedene Antriebe. Trotzdem durfte der Roboter eine gewisse Maximalgröße nicht übersteigen – schließlich muss er problemlos im Aufzug des Kunsthistorischen Museums transportiert werden können.

Nicht nur die mechanische Konstruktion wurde an der TU Wien entwickelt, auch die elektronische Steuerung entstand am Institut für Konstruktionswissenschaften und Technische Logistik, im Team von Prof. Manfred Grafinger. Auch eine benutzerfreundliche Oberfläche wurde für das Kamera-Positioniersystem entwickelt.

„Ein derartig leistungsfähiges Gerät für das Digitalisieren von Kunst gab es bisher noch nicht“, sagt Dr. Stefan Weppelmann, Direktor der Gemäldegalerie. „Wir sind sicher, dass es dem Kunsthistorischen Museum noch wertvolle Dienste leisten wird.“ Die mit Hilfe des Kamera-Positioniersystems erstellten Reproduktionen zur aktuellen Pieter-Bruegel-Ausstellung sind sowohl im Ausstellungskatalog als auch online unter www.insidebruegel.net, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster zu bewundern.
 

[1] Foto: Kunsthistorisches Museum Wien


Kontakt:
Prof. Dr. Georg Kartnig
Institut für Konstruktionswissenschaften und Produktentwicklung
Technische Universität Wien
T: +43-1-58801-30748
georg.kartnig@tuwien.ac.at

Aussender:
Dr. Florian Aigner
Technische Universität Wien
PR und Marketing
Resselgasse 3, 1040 Wien
T: +43-1-58801-41027
florian.aigner@tuwien.ac.at