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Nachlese: Insel muss Insel bleiben – YouTuber trifft Bauleiter

Unter diesem Motto fand am 22. Mai 2024 die öffentliche Vorlesung als Teil der Lehrveranstaltung „Grundlagen des Baubetriebs“ an statt.

Voll bsetzter Hörsaal

© TU Wien / Matthias Heisler

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Vier Männ am Podium

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Voller Hörsaal

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Mann hält blaues Buch in der Hand

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Arthur Schönwälder, Bernhard Rennhofer, Hans-Georg Jogl und Leopold Winkler

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Bei der etwas anderen Lehrveranstaltung, „Insel muss Insel bleiben – YouTuber trifft Bauleiter“, tauschten sich der damalige Bauleiter und ehemalige Universitätsprofessor Hans-Georg Jodl und der YouTuber und Bauingenieur Bernhard Rennhofer zum Bau der Donauinsel aus. Moderiert wurde die Veranstaltung von Arthur Schönwälder und Leopold Winkler. Generationenübergreifende Themen des Baubetriebs standen dabei im Vordergrund.

„Warum brauchen wir die Grundlagen des Baubetriebs?“

Diese Frage stellten eingangs die Moderatoren Arthur Schönwälder und Leopold Winkler und lieferten prompt Antworten. Drei Kernaussagen wurden herausgearbeitet:

1. Grundlagen des Baubetriebs brauchen wir, um Faszination für die Bauprozesse zu wecken.

Die Moderatoren stellten die Frage, wer die Zukunft bauen und auf der Baustelle arbeiten solle, wenn nicht die Bauingenieur_innen. Schönwälder sprach davon, dass es neben technischen Kenntnissen auch viel Kreativität, Organisationsgeschick und Menschlichkeit brauche – alles Eigenschaften, die sich selbst durch aktuelle Megatrends wie Künstliche Intelligenz nicht ersetzen lassen.

2. Grundlagen des Baubetriebs brauchen wir, damit bei unseren Bauwerken keine Arbeitskräfte gefährdet werden.

Winkler führte fort, dass die schönsten Bauwerke wertlos sind, wenn Menschenleben unnötigen Gefahren ausgesetzt werden. Dazu ist es seiner Ansicht nach notwendig, dass das gesamte Baustellenteam dieselbe Sprache spricht, gemeinsam an einem Strang zieht und rasch auf sich ändernde Gegebenheiten reagiert.

Er betonte, dass es nicht zuletzt in der Verantwortung des Bauleiters bzw. der Bauleiterin liegt, dafür zu sorgen, dass ein sicheres Arbeitsumfeld gegeben und die Baustelle dadurch ein attraktiver Arbeitsplatz ist.

3. Grundlagen des Baubetriebs brauchen wir, um bekanntes Wissen auf neue Herausforderungen anzuwenden.

Obwohl die Kernprozesse seit Jahrzehnten weitgehend unverändert geblieben sind, haben sich heutzutage die Rahmenbedingungen während der Bauausführung deutlich geändert. Die Anforderungen an Bauleiter_innen sind deutlich vielseitiger und anspruchsvoller geworden. Der Fokus hat sich zusehend von der rein technischen Umsetzung sukzessive in Richtung von organisatorischen und rechtlich versierten Manager_innen verschoben. Als Beispiel nannte Schönwälder die ÖN B 2110, die „Schablone“ für viele Bauverträge: Bei der Erstveröffentlichung 1947 hatte diese 8 Seiten, 2023 bestand diese aus bereits 50 Seiten.

Als neue Herausforderung nannte Winkler die klimaneutrale und ressourcenschonende Baustellenabwicklung. Er plädierte unter anderem dafür, Verschwendungen in jeglicher Hinsicht zu reduzieren, um den latenten Fachkräftemangel zu kompensieren.

Die Vortragenden waren sich einig, dass diese Lücke selbst durch den zielgerichteten Einsatz moderner Anwendungen nur teilweise geschlossen werden kann. Der Rest obliegt jedoch weiterhin dem geschickten Handeln der tätigen Bauingenieur_innen.

Abschließend richteten die Lektoren der LVA „Grundlagen des Baubetriebs“ noch einen Appell an die Zuhörer_innen. Studierende sollen ihre Scheu ablegen und das gelernte Wissen durch praktische Einsätze ergänzen und erweitern. Erfahrene Praktiker_innen ermutigten die beiden, ihre Erfahrungen und Wissen mit jungen Kolleg_innen zu teilen, um diese für das Bauingenieurwesen zu faszinieren. Zuletzt appellierten sie an die TU Wien, den Stellenwert der baupraktischen Aspekte im Rahmen der Lehre und Forschung weiterhin zu bewahren.

Als Vertreterinnen des Instituts für Baubetrieb und Bauwirtschaft erläuterten Jacqueline Raab und Astrid Bischofberger die Interdisziplinarität des Instituts und dessen Bedeutung im Rahmen der universitären Ausbildung.

YouTuber Rennhofer zum Bau der Donauinsel

Bekannt wurde Bernhard Rennhofer durch seine baubetrieblichen Videos, die teilweise bereits knapp 1 Mio. Aufrufe auf YouTube haben. Nun hatte er die Möglichkeit, direkt vor Publikum interessante Einblicke in die Geschichte und den Bau der Donauinsel in Wien zu geben.

Im Hauptteil der Veranstaltung „Insel muss Insel bleiben“ wurde eine lebhafte Diskussion zwischen dem jungen Bauingenieur Rennhofer und dem damaligen Bauleiter und mittlerweile emeritierten Professor Jodl geführt. Es wurden die spezifischen Herausforderungen der Bauausführung in den 1970ern und 1980ern besprochen und dabei sowohl Parallelen als auch Unterschiede zum heutigen Baubetrieb erörtert.

Die gesamte Diskussion kann über folgenden Link nachgesehen werden:

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Insel muss Insel bleiben - Youtuber trifft Bauleiter

Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass das Projekt bereits damals maßgeblich durch baubegleitende Änderungen beeinflusst wurde. Dem Geschick der Bauingenieur_innen ist es zu verdanken, dass die Donauinsel dadurch genau zu dem Juwel geworden ist, das die Wiener_innen seit knapp 40 Jahren zu schätzen wissen.

Institutsvorstand Professor Lulei schloss die Veranstaltung mit dem ermutigenden Aufruf an alle angehenden Bauingenieur_innen, dass trotz Automatisierung und Fortschritt am Bau Menschen auch in Zukunft den Bau weiter gestallten müssen.

Text: Oliver König