News

Die Mobilitätswende will gelernt sein.

Einblicke in den Executive MBA Mobility Transformation der TU Wien Academy

Mann hält grünes Auto aus Blättern in der Hand

© Summit Art Creations_adobe.stock.com

Die Mobilität der Zukunft soll innovativ, nachhaltig und möglichst emissionsfrei sein. Nur so werden wir einen relevanten Beitrag zur CO2-Reduktion leisten können. An der TU Wien Academy (ACE) wird der Executive MBA Mobility Transformation angeboten, in dem zukunftsweisende Technologien, nachhaltige Infrastruktur sowie moderne Managementstrategien vermittelt werden. Im Gespräch gib Lehrgangsleiterin Sandra Stein Einblick in den MBA und erläutert, warum das Thema nachhaltige Mobilität einen hohen Stellenwert verdient.

  

Wie würden Sie den Begriff 'Mobility Transformation' definieren und warum ist er in der heutigen Zeit so relevant?

Sandra Stein: Unter Mobility Transformation verstehe ich die „Mobilitätswende“ – also eine grundlegende Veränderung, wie wir uns selbst und wie sich Güter durch unser Transportnetz bewegen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels muss Mobilität effizienter, nachhaltiger, sicherer und zugänglicher gestaltet werden, um einen signifikanten Beitrag zur CO2-Reduktion zu leisten. Hierzu gehören sowohl technologische, gesellschaftliche, ökonomische als vor allem auch ökologische Aspekte – diese bilden wir alle ganzheitlich in unserem Executive MBA ab.

Welche Themen und Inhalte werden im MBA-Programm 'Mobility Transformation' der TU Wien behandelt?

Sandra Stein: Wie gesagt verstehen wir die Mobilität ganzheitlich und bauen unser Programm in drei sich ergänzenden inhaltlichen Blöcken auf: Im Bereich „Mobilitätstechnologien“ gehen wir auf Zero Emission Antriebstechnologien und Automatisiertes Fahren ein. Damit hängt die Mobilitätsinfrastruktur unmittelbar zusammen: Hier geht es um die Gestaltung nachhaltige Transportnetzwerke, die Ladeinfrastruktur, und nachhaltigen multimodalen Güterverkehr. Abgerundet wird das Programm durch den Block Plattformen & Business Models, bei dem wir Aspekte der Digitalisierung im Personen- und Güterverkehr betrachten und innovative Geschäftsmodelle rund um Mobilität vermitteln.

Für wen ist das MBA-Programm besonders geeignet?

Sandra Stein: Das Programm ist besonders für intrinsisch motivierte Persönlichkeiten, die etwas verändern möchten, geeignet! Egal ob mit oder ohne fachliches Vorwissen – die Hauptsache ist, ein Teil der Wende hin zu klimaverträglicher Mobilität sein zu wollen. Wir hatten bisher sowohl Quereinsteiger_innen als auch ExpertInnen, die an unserem Programm teilgenommen haben. 

Welche spezifischen Fähigkeiten und Kenntnisse erwerben die Studierenden im Rahmen dieses Programms?

Sandra Stein: Studierende lernen zum Beispiel anhand einer Case Study, wie man das GLEC-Framework anwendet, um logistische Emissionen gemäß der ISO 14083 zu berechnen und auf dieser Basis nachhaltige Transportentscheidungen treffen zu können. Sie lernen zum Beispiel das Konzept des Physical Internet kennen, ein innovatives und globales Logistiksystem, das einen Paradigmenwechsel darstellt, wie Güter transportiert, gelagert und verteilt werden.

Welche beruflichen Perspektiven eröffnen sich den Absolvent_innen des Programms?

Sandra Stein: Fast alle Absolventen haben nach dem Abschluss des Executive MBAs einen Karrieresprung erlebt, und / oder die Arbeitsstelle gewechselt. Die meisten sind nun in Bereichen der Mobilität bei großen nationalen oder internationalen Unternehmen in verantwortungsvollen Positionen tätig.

Wie beeinflusst das Konzept des Physical Internet die Zukunft der Transportlogistik?

Sandra Stein: Das Physical Internet ist ein Konzept, eine Vision für eine hochgradig vernetzte, standardisierte und effiziente Transportlogistik. Durch die Nutzung von IoT sowie die Förderung von Kollaboration und Standardisierung können Unternehmen ihre Effizienz steigern, Kosten senken und gleichzeitig die Umweltbelastungen reduzieren. Die Umsetzung dieses Konzepts erfordert jedoch eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Stakeholdern, also produzierenden und transportierenden Unternehmen, Regierungen und Forschungseinrichtungen und auch Investitionen in Infrastruktur und Technologie. Wenn diese Herausforderungen gemeistert werden, hat das Physical Internet das Potenzial, die Transportlogistik grundlegend zu revolutionieren und die Weichen für eine nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität zu stellen.

Welche Rolle spielen kollaborative Transportnetzwerke in der modernen Logistik?

Sandra Stein: Kollaborative Transportnetzwerke sind Teil bzw. Element des Physical Internets. Sie ermöglichen es Unternehmen, Ressourcen, Informationen und Infrastrukturen gemeinsam zu nutzen, um Effizienz, Flexibilität und Nachhaltigkeit zu verbessern. Wichtige Aspekte sind vor allem die Reduktion von Emissionen durch weniger Leerfahrten durch Bündelung, eine optimierte Routenplanung zur gemeinsamen Nutzung von Daten und Routeninformationen, oder der Einsatz von digitalen Plattformen und Netzwerken, die den Austausch von Informationen und die Koordination zwischen Partnern erleichtern.

Wie können integrierte Transport- und Produktionsplanung die Effizienz in der Logistikbranche verbessern?

Sandra Stein: Integrierte Transport- und Produktionsplanung bietet signifikante Effizienzgewinne durch die bessere Nutzung von Ressourcen, die Reduktion von Kosten und die Erhöhung der Flexibilität und Kundenzufriedenheit. Wenn IoT-devices genutzt werden und eine enge Abstimmung zwischen Produktion und Logistik erfolgt, können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen. Die Implementierung einer solchen integrierten Planung erfordert eine sorgfältige Planung, geeignete IT-Systeme und eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen und Partnern in der Lieferkette.

Was sind die spannendsten Trends und Innovationen im Bereich der Mobilität und Logistik, die im Programm behandelt werden?

Sandra Stein: Wir behandeln das Physical Internet, neue Antriebstechnologien, aber auch innovative Digitalisierungskonzepte, Mikro-Hub-Konzepte, neue Liefermodelle für urbane Logistik und haben auch Gast-Experten, die über ihre aktuellen Projekte berichten.

Können Sie uns mehr über das Mobilitäts-Leitprojekt „PhysICAL - Physical Internet through cooperative Austrian Logistics“ erzählen und welche Ziele es verfolgt?

Sandra Stein: Das Leitprojekt PhysICAL, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster schafft die nötigen Grundlagen für eine flächendeckende Umsetzung des Physical Internet in Österreich – zum Schutz des Klimas und für eine effizientere Transportlogistik. Unter anderem werden Anwendungsmöglichkeiten in vier verschiedenen Piloten entwickelt. Wir wollen zeigen, dass das Physical Internet der österreichischen Transportwirtschaft einen ökonomischen Vorteil und zugleich der Gesellschaft einen ökologischen und sozioökonomischen Nutzen bringt. Für einen flächendeckenden Einsatz ist jedoch noch Entwicklungsarbeit nötig, wie zum Beispiel die Bereitstellung von offenen Informationssystemen wie Plattformen oder die Weiterentwicklung von intelligenten Transporteinheiten und die dafür notwendigen Infrastrukturen.

Wie wichtig ist interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Forschung und Entwicklung im Bereich der Mobilität?

Sandra Stein: Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist ein Schlüsselfaktor für den Erfolg von Forschung und Entwicklung im Bereich der Mobilität. Sie ermöglicht es, komplexe Herausforderungen ganzheitlich zu betrachten, innovative Lösungen zu entwickeln, die gesellschaftliche Akzeptanz zu erhöhen und nachhaltige sowie wirtschaftlich tragfähige Mobilitätssysteme zu schaffen. Wenn verschiedene Disziplinen zusammen betrachtet werden und Synergien gefördert werden, können technologische und organisatorische, aber auch sozial nachhaltige Mobilitätslösungen entwickelt werden.

Können Sie ein Beispiel aus Ihrer Forschung nennen, das besonders faszinierend oder überraschend war?

Sandra Stein: Vor 10 Jahren haben wir ein Modell zur integrierten Planung von Produktion und Logistik entwickelt. Leider waren zu diesem Zeitpunkt die öffentlich verfügbaren Solver noch nicht so leistungsfähig, so dass die Ergebnisse erst 24 Stunden später verfügbar waren. Wir hätten sie innerhalb einer Stunde benötigt – das ist mit den heutigen Lösungen machbar!

Danke für das Gespräch.

 

Der Executive MBA Mobility Transformation richtet sich an alle Personen, die sich mit der Zukunft der Mobilität beschäftigen wollen und daran interessiert sind, innovative, emissionsfreie Mobilitätslösungen zu entwickeln.

Nächster Programmstart 10. Oktober 2024 (Bewerbungsfrist 8. September 2024) Neugierig geworden? Am 24. Juni gibt es ein Meet & Greet mit Lehrgangsleiterin und Interview-Partnerin Sandra Stein. Mehr Infos und Anmeldung, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Mehr Infos zum Programm

Bis 16. Juni gibt es einen Early Bird Bonus für die MBA Programme der ACE

 

Zur Person

Dr. Sandra Stein leitet den Bereich Forschung bei der Fraunhofer Austria Research GmbH. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Transportlogistik, insbesondere Physical Internet, kollaborative Transportnetzwerke, integrierte Transport- und Produktionsplanung, FTI in der Logistik, Logistik-Cluster, die sich in einer Vielzahl an Publikationen widerspiegeln. Sie leitet diverse öffentlich geförderte Projekte, wie z.B. das österreichische Mobilitäts-Leitprojekt „PhysICAL - Physical Internet through cooperative Austrian Logistics“.