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Landschaftsplanung und Gartenkunst an der TU Wien

Von Ornamentik bis zum Klimawandel: Landschaftsplanung und Gartenkunst ist ein vielschichtiges Feld, an dem an der TU Wien seit über fünf Jahrzehnten geforscht wird.

Blühende Sträucher in einem Dachgarten

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Hauswand mit Pflanzen

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Im Jahr 1972 wurde im Rahmen der Einrichtung der Studienrichtung Raumplanung an der Technischen Hochschule in Wien (ab 1975: Technische Universität) der heutige Forschungsbereich Landschaftsplanung und Gartenkunst als Institut für Landschaftspflege, Landschaftsgestaltung und Gartenkunst, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster gegründet. Zum Aufbau dieses Instituts wurde Dipl.-Ing.Dr.-Ing.Ralph Gälzer (1931-2007), aus Wien stammender Landschaftsarchitekt und seit 1966 bis 1972 in Hannover im Stadtplanungsamt und in der städtischen Grünverwaltung tätig, als Professor berufen. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1992 konnte er dieses Institut zu einer wichtigen Einrichtung in Lehre und Forschung an der Fakultät für Architektur und Raumplanung ausbauen. In der Schriftenreihe des Instituts erschienen die Ergebnisse innovativer Projekte und internationaler Tagungen zur Landschaftsplanung und zur Gartenkunst. Seit 1981 trug das Institut den geänderten Titel "Institut für Landschaftsplanung und Gartenkunst", diente aber weiterhin als "Brückeninstitut" der Ausbildung von Studierenden der Architektur und der Raumplanung und als vielseitige Forschungseinrichtung.

Der Forschungsbereich Landschaftsplanung und Gartenkunst hatte bereits Vorläufer an der Fakultät für Architektur: ab 1935 wurden an der Lehrkanzel für Ornamentik und Raumkunst, gegründet 1843 als Lehrkanzel für Blumen- und Ornamentzeichnen des seit 1815 bestehenden Polytechnischen Instituts durch Dr.Hans Pfann (1890-1973) Vorlesungen zur Gartenkunst und Gartentechnik gehalten. Nach der Emeritierung von Prof.Pfann im Jahr 1961 hatte Prof.Josef Oskar Wladar (1900-2002) bis 1975 Lehraufträge für Landschafts- und Gartengestaltung und Grünlandplanung inne und unterrichtete ab 1972 bis 1975 am neu gegründeten Institut.

Nach der Emeritierung von Prof.Ralph Gälzer leitete Dipl.Ing.Dr.Johannes Schaffer bis zur Nachbesetzung der Professur mit Richard Stiles MA Dip LD im Jahr 1994 das Institut, das seit 2004 im Rahmen der Umstruktuierung der Fakultät "Fachbereich Landschaftsplanung und Gartenkunst" und ab 2010 "Forschungsbereich Landschaftsplanung und Gartenkunst" benannt ist. Seit der 2020 erfolgten Emeritierung von Prof.Stiles führte Univ.Ass.Dip.Ing.Annalisa Mauri den Forschungsbereich. 2021 wurde die Professur nachbesetzt, es teilen sich Prof.Dr.-Ing.Dr.Susann Ann und Prof.Dr.-Ing.Thomas Hauck die Professorenstelle zur Hälfte. 

Susann Ann und Thomas Hauck sehen die langfristige Vision am Forschungsbereich Landscape darin, die Art und Weise zu gestalten, wie Gesellschaften im 21. Jahrhundert ihre urbanisierte Umwelt entwickeln und nutzen. Urbanisierung wird als tiefgreifender, multidimensionaler Prozess verstanden, der weit über den Bau von Städten und die Verstädterung ländlicher Räume hinausgeht und sämtliche Aspekte des Lebens umfasst, von Freiräumen und Landschaften bis hin zu Infrastrukturen, Ressourcen, Institutionen, Techniken und Praktiken sowie deren wechselseitige Beziehungen. 

Die Grundannahme ist, dass Landschaften und Ökosysteme wesentliche Bestandteile dieses komplexen Gefüges sind, sowohl als Ressourcen für die Urbanisierung dienen als auch von ihr verändert werden. Urbanisierung wird als öko-sozialer Prozess gesehen, der nicht nur auf das Streben nach verbesserten Lebensbedingungen, wirtschaftlichem Wohlstand, kultureller und sozialer Entfaltung abzielt, sondern auch eng mit drängenden Herausforderungen wie sozialer Ungerechtigkeit, exzessivem Ressourcenverbrauch, Klimawandel und dem globalen Artensterben verknüpft ist. In diesem Kontext wird danach gestrebt, die herkömmlichen Dualismen zwischen "Urban" und "Ländlich" sowie zwischen "Wildnis/Natur" und "Kultur" zu überwinden. Dies ist essentiell, um ein integriertes Verständnis von Urbanisierung als einen dynamischen und komplexen Prozess der öko-sozialen Verflechtung zu fördern. Ein solches Verständnis ist die Voraussetzung für die Bewältigung der damit verbundenen Problematiken und die Entwicklung entsprechender Lösungsansätze, erklärten Susann Ann und Thomas Hauck.

In Österreich ist der Forschungsbereich Landschaftsplanung und Gartenkunst die einzige universitäre Institution, in der seit 1972 kontinuierlich und intensiv zu den zahlreichen Themen der Landschaftsplanung, der Landschaftsarchitektur, der Gartengeschichte, der Gartenkultur und der Gartendenkmalpflege gelehrt und geforscht wurde und wird. Diese Kernkompetenzen sind gerade in den herausfordernden Zeiten des Klimawandels und der Klimakrisen gesucht und gefragt.  

 

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Text: Prof. Eva Berger