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em.Univ.-Prof. Dr.-Ing. Günther Brauner (1942–2023): Ein Nachruf

Das Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe und die TU Wien trauern um em.Univ.-Prof. Dr.-Ing. Günther Brauner, der am 23. September 2023 verstorben ist.

Brustbild, schwarz-weiß, von Prof. Brauner, mit kariertem, hellem Hemd, Flusslandschaft mit Bergen im Hintergrund.

Prof. Günther Brauner

Günther Brauner hat als Forscher, Lehrer und Mentor über ein Vierteljahrhundert lang an der TU Wien mehrere Generationen von Studierenden im Elektrotechnik-Studium ausgebildet und die österreichische Lehr-, Forschungs- und Entwicklungslandschaft auf dem Gebiet der elektrischen Energietechnik maßgeblich mitgeprägt.

Günther Brauner hat Nachrichtentechnik studiert und promovierte 1976 auf dem Gebiet der Hochspannungstechnik an der Technischen Universität Darmstadt, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster. Der Titel seiner Dissertation lautete dabei „Simulation des Verhaltens von metallgekapselten Schaltanlagen und Freiluft-Schaltanlagen bei Blitzüberspannungen“. Im Anschluss daran hat er 14 Jahre lang bei der AEG in Frankfurt im Bereich Energietechnik gearbeitet und die Technisch-Wissenschaftliche Abteilung für Systementwicklung und Simulation geleitet.

Im Jahr 1990 ist er dem Ruf an die TU Wien gefolgt und war dort bis zu seiner Emeritierung ordentlicher Professor und Vorstand des Instituts für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft. Seine Forschungsgebiete waren autonome dezentrale regenerative Energiesysteme, Innovationen in Erzeugung, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie, die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Energiesysteme, die Restrukturierung bestehender Systeme in Richtung höhere Effizienz, und die regenerative elektrische Mobilität. Auch als Emeritus blieb er mit Herzblut, kompetent und allseits hochgeschätzt in Forschung und Lehre engagiert, hat bis ins vergangene Wintersemester Vorlesungen zur Hochspannungstechnik gehalten, Bücher zu den Themen „Systemeffizienz bei regenerativer Stromerzeugung“ und „Energiesysteme: regenerativ und dezentral“ verfasst und sich in nationalen und internationalen Gremien engagiert.

„Der Kongress tanzt“

Günther Brauner war Mitglied im World Energy Council, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, IEEE, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, CIGRE, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, CIRED, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, OVE, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster und VDE, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster. 2012 leitete er die VDE-Task Force "Zentrale und Dezentrale Energieversorgung", in der die Zusammenführung der zentralen und dezentralen Erzeugungstechnologien in Deutschland bis zum Jahr 2050 analysiert wurden. Als Mitglied des Vorstands und der Geschäftsausschüsse der Österreichischen Nationalkomitees der CIGRE und CIRED und in nationalen und internationalen Gremien hat er sich als Experte und Mensch mit ganzer Kraft eingebracht und zahlreiche Impulse gesetzt. Dass auf der Abendveranstaltung der zweijährig stattfindenden CIRED-Konferenz, als dieser internationale Kongress im Jahr 2007 in Wien abgehalten wurde, entgegen der Gepflogenheiten der eher spröden Energietechnik nicht nur der fachliche Austausch gepflegt, sondern tatsächlich getanzt wurde, hat er gerne und mit leuchtenden Augen erzählt. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk im Jahr 2013 sagte Günther Brauner: "Und was sehr wichtig ist, ist, dass alle zusammenkommen müssen: Wirtschaft, Technik, Politik und die Menschen, die es betrifft. Wir brauchen dann einen Prozess, den größten Kommunikationsprozess der letzten 100 Jahre, um den Übergang zur Nachhaltigkeit zu schaffen. Dabei dürfen wir niemanden untergehen lassen und vor allem auch ärmere Menschen müssen da eingebunden werden, aber das ist ein ganz schwieriger Prozess." Günther Brauner hat sich mit ganzer Kraft und seinem umfassenden Fachwissen in diesen Kommunikationsprozess eingebracht und war in ihm eine hoch angesehene und gewichtige Stimme.

Es sei aber auch festgestellt, dass Günther vor allem ein charmanter und verlässlicher Kollege war, der für seine engagierte Art weit über die Grenzen der TU Wien hinaus bekannt war. Er hat am Institut, wenn es einmal nicht so gut gelaufen ist, stets das Vereinende über das Trennende gestellt und nach der nachhaltig besten Lösung im Sinne des gesamten Instituts gesucht. Bei Ausflügen des Instituts ist es schon auch vorgekommen, dass er uns in seinen privaten Weinkeller in Rosenburg am Kamp eingeladen hat. Günther war ein begeisterter Funkamateur und bis zuletzt ein aktives Mitglied im Radio-Amateur-Klub der TU Wien. Für dieses Hobby konzipierte er innovative Prototypen miniaturisierter Portabeltransceiver in Röhrentechnik für seine Wanderungen.

Wir trauern mit den Hinterbliebenen und sprechen den Angehörigen von em.Univ.-Prof. Dr.-Ing. Günther Brauner unser tief empfundenes Beileid aus.

Er wird uns sehr fehlen.

Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe