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Die ersten Schritte gemeinsam gehen

Im Wintersemester 2016/2017 wurde erstmals ein Mentoring Programm an der TU Wien für Erstsemestrige als Pilotprojekt gestartet, 2020 wurde es neu überdacht und stark erweitert und ausgebaut. Warum sich Studierende im TU internen Peer-Programm engagieren und was die Beweggründe waren, dieses Programm ins Leben zu rufen, verraten die Programm-Leiter_innen sowie einige Mentor_innen und Mentees.

Gruppe Mentor_innen stehend in Raum vor Leinwand mit TU Logo

Ausgelassene Stimmung beim Abschlussevent des menotring Programms.

Der Umstieg von der Schule auf eine Universität kann überwältigend sein. Zum einen ist eine Universität um ein Vielfaches größer als eine Schule, zum anderen prasseln viele neue Informationen auf die Erstsemestrigen ein. Sich in dieser neuen Umgebung alleine zurecht zu finden, zu wissen, wo man sich mit welchen Fragen oder Problemen hinwenden kann sowie sich ein Netzwerk oder einen Freundeskreis aufzubauen ist nicht gerade einfach.

Um neuen Studierenden den Einstieg an der TU Wien zu erleichtern, gibt es seit dem Wintersemester 2016/2017 ein Mentoring Programm, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster. Ursprünglich bekamen Mentor_innen dafür 1 ECTS und das Programm war für nur ein Semester angelegt. Aufgrund des großen Erfolgs und der großen Nachfrage, entschied sich Christoph Brunner, seit 2020 Leiter des Programms, dafür, dieses auf ein ganzes Jahr auszuweiten und den Mentor_innen für ihr Engagement 3 ECTS zukommen zu lassen. „Das Einzigartige am Mentoring Programm der TU Wien ist, dass es ein Peer-Programm ist, das heißt ältere Studierende, ab dem 3. Semester aufwärts, unterstützen Neulinge. Es geht dabei um die Unterstützung bei der Organisation des Studiums, darum, den Campus kennenzulernen und sich bei den diversen Service-Einrichtungen zurecht zu finden, aber auch darum sich ein Netzwerk mit Gleichgesinnten aufzubauen. Das Mentoring Programm ist jedoch keine Nachhilfe, dafür gibt es fachspezifische Angebote an der TUW. Selbstverständlich können sich aber auch Lerngruppen bilden.“ erklärt Brunner.

Das TU Mentoring Programm

Das Mentoring Programm ist darauf ausgerichtet neue Studierende optimal zu unterstützen, sowohl was die Organisation des Studiums, das Kennenlernen der Campus-Standorte und der diversen Service-Einrichtungen betrifft, als auch das Soziale und Zwischenmenschliche durch Kennenlernen anderer neuer Studierender.

Den Auftakt des Programms macht ein Kick-off Event, bei dem Kurt Matyas, Vizerektor Studium und Lehre, die Mentor_innen und Mentees offiziell willkommen heißt. Es geht darum, mit Kennenlernspielen einander und das Mentoring Programm näher kennen zu lernen und einen Einblick zu bekommen, wie das Programm abläuft und was das die Mentees im Laufe des Semesters erwartet. Neben dem Kick-off Event und dem Abschluss-Event am Ende, gibt es pro Semester noch sieben weitere Treffen in den jeweiligen Mentoringgruppen.

Das Mentoring Programm ist auf intensiver Betreuung aufgebaut. Ein Mentor oder eine Mentorin betreut im Schnitt 16-18 Mentees in der Gruppe, bei Bedarf sind auch Einzeltreffen möglich. Gelegentliche Exkursionen runden das Programm ab.

Die Gruppen werden nach den einzelnen Studienrichtungen aufgeteilt, wobei es Studienrichtungen gibt, wo die Nachfrage besonders groß ist, wie beispielsweise bei Architektur und Informatik. „Bei manchen Studienrichtungen werden daher bis zu sechs Gruppen angeboten, bei weniger gefragten Studienrichtungen kann es sein, dass wir die Gruppen auch zusammenlegen, wenn es thematisch passt.“ erklärt Catia Jantscher, eine studentische Mitarbeiterin, die gemeinsam mit Christoph Brunner für die Organisation und Durchführung des Mentoring Programms verantwortlich ist.

Die Nachfrage ist groß, so wurden im laufenden Studienjahr von 24 Mentor_innen über 500 Mentees bei ihrem Studienbeginn unterstützt. „Wir achten darauf, dass das Verhältnis von männlichen und weiblichen Mentor_innen und Mentees möglichst ausgeglichen ist“ betont Jantscher. „Im laufenden Studienjahr ist uns das ganz gut gelungen.“

Am Ende jedes Semesters treffen sich noch einmal alle Mentor_innen und Mentees zum großen Abschluss-Event. „Die meisten Mentor_innen und Mentees bleiben ein Jahr, also im Winter- und im Sommersemester im Programm. Danach sind die Mentees gut für das weitere Unileben vorbereitet.“ weiß Brunner.

Mentor_in mit Leib und Seele

Andere dabei zu unterstützen auf der Universität Fuß zu fassen, macht durchaus Spaß. Im Gespräch mit den Mentor_innen wird schnell klar, dass sich jeder und jede von ihnen damals beim Studienbeginn ebenso ein Mentoring Programm gewünscht hätte. „Der Wechsel von der Schule an die Uni ist ein gewaltiger. Du musst raus aus dem Klassenverband, bist plötzlich auf dich alleine gestellt, bist nur mehr eine Nummer. Wir Mentor_innen werden zur persönlichen Anlaufstelle für Erstis (Anmerkung: gängige Abkürzung unter den Mentor_innen für Erstsemestrige), helfen ihnen sich auf der Uni schnellstmöglich zurecht zu finden und sich zu orientieren, aber auch sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen.“ erklärt Max. Matthias ergänzt: „Ich studiere sehr gerne an der TU Wien, bin motiviert und möchte neben meiner Erfahrung auch gerne diese Motivation und Freude an dem Studium weitergeben.“

Aber man muss auch mit Leib und Seele dabei sein, es wird den Mentor_innen einiges abverlangt. Knapp 75 Stunden Aufwand pro Semester müssen künftige Mentor_innen einplanen. Lorenz erinnert sich, dass es zu Beginn schwierig war. „Es gibt keine Probezeit, plötzlich stehst du vor einer Gruppe junger Erwachsener, sollst vor ihnen sprechen, sie motivieren und interessieren, da war ich weit außerhalb meiner Komfortzone.“ Für Matthias war die größte Herausforderung „den Balance-Akt zwischen Gruppenleiter und Freund bestmöglich hinzubekommen, also die Frage wie viel Autorität habe ich bzw. will ich haben, für mich zu beantworten. Denn die Studierenden kommen schließlich freiwillig zum Programm, das heißt, man hat recht wenig Chance für die Treffen eine Verbindlichkeit herzustellen. Es gibt auch keine Noten, du musst sie über Motivation und den Nutzen, den es für sie bringt, bei der Stange halten.“ „Und durch ein spannendes und abwechslungsreiches Programm“, ergänzt Max lachend.

Das Programm setzt sich aus „Pflichtinformationen“ wie das Kennenlernen der Campus Standorte und Service-Einrichtungen sowie Informationen zu Unterstützungsangeboten zusammen und bietet in den ersten Wochen und Monaten wichtige Orientierungshilfe. Aber es geht auch um eine starke soziale Komponente, die bei Veranstaltungen wie beispielsweise einem Picknick, gemeinsamen Billardspielen, einem Besuch beim Heurigen oder einer Schnitzeljagd vertieft wird.

Zur Unterstützung und Bewältigung der Aufgaben steht den Mentor_innen eine Toolbox mit möglichen Themen, mit denen sich Mentees an sie wenden könnten, zur Verfügung. Nach der Bewerbung als Mentor_in folgt ein Bewerbungsgespräch. Wird man als Mentor oder Mentorin gewählt, bekommt man eine Einschulung. In einem Workshop geht es speziell um Gruppenführung und -dynamik. Im nächsten Wintersemester kommt als weiterer Workshop ein Sensibilisierungstraining dazu. Dieser Workshop beschäftigt sich mit Themen wie Diversität oder dem Umgang mit Diskriminierung. Wichtig ist auch, dass sich die Mentor_innen untereinander kennenlernen und sich regelmäßig austauschen. Auf diesem Weg lassen sich auch knifflige Fragestellungen leichter lösen. „Beim Programm im Sommersemester können auch schon die Zweitsemestrigen den Erstis ganz gut helfen, das ist eine gute Übung für sie und eine Entlastung für uns Mentor_innen.“ erzählt Lorenz. „Einige Fragen lassen sich auch rasch und unkompliziert per E-Mail oder über WhatsApp beantworten.“ fügt Matthias hinzu.

Neben viel Spaß und möglicherweise lebenslangen Freundschaften können die Mentor_innen ihre Führungs- und Beratungskompetenz stärken, lernen, was es bedeutet eine große Gruppe zu führen und zu motivieren und auf Probleme, Fragen und Wünsche der Gruppenmitglieder zu reagieren. Zusätzlich erhalten sie für ihren Aufwand 3 ECTS Punkte und ein Zertifikat.

Als Mentee profitieren

Aus den Feedbackbögen liest sich heraus, dass die Mentees das Mentoring Programm sehr gerne annahmen und sich darüber freuten, die ersten Schritte an der Universität nicht alleine gehen zu müssen. Sie waren sich einig, dass das Wichtigste am Programm die hilfreichen Tipps und Tricks Studierender höherer Semester sowie die Weitergabe derer bisherigen Erfahrungen waren und schätzten es überaus, gleich von Beginn an eine persönliche Ansprechperson zu haben. Auch die Möglichkeit rasch Kontakte knüpfen zu können, wurde sehr geschätzt. Gelobt wurden von vielen die kompetenten Mentor_innen und deren Einsatz und gute Erreichbarkeit. Deshalb würde die Mehrheit der Mentees die Teilnahme am Mentoring Programm neuen Studierenden sehr empfehlen.

Jetzt bewerben!

Auch im Wintersemester 2023/2024 wird das Mentoring Programm fortgeführt. Über Student Support, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster können sich interessierte Studierende ab sofort bis zum 16. Juli 2023 als Mentor_in für das Programm bewerben. Über das TU-interne TISS-System, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster können sich interessierte Studierende im Rahmen der Studien-VoR-Phase ab sofort mit einem Motivationsschreiben für das Programm bewerben.

Mentoring Programm quo vadis?

Durch qualitative und quantitative Evaluierungen mit Fragebögen und Interviews lässt sich gut erkennen, dass sich das Mentoring Programm weiterhin großer Beliebtheit erfreut. „Das ist auch der Grund, warum wir das Programm laufend weiterentwickeln“ betont Brunner. Über die Fragebögen können Mentor_innen und Mentees Vorschläge einbringen und ihre Meinung äußern. „Im Wintersemester haben sich einige Studierende mehr Unterstützung beim Verfassen von Bewerbungsschreiben und Erstellen von Lebensläufen gewünscht. Das Thema haben wir gleich aufgegriffen und haben Interessierten in diesem Sommersemester die Möglichkeit angeboten, an einem Workshop des TU Career Centers teilzunehmen.“ gibt Jantscher ein konkretes Beispiel.

Seit kurzem geht das Programm auch über Österreichs Grenzen hinaus. „Durch Study Visits sind wir in ständigem Austausch mit anderen Universitäten. Daraus hat sich auch das Projekt PROMENT ergeben. Gemeinsam mit 15 anderen Projektpartner_innen ist die TU Wien bei dem ERASMUS+ Projekt dabei.“ erklärt Brunner. Ziel der Initiative ist es, die berufliche Bildung und das Engagement der Studierenden durch ein umfassendes Mentoring- und Tutor_innensystem an Hochschulen zu fördern.

Mentoring-Programm: tuwien.at/mentoring, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Student Support: tuwien.at/studentsupport, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Kontakt

Christoph Brunner
Programmleiter Mentoring Programm 
mentoring@tuwien.ac.at 

 

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Mentoring an der TU Wien