Charakterisierung von MVA-Aschen

Aschen aus Müllverbrennungsanlagen (MVAs) enthalten noch relevante Mengen an Wertstoffen wie Metalle, Glas und Mineralien. Letztere können, nach entsprechender Vorbehandlung, in der Bauindustrie eingesetzt werden. Um festzustellen, welche Mengen an diesen Materialien sich in verschiedenen MVA Aschen befinden, wurden Proben genommen und analysiert, wie dargestellt in Abbildung 1. Dabei wurde nach Bettaschen aus Wirbelschichtanlagen und Rostaschen aus Rostfeuerungsanlagen unterschieden. Die Proben wurden anschließend händisch charakterisiert und chemisch analysiert. Das Ergebnis zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Aschen, vor allem nach Verbrennungstechnologie. So dürften sich etwa Bettaschen aus der Wirbelschicht sehr gut für das Glasrecycling eignen. In Rostaschen liegt das Glas in geringeren Anteilen sowie niedrigerer Qualität vor (Blasenbauer et al., 2023, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster). 

Typische Fraktionen aus MVA Bett- und Rostaschen

Abbildung 1 zeigt typische Fraktionen aus MVA Bettaschen (FB-IBA - links) und Rostaschen (G-IBA - rechts) nach Blasenbauer et al. (2023)

Aufbereitung von MVA Bett- und Rostasche im Technikum

Um festzustellen, welche Mengen an Wertstoffen aus MVA Bett- und Rostaschen gewonnen werden können, führten Julia Mühl, Simon Hofer und ihre Kolleginnen und Kollegen verschiedene Versuche im Technikum durch.

Rückgewinnung von Glas aus einer MVA-Bettasche

In einem ersten Versuch wurden im Jahr 2021 Proben einer MVA-Bettasche genommen, charakterisiert, und die Glasbestandteile in der Probe mittels sensorgestützter Sortierung entfernt. Ziel war es, eine möglichst reine mineralische Restfraktion zu erhalten. Der Versuchsablauf nach Lederer, Feher und Skutan (2023), öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, dargestellt in Abbildung 2, konnte erfolgreich umgesetzt werden, sodass nur mehr geringe Mengen an Glas sich in der mineralischen Fraktion befanden. 

Versuch zur Glasentfernung aus MVA-Bettaschen

Abbildung 2 zeigt den Versuch zur Glasentfernung aus MVA-Bettaschen (Lederer, Feher und Skutan, 2023)

Weitergehende Entfernung von Glas, Metallen und Störstoffen aus MVA Bett- und Rostaschen

In einem weiteren Versuch wurden von Mühl et al. (2023), öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster insgesamt 6 MVA Bettaschen (FB-IBA) und Rostaschen (G-IBA) aus Österreich in der Aufbereitungsanlage von Brantner Österreich GmbH in Hohenruppersdorf voraufbereitet und im Technikum nachaufbereitet. Ziel war es, zusätzliche Glas- und Metallfraktionen zu erzeugen, um die mineralische Restfraktion als industriell hergestellte Gesteinskörnung im Beton verwenden zu können. Der Versuch, dargestellt in Abbildung 3, war der erste seiner Art in Österreich, auch weil er mehr als die Hälfte der in Österreich anfallenden MVA Bett- und Rostaschen betrachtete. Die äußerst positiven Ergebnisse zeigten nicht nur, dass Glas und Metalle erfolgreich entfernt werden konnten, sondern auch, dass die mineralische Restfraktion als industrielle Gesteinskörnung im Beton geeignet ist, was auch Eingang in den aktuellen Bundes-Abfallwirtschaftsplan 2023, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster (Teil 1, Kapitel 4.10, Seite 335ff.) fand.

Aufbereitung von MVA Bett- und Rostaschen

Abbildung 3 Versuch zur weitergehenden Aufbereitung von MVA Bett- und Rostaschen (Mühl et al., 2023)

Umsetzung der Technikumsversuche

Viele wissenschaftliche Technikumsversuche werden nie umgesetzt, nicht so im CD-Labor für Recyclingbasierte Kreislaufwirtschaft. Der Versuchsaufbau nach Mühl et al. (2023), welcher maßgeblich von der Firma Brantner und dem Ingenieurbüro Stefan Skutan geplant wurde, wurde an der Aufbereitungsanlage in Hohenruppersdorf im Jahr 2021, unmittelbar nach den Versuchen, umgesetzt. Seit dem wurden an der Anlage 30 Aufbereitungskampagnen gefahren und vom CD-Labor wissenschaftlich begleitet. Nach Abschluss der Kampagnen werden die entsprechenden statistischen Auswertungen publiziert. Auch hier wieder, wie in Abbildung 4 dargestellt, großer Wert auf die repäsentative Probenahme gelegt.

Probenahme von MVA Bett- und Rostaschen

Abbildung 4 Probenahme von MVA Bett- und Rostaschen auf der Brantner-Anlage

Recycling der gewonnenen Wertstoffe

Durch die Aufbereitung von MVA Bett- und Rostaschen entstehen grundsätzlich drei Arten von Wertstoffen, die sich für das Recycling eignen: Metalle, Glas, und Mineralik.

Recycling von Glas aus MVA Bettascheaufbereitung

Während die Metallfraktionen heute schon ins Recycling gehen, findet das für Glas in viel geringerem Ausmaß statt. Bei den Großaufbereitungsversuchen werden jedoch besonders aus Bettaschen Glasfraktionen mit einer Reinheit von je nach Asche 80-99% Glasanteil gewonnen. Durch weitere Aufbereitung soll der Glasanteil weiter erhöht und der Störstoffanteil weiter reduziert werden (siehe Abbildung 5).

Glas aus Müllvebrennungsbettaschen

Abbildung 5 Automatisiert sortierte Glasfraktion 8-16 mm aus MVA Bettaschen

Recycling der Mineralik als Gesteinskörnung im Beton

Die mineralische Fraktion wird charakterisiert, chemisch analysiert und bei Bedarf weiter aufbereitet, um die Grenzwerte zum Einsatz im Beton zu ermöglichen. Im Anschluss werden Betonrezepturen entwickelt und sowohl die Gesteinskörnungen, als auch die Betone, normgerecht geprüft (siehe Abbildung 6).

Beton aus Müllverbrennungsbettaschen

Abbildung 6 Probewürfel aus Beton mit ca. 20% industriell hergestellter Gesteinskörnung aus MVA Bettaschen

Literatur

Blasenbauer, D., Huber, F., Mühl, J., Fellner, J., & Lederer, J. (2023). Comparing the quantity and quality of glass, metals, and minerals present in waste incineration bottom ashes from a fluidized bed and a grate incinerator. Waste Management161, 142-155. DOI: https://doi.org/10.1016/j.wasman.2023.02.021, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Lederer, J., Feher, F., & Skutan, S. (2024). Sensorgestützte VIS-Sortierung zur Charakterisierung und Glasentfernung von Müllverbrennungs-Bettaschen. Österreichische Wasser-und Abfallwirtschaft76(1), 51-62. https://doi.org/10.1007/s00506-023-01001-8, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster 

Mühl, J., Feher, F., Skutan, S., Stockinger, G., Lederer, J., 2022. Rost- oder Wirbelschichtfeuerung bei Abfallverbrennungsanlagen: Was ist aus Sicht der Kreislaufwirtschaft von MVA-Aschen zu bevorzugen? (Grate Furnace or Fluidized Bed in Municipal Solid Waste Incineration Plants: What to Prefer from the View of a Circular Economy of MSWI-Ashes?), In: Thiel, S., Thomé-Kozmiensky, E., Senk, D.G., Wotruba, H., Antrekowitsch, H., Pomberger, R. (Eds.), Mineralische Nebenprodukte und Abfälle, Band 9, 228–245. ISBN: 978-3-944310-58-9.

Mühl, J., Skutan, S., Stockinger, G., Blasenbauer, D., & Lederer, J. (2023). Glass recovery and production of manufactured aggregate from MSWI bottom ashes from fluidized bed and grate incineration by means of enhanced treatment. Waste Management168, 321-333. https://doi.org/10.1016/j.wasman.2023.05.048, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster