Nachgewiesen: So wirkt der Klimawandel auf Regen und Hochwasser

Regen- und Hochwasserereignisse finden auf unterschiedlichen Zeitskalen statt – in Stunden oder Tagen. Erstmals gelang es nun, den Einfluss des Klimawandels auf beiden Skalen zu erklären.

Straße im Starkregen

Der Klimawandel kann für mehr Niederschlag und stärkere Hochwasserereignisse sorgen. Eine neue Studie zeigt: Um die Details dieses Zusammenhangs verstehen zu können, muss man zwischen unterschiedlichen Arten von Niederschlags- und Hochwasserereignissen unterscheiden – nämlich zwischen kurzfristigen Ereignissen, die auf einer Zeitskala von Stunden stattfinden, und längerfristigen, die mehrere Tage lang dauern. Der Klimawandel wirkt sich in diesen beiden Fällen jeweils unterschiedlich aus.

Ein österreichisches Forschungsteam konnte nun erstmals nachweisen, dass die kurzfristigen Niederschläge und Hochwasserereignisse auf Skala weniger Stunden besonders stark von der klimawandelbedingten Temperaturerhöhung beeinflusst werden. Bei Ereignissen auf längerer Zeitskala ist der Zusammenhang komplizierter. Diese Erkenntnis gelang mit Hilfe detaillierter Daten, die in Österreich über mehr als ein Jahrhundert gesammelt wurden – sie sind aber auch auf andere Regionen der Welt übertragbar. Daraus lassen sich auch Erkenntnisse darüber ableiten, in welchen Regionen sich die Hochwasserwahrscheinlichkeit auf welche Weise ändern wird. Die Ergebnisse wurden nun im Fachjournal Nature publiziert.

Erstklassiges Datenmaterial

Auf der ganzen Welt hat der Klimawandel einen Einfluss auf die Wasserkreisläufe. Ein Blick auf Österreich ist allerdings besonders aussagekräftig: „Wir sind hier in der besonders glücklichen Situation, exzellentes Datenmaterial zur Verfügung zu haben“, sagt Prof. Günter Blöschl von der TU Wien, Leiter des Forschungsprojekts. „Bereits seit dem Jahr 1900 werden in Österreich nämlich die Niederschläge doppelt aufgezeichnet: Vom meteorologischen Dienst, heute Geosphere Austria, und von der Hydrographie Österreich, verwaltet vom Landwirtschaftsministerium. Daher kann man aus den österreichischen Daten besonders verlässliche Schlussfolgerungen ziehen, die dann auch Prognosen für andere Länder ermöglichen.“

Diese Datensammlungen wurden nun im Rahmen des Forschungsprojekts „Wasser im Klimawandel – Unsere Wasserwirtschaft 2050+“ analysiert – in Zusammenarbeit zwischen der TU Wien, dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML), der GeoSphere Austria und der Universität Graz.

Deutlich häufigere Niederschlagsereignisse auf kurzer Zeitskala

Dabei zeigte sich: Besonders die kurzfristigen Niederschlagsereignisse, mit einer Dauer von wenigen Stunden, haben in den letzten 30– 40 Jahren deutlich zugenommen – nämlich um rund 15%. „Das war von Klimamodellen, wenn auch mit Unsicherheiten, bereits vorhergesagt worden. Wir konnten das nun bestätigen“, sagt Günter Blöschl.

Die Zunahme war auf beiden Seiten der Alpen gleich stark – das ist ein wichtiges Ergebnis, weil es sich hier um zwei klimatologisch unterschiedliche Regionen handelt. „Das zeigt klar, dass bei diesen kurzfristigen Niederschlägen keine großräumigen Wettersysteme ausschlaggebend sind, denn die wären in Mittelmeernähe anders als nördlich des Alpenhauptkamms“, sagt Blöschl. „Stattdessen führt die klimawandelbedingte Temperaturerhöhung lokal zu stärkerem Niederschlag. Erstens, weil wärmere Luft auch mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, zweitens aber auch, weil mehr Energie im System ist und eine stärkere Erwärmung in Bodennähe zu einer stärkeren Aufwärtsbewegung der Luftmassen führt. Sie kühlen somit auch schneller wieder ab, und das führt zu mehr Regen.“

Komplizierteres Bild auf längerer Zeitskala

Dabei handelt es sich um ein universelles Phänomen: Von diesem Mechanismus sind andere Regionen genauso betroffen wie Österreich. Wenn man allerdings analysiert, wie sich längerfristige Regenereignisse mit einer Dauer von Tagen verändert haben, dann zeigt sich ein anderes Bild: Hier spielen globale Wetterphänomene eine viel entscheidendere Rolle – etwa El Niño, einem Klimaprozess, der von den Temperaturen der Ozeane beeinflusst wird. Niederschlagsereignisse dieser Zeitskala ändern sich daher nicht überall auf die gleiche Weise. Am Mittelmeer, in manchen Regionen Italiens, Spaniens und Griechenlands, können lange Niederschläge durch den Klimawandel sogar seltener werden.

Dieser Unterschied zwischen kurz- und mittelfristigen Niederschlagsereignissen bewirkt auch, dass unterschiedliche Regionen ganz unterschiedlich von Hochwasser betroffen sind. „Kleinere Flüsse mit kleineren Einzugsgebieten werden stark von kurzfristigen intensiven Niederschlägen beeinflusst. In den Gebieten an solchen Flüssen steigt also die Gefahr kurzfristig auftretender Hochwasserereignisse deutlich“, erklärt Günter Blöschl. „Bei größeren Flüssen wie etwa der Donau ist die Situation anders. Sie werden durch lokale Niederschläge auf Stunden-Skala wenig beeinflusst, hier spielen Wetterereignisse auf einer Skala von Tagen eine wichtigere Rolle, wodurch Hochwasser zunehmen oder sich wenig ändern können, je nach hydroklimatischer Situation.“

Die in Österreich erhobenen Daten zeigen somit klar: Unterschiedliche Typen von Regenperioden und Hochwasserereignissen werden eindeutig vom Klimawandel beeinflusst – aber nicht immer auf dieselbe Weise. Wenn man das Hochwasserrisiko korrekt einschätzen möchte, muss man jedenfalls zwischen unterschiedlichen Zeitskalen unterscheiden.

Originalpublikation

K. Haslinger et al., Increasing hourly heavy rainfall in Austria reflected in flood changes, Nature (2025)., öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
 

Rückfragehinweis

Prof. Günter Blöschl
Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie
Technische Universität Wien
Karlsplatz 13, 1040 Wien
+43-1-58801-22315
bloeschl@hydro.tuwien.ac.at

Aussender:
Dr. Florian Aigner
Kommunikation
Technische Universität Wien
+43 664 60588 4127
florian.aigner@tuwien.ac.at