Am 12. März 2025 fand im Festsaal der TU Wien die feierliche Promotion von fünf TUW-Absolventen statt. Nach der Begrüßung durch Rektor Jens Schneider und einer Festansprache durch Vizerektorin Jasmin Gründling-Riener erfolgte die feierliche Übergabe der Diplome. Musikalisch wurde die Veranstaltung von Mitgliedern des TU Orchesters, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster sowie des TU Chors begleitet. Die Übergabe der Ehrenringe der Republik Österreich durch den Bundespräsidenten findet am 17. März 2025 in der Hofburg statt.
Folgende TUW-Absolventen sub auspiciis zum „Doktor der Technischen Wissenschaften“ promoviert
Florian Kühteubl
Dissertation: Slow Extraction Optimisation for the MedAustron Synchrotron
Betreuer: Michael Benedikt (Atominstitut) und Dale Propovich (MedAustron)
Marcel Moosbrugger
Dissertation: Automated Analysis of Probabilistic Loops
Betreuerin: Laura Kovács
Patrick Kappl
Dissertation: Three-particle correlations and where to find them
Betreuer: Karsten Held
Paul Stampfer
Dissertation: Advanced electrial characterization of defects in silicon photodiodes
Betreuer: Michael Waltl
Thomas Weingartshofer
Dissertation: Flexible Pfadplanung für robotische industrielle Fertigungsprozesse
Betreuer: Andreas Kugi
Die Absolventen
Florian Kühteubl
Der geborene Niederösterreicher entschied sich für ein Studium der Physik, das er 2024 mit einer Dissertation am Atominstitut abschloss. In seiner Dissertation untersuchte er alternative Methoden, um den Teilchenstrahl aus dem Kreisbeschleuniger des Ionentherapiezentrums MedAustron zu extrahieren. Dabei wurden sowohl Simulationen als auch Messungen direkt am Beschleuniger durchgeführt, um die Effizienz der Behandlung zu optimieren. Im Fokus stand dabei die Maximierung der Strahlqualität, also der Extraktion mit möglichst geringen Intensitäts-Schwankungen, sowie die Kompatibilität der alternativen Extraktionsmethoden mit komplexen Bestrahlungstechniken wie der dynamischen Intensitätsanpassung oder der Extraktion von mehreren Teilchenenergien während einer Extraktionsphase. Derzeit arbeitet Kühteubl als Experte für kerntechnische Angelegenheiten am Umweltbundesamt.
Marcel Moosbrugger
Der sportbegeisterte Marcel Moosbrugger entschied sich für ein Studium der Informatik, das er 2024 mit seiner Dissertation abschloss. In seiner Arbeit befasst sich Moosbrugger mit Herausforderungen und Fortschritten in der automatisierten Analyse probabilistischer Schleifen. Während seines Studiums arbeitete er als Teaching Assistant in verschiedenen Lehrveranstaltungen und unterstütze auch das Projekt „Abenteuer Informatik“, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster des TU Informatics eduLAB, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, bei dem Schüler_innen grundlegende Konzepte und Methoden der Informatik vermittelt werden. Derzeit arbeitet Moosbrugger als External Research Engineer bei Huawei.
Patrick Kappl
Nach Abschluss der HTL Waidhofen startete Patrick Kappl sein Physik-Studium an der TU Wien, das er 2024 mit einer Dissertation abschloss. In seiner Arbeit beschäftigt sich Kappl mit der theoretischen Beschreibung der Wechselwirkung von Elektronen in Festkörpern, speziell mit der Interaktion dreier Elektronen. Neben Papier-und-Bleistift-Rechnungen verwendete Kappl auch numerische Simulationen, um gewisse Dreiteilcheneffekte, wie nicht lineare Antwortfunktionen, zu berechnen. Seit 2011 ist Kappel aktives Mitglied beim TU Wien Space Team, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster. Derzeit arbeitet er als Softwareentwickler bei der Fantana GmbH in Wien.
Paul Stampfer
Der gebürtige Steierer studierte Physik an der TU Graz, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster und wechselte für sein Doktoratsstudium der Elektrotechnik an die TU Wien. In seiner Disseration untersuchte er wie kleinste Verunreinigungen und Kristallfehler die Leistung von Silizium-Photodioden beeinträchtigen können. Das sind Lichtsensoren, die aus dem kristallinen Material Silizium gemacht werden. Die Untersuchungen deuten darauf hin, dass insbesondere kristallographische Fehler an den Grenzflächen zweier Materialien sehr große negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit dieser Sensoren haben können. Weiters wurde versucht, Strategien und Lösungen zu entwickeln, mit denen eben dieser negative Einfluss der Defekte auf die Performance minimiert werden kann. Zurzeit arbeitet Stampfer bei der AMS-OSRAM AG.
Thomas Weingartshofer
Nach seiner HTL-Schulausbildung entschied sich Thomas Weingartshofer für ein Studium der Elektrotechnik an der TU Wien, das er 2024 mit einem Doktorat mit dem Schwerpunkt auf Robotik abschloss. In seiner Doktorarbeit werden flexible Planungsalgorithmen vorgestellt, die die automatische Erzeugung von Roboterprogrammen in der Fertigung unterstützen, eine optimale Konzeption von Roboterzellen ermöglichen und komplexe Pfadplanungsprobleme für industrielle Prozesse auf 3D-Freiformoberflächen lösen. Dadurch lassen sich Produktionsprozesse individualisieren und optimieren, Stillstandzeiten reduzieren und somit sowohl die Produktivität als auch die Ressourceneffizienz in der Fertigung steigern. Derzeit arbeitet Weimgartshofer als Teamleiter und Projektleiter bei der Firma Bosch.
Drei Fragen an die Ausgezeichneten
Was fasziniert Sie an Ihrem Forschungsbereich?
Florian Kühteubl: An der Beschleunigerphysik fasziniert mich, wie unmittelbar Ergebnisse der Forschung direkt einen Einfluss auf die Patient:innen hat, da meine Forschung genutzt werden kann, um die Effektivität der Bestrahlung bei der Ionentherapie zu verbessern und damit die Behandlungsdauer zu verringern. Außerdem ist gerade der Bereich der Slow Extraction zwar sehr spezifisch, aber dennoch ein weltweites Forschungsfeld, da alle (medizinischen) Beschleuniger die Extraktion in ihren Institutionen möglichst optimieren wollen. Der internationale Austausch mit Kolleg:innen aus der ganzen Welt war für mich sehr spannend.
Patrick Kappl: Ich war schon immer sehr neugierig und wollte wissen, wie Dinge funktionieren. Ich möchte die Mechanismen, Funktionen und Zusammenhängen, die hinter dem Offensichtlichen liegen, verstehen. Da die Physik das ehrgeizige Ziel hat, das gesamte Universum zu beschreiben, wird sie mir also noch auf absehbare Zeit als Quelle für meine Faszination dienen können.
Paul Stampfer: Mich fasziniert an der Physik, dass sie so weitläufig und allgegenwärtig ist. Diese Omnipräsenz berührt nahezu jeden Aspekt unseres Lebens und des Universums. Es ist spannend, das ständig Neues entdeckt wird, auch wenn es frustrierend sein kann, nicht in allen Bereichen den Überblick behalten zu können.
Thomas Weingartshofer: Am Forschungsbereich der industriellen Robotik hat mich stets begeistert, dass Produkte vollautomatisiert hergestellt werden können und die Forschung direkt in der Industrie Anwendung findet. Die Realisierung solcher komplexen Systeme erfordert das interdisziplinäre Zusammenspiel verschiedener Disziplinen wie Elektrotechnik, Maschinenbau, Mathematik und Informatik. Besonders fasziniert mich dabei, dass die präzise Verwendung von Robotiksysteme nur durch das nahtlose Zusammenspiel intelligenter Software mit durchdachter Hardware möglich ist.
Neben dem fachlichen Interesse: Was ist Ihre Leidenschaft?
Florian Kühteubl: Neben der Physik ist meine Leidenschaft das Tanzen. Ich bin Obmann des UTSC Dancefire Wiener Neustadt, einem Formationstanzclub aus meiner Heimatstadt. Dabei bin ich aktiver Tänzer, organisiere aber auch internationale Tanzturniere und andere Großveranstaltungen.
Patrick Kappl: Tanzen. Egal ob im Wohnzimmer, am Ball, oder in einem Club, bei keiner anderen Aktivität kann ich so gut meine Alltagssorgen vergessen, den Moment genießen und einfach Spaß haben.
Paul Stampfer: Meine große Leidenschaft neben meinen Fachgebiet ist der Sport. Er hat mein ganzes Leben lang einen hohen Stellenwert und begleitet mich ständig als Ausgleich zur Arbeit. Sport hilft mir, den Kopf frei zu bekommen und neue Energie zu tanken.
Thomas Weingartshofer: Neben der Forschung ist Sport ein essenzieller Ausgleich für mich. Besonders begeistert mich Beachvolleyball, da er Dynamik und Teamgeist vereint. In letzter Zeit habe ich mich zudem verstärkt mit Golf beschäftigt, dessen Präzision und Ruhe einen spannenden Kontrast zum schnellen und intensiven Teamsport Volleyball bieten.
Wenn Sie sich mit einer bekannten/berühmte Persönlichkeit – bereits verstorben oder noch lebend zu einer Plauderei bei Kaffee treffen könnten: wer wäre das und wieso?
Florian Kühteubl: Ich würde gerne einmal mit Marie Curie bei einem Kaffee plaudern. Ihre Entschlossenheit und ihr Pioniergeist in einer Zeit, in der Frauen in der Wissenschaft kaum ernst genommen wurden und mit großen Widerständen zu kämpfen hatten, beeindrucken mich. Außerdem fände ich es spannend, ihre Sicht auf die heutige Wissenschaft zu hören, da sich in den fast 100 Jahren seit ihrem Tod in der Forschungslandschaft sicher einiges verändert hat.
Patrick Kappl: Tim Minchin. Er ist nicht nur Vertreter des rationalen und kritischen Denkens, sondern obendrein noch begnadeter Pianist, Sänger, Songtexter, Comedian und vieles mehr. Ich bin mir sicher, dass ein Gespräch mit ihm in mehrfacher Hinsicht ausgesprochen unterhaltsam wäre.
Paul Stampfer: Ich würde mich gerne mit einem der alten griechischen Philosophen wie Aristoteles oder Platon treffen. Ihre genialen Ansätze und Überlegungen in den verschiedensten Disziplinen faszinieren mich bis heute. Es gäbe sicherlich viel zu besprechen, auch wenn es wohl einige Verständigungsprobleme geben würde – ich spreche leider kein Altgriechisch! Aber die Gelegenheit, ihre Gedanken aus erster Hand zu hören, wäre unbezahlbar.
Thomas Weingartshofer: Ich würde mich gerne mit Bill Gates, dem Gründer von Microsoft, auf einen Kaffee treffen. Mich hat immer schon begeistert, wie aus einer technisch guten Idee in einer Garage und der richtigen Intuition ein Weltkonzern entstehen konnte. Außerdem bewundere ich sein philanthropisches Engagement.