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Pflegerobotik: Für ein selbstbestimmtes Leben

Assistenz, Monitoring, soziale Begleitung? Die zentrale Frage der Pflegerobotik ist nicht, was Roboter leisten können, sondern was sie leisten sollen. An der TU Wien wird daher an neuen Konzepten geforscht.

TIAGo (links) und Pepper (rechts)

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Pepper

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TIAGo

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TIAGo

Die Menschen werden älter. Dabei möchten sie bis ins hohe Alter ein selbstbestimmtes Leben führen, bestenfalls im eigenen Zuhause. Gelingen kann dies mit Unterstützung von Pflegerobotik, die einerseits pflegebedürftige Personen im Alltag sowie das Pflegepersonal selbst unterstützen kann.

Damit die Pflegerobotik von ihren Anwender_innen akzeptiert wird, müssen sie den Bedürfnissen entsprechend entwickelt werden, sind sich die Forschenden einig. Expert_innen der TU Wien und Universität Salzburg schließen sich zu diesem Zweck mit den Praxispartnern Caritas der Erzdiözese Wien und Technisches Museum Wien im Rahmen des FWF-geförderten Projekts „Caring Robots/Robotic Care“ zusammen.

Neue Perspektive

Pflegeroboter wurden entwickelt, um das Pflegesystem zu entlasten. Doch während sich die Technologie stets weiterentwickelte und intelligenter wurde, fand sie nur wenig Einsatz in der Praxis. „Um dies zu ändern, soll die Robotertechnologie neu gedacht werden, und zwar in einem sozio-technischen Kontext der Pflege. Um die Akzeptanz der Technologie zu steigern, muss sie außerdem nützlich, sicher, sinnvoll und erwünscht sein“, erklärt Sabine Köszegi, wissenschaftliche Leiterin des Projektes. Dies soll gelingen, indem das Thema interdisziplinär erforscht wird.

Expert_innen aus den Bereichen der Robotik, Sozialwissenschaften und Informatik arbeiten bei „Caring Robots/Robotic Care“ eng zusammen. Alleine seitens der TU Wien sind drei Institute an dem Projekt beteiligt: Neben Sabine Köszegi vom Institut für Managementwissenschaften, bringen Margrit Gelautz und Astrid Weiss von Institut für Visual Computing and Humand-Centered Technology sowie Markus Vincze vom Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik ihre Expertise ein. Ebenfalls involviert ist Christopher Frauenberger von der Universität Salzburg. Das gemeinsame Ziel ist die Entwicklung einer neuen, sozial verantwortlichen und ethisch ausgerichteten robotischen Pflegetechnologie.

Ein täglicher Begleiter

Das Einsatzfeld für Pflegeroboter ist weitläufig und lässt sich grob in zwei Bereiche unterteilen: Assistenz und soziale Begleitung. „Ein Pflegeroboter kann seinen Nutzer_innen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, mit ihnen interagieren und ihnen Wünsche erfüllen, beispielsweise indem der liebste Radiosender abgespielt wird. Er kann aber auch in Notsituationen unterstützen und Hilfe rufen, wenn die Person stürzt oder nicht auf Aufforderungen des Roboters reagiert“, sagt Markus Vincze vom Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik der TU Wien. Dabei geht es nicht darum, den Pflegebedürftigen das Gefühl zu vermitteln, dass die Fähigkeiten des Roboters denen eines Menschen gleichen. So kann der Roboter zwar dem Menschen ähnlichsehen, die sichtbare Technik lässt jedoch erkennen, dass es sich um eine Maschine handelt, die definierte Aufgaben übernimmt.

Wie genau ein Pflegeroboter aussieht – technisch wie optisch –, der den Ansprüchen seiner Benutzer_innen gerecht wird, evaluiert das Konsortium im Rahmen des im März 2022 startenden Projekts. So soll es bis Projektende einen Prototyp geben, der bereits in realen Umgebungen der stationären und mobilen Langzeitpflege getestet wurde.

Über #ConnectingMinds

Caring Robots/Robotic Care“ ist eines von fünf #ConnectingMinds-Projekten, die vom FWF über einen Zeitraum von fünf Jahren gefördert werden. Was die Projekte miteinander verbindet, ist, dass Lösungen für gesellschaftliche Probleme erforscht werden, indem Wissenschaft und Praxis eng zusammenarbeiten. „Mit #ConnectingMinds ermutigen wir Forschende, besonders eng mit Expertinnen und Experten aus der Praxis zusammenzuarbeiten, um soziale Innovationen voranzubringen. Das positive Echo zeigt die Bereitschaft vieler Organisationen, sich einzubringen. Durch die Zusammenarbeit entsteht eine neue Forschungskultur mit besonders guten Chancen, Ergebnisse hervorzubringen, die unser aller Leben verbessern“, so Christof Gattringer, Präsident des FWF.

Kontakt

Prof. Dr. Sabine Köszegi
Forschungsbereich Arbeitswissenschaft und Organisation
Technische Universität Wien
+43 1 58801 33071
sabine.koeszegi@tuwien.ac.at

Text: Sarah Link