Valerie Kakoschke

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September 2022

Ich bin jetzt seit genau einem Monat in Valencia. Es ist der 30. September, offiziell schon Herbst, und ich sitze mit kurzer Hose und T-Shirt auf meinem Balkon und genieße die Sonne. Das beschreibt auch eigentlich ganz gut meinen gesamten letzten Monat.

Als ich nach vier Tagen Zugreise in Valencia angekommen bin, hat mich noch eine ganze Woche Freizeit erwartet, bevor die Uni begonnen hat. In dieser Zeit habe ich mich in meinem neuen zu Hause eingelebt und habe viel Zeit am Strand verbracht, der nur fünf Minuten fußläufig von meiner Wohnung entfernt ist. Das Wetter war jeden Tag einfach so schön, dass ich den Vorteil der Strandnähe wahrscheinlich an 25 von 30 Tagen genutzt habe. Mit meiner WG, die insgesamt aus vier Erasmus+-Mädels besteht, habe ich mich schnell gut verstanden, sodass ich mich auch schnell wohlgefühlt habe und gleich Anschluss hatte.

Da Valencia eine populäre Erasmus+-Stadt ist, gab es auch täglich Aktivitäten zum Kennenlernen. So habe ich bereits in der ersten Woche einige Kontakte beim Beachvolleyball oder in Pubs knüpfen können. Außerdem werden super viele Ausflüge und Reisen von ESN (Erasmus Student Network) angeboten, wovon ich an einem Tagestrip nach Montanejos teilgenommen hab. Montanejos liegt etwas nördlicher von Valencia und ist ein wunderschöner Ort mit heißen Quellen und einem Fluss umgeben von hohen Felswänden und traumhafter Natur. Wir waren dort wandern und in türkisfarbenem Wasser schwimmen, außerdem hatte ich wieder die Möglichkeit neue Leute kennenzulernen.

Anfang September hat dann die Uni begonnen. Der Campus der UPV ist supergroß und toll. Es gibt für jede Fakultät einen eigenen Bereich, aber es ist alles supergut mit einem langen grünen Streifen aus Palmen und anderen Pflanzen verbunden. Wir haben ein riesiges Angebot an Caféterias und Restaurants und das Sportangebot ist auch riesig. Das Fitnessstudio und alle Sportkurse sind kostenlos, was die Motivation für Bewegung deutlich steigert. Ich bin an der Fakultät für Bauingenieurwesen, belege aber auch Fächer aus anderen Fakultäten, da ich eigentlich Umweltingenieurwesen studiere. Meine Fächer sind sowohl auf Englisch als auch auf Spanisch. Prinzipiell haben die Professor_innen wirklich Verständnis dafür, wenn wir nicht perfekt Spanisch sprechen, aber man muss sich dennoch bemühen und das vergrößert auch den Lerneffekt. Der Unterricht hier erinnert mich an das Klassensystem aus der Schulzeit, denn es wird viel Wert auf Gruppenarbeiten und Teilnahme gelegt. Es war zunächst gewöhnungsbedürftig, aber mir gefällt der persönliche Umgang zwischen den Professor_innen und Studierenden und die Kommunikation untereinander.

Ich habe das Gefühl, dass sich mein Alltag hier langsam einpendelt nach vier sehr intensiven Wochen mit neuen Eindrücken, Gesichtern und vielem Ausgehen. Ich fühle mich pudelwohl und merke langsam, wie sich auch ein fixer Freundeskreis mit ganz tollen Menschen bildet, was mich superglücklich macht. Denn das war eine meiner Anfangssorgen, dass ich es nicht schaffe ernsthafte Kontakte zu knüpfen, aber diese Sorge ist vollkommen unbegründet. Ich habe das Gefühl, dass man nicht groß auf die Suche gehen muss, denn wenn man sich erstmal auf so eine neue Erfahrung einlässt und alles mit einer offenen Einstellung und Ausstrahlung angeht, fügt sich vieles einfach von Selbst.

Das ist nun mein Schlusswort für diesen Monat. Ich bin super dankbar für die Zeit, die ich bisher hier hatte und kann die kommenden Monate kaum abwarten!

Museum
Altstadt
Gebäude
Touristen in Bergen
Bergfluß
Nachtstadt
Park
Strand

Oktober 2022

Der letzte Monat verging wie im Flug. Ich denke das ist ein gutes Zeichen, denn ich war immer beschäftigt. Unter der Woche hatte ich meist etwas für die Uni zu tun, wobei das auch nicht super viel Zeit in Anspruch genommen hat. Ich bin meinem Alltag nachgegangen, bin vormittags am Strand gelegen und habe Hausaufgaben gemacht, bin am Nachmittag zur Uni gegangen und am Abend war ich meist noch bei einem Uni-Sportkurs oder hab mich zum Abendessen verabredet.

An den Wochenenden war ich unter anderem surfen, wandern und habe vor allem auch endlich die Altstadt von Valencia erkundet. Dies war im September eher noch nicht so meine Priorität, weil ich das gute Wetter lieber am Meer verbracht habe. Aber das hatte den Vorteil, dass ich nach einem Monat immer noch super viel entdecken konnte und mich gefühlt habe, als wäre ich das erste Mal in der Stadt. Die Altstadt ist echt schön mit ihrer Architektur und den verwinkelten Straßen. Sie ist sowohl tagsüber als auch nachts lebendig, was mich nicht wundert, da die Spanier_innen richtige Nachteulen sind. An den Rhythmus habe ich mich noch nicht ganz gewöhnt, bloß am Wochenende läuft es einigermaßen. Wir waren wieder oft und gerne fort, die Entscheidung wohin fällt bei der großen Auswahl jedoch immer wieder schwer. Aber egal wo es einen hinzieht, man trifft immer wieder auf bekannte Gesichter, was das Ganze noch spannender macht. Außerdem ist mir aufgefallen, dass die Spanier_innen gerne feiern. Egal zu welchem Anlass und an welchem Wochentag. Ständig ist etwas auf den Straßen los. Wir sind für die Fiestas del Pilar extra nach Zaragoza gefahren und haben so den Anfang des großen nationalen Fests erlebt. Selten habe ich so viele Menschen auf einem Fleck gesehen! Auch Halloween wird hier viel größer gefeiert als ich es gewöhnt bin. Jedes kleinste Lädchen war dekoriert, Kinder sind schon Tage vorher verkleidet durch die Straßen gegangen und auch am Abend war natürlich viel los.

Was mein Spanisch angeht, merke ich deutliche Unterschiede. Zwar habe ich nicht ausschließlich spanische Fächer, doch die, die ich habe, helfen mir extrem mich zu verbessern. Ich muss wöchentliche Präsentationen halten und an Diskussionen teilnehmen, wobei ich ständig aus meiner Komfortzone herauskommen muss. Das gibt meinem Spracherwerb einen enormen Mehrwert.

Ich kann jedenfalls noch nicht ganz glauben, dass schon 2/5 meines Aufenthalts hier vorbei sind. Ich genieße die Zeit hier so sehr und komme immer mehr und mehr an. Die Vorfreude auf die restliche Zeit ist auf jeden Fall riesig!

Leute
Kathedrale
Hafen
Altstadt
Stadion
Gebäude
Galerie
Berge

November 2022

Diesen Monat habe ich sehr viel Zeit mit Menschen aus der Heimat verbracht. Anfangs habe ich zunächst meinen Freund in Kopenhagen besucht, der dort seinen Erasmus+-Aufenthalt an der DTU verbringt. Es war super interessant einen Einblick in einen komplett anderen Alltag und eine neue Umgebung zu bekommen, vor allem, weil ich mir auch hätte vorstellen können in einem skandinavischen Land mein Auslandssemester zu verbringen. Einziges Manko - es war kalt. Das war ich in Valencia nicht mehr gewöhnt, wobei der November dann doch schon frischer wurde. Trotzdem unvergleichlich mit dem Norden. Hier werden die Winterjacken schon bei 17 Grad rausgeholt. Weil mir diese hier gefehlt hat, habe ich viel Zeit auf den lokalen Flohmärkten verbracht, wo ich Pullis für je einen Euro ergattern konnte.

Kurz nach meiner Reise nach Dänemark bekam ich Besuch von meiner WG aus Wien und ich konnte das erste Mal Touri-Guide spielen. Wir hatten tolle gemeinsame Tage, haben die Altstadt und meinen Wohnort erkundet und ich fand‘s schön bestätigt zu bekommen, wie toll es hier eigentlich ist. Das hat mich nochmals realisieren lassen, wie lieb ich die Stadt und mein Leben hier gewonnen habe.

Dann standen auch schon die ersten Midterm-Exams an, die alle echt gut verliefen. Es lag wahrscheinlich an meiner Fächerwahl, aber die Prüfungen erschienen mir wirklich angenehm und ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass ich mich stressen müsste. Zum Teil habe ich Fächer auch schon abgeschlossen und muss echt nicht mehr viel für die Uni tun.

Nach den Prüfungen bekam ich erneut Besuch, diesmal von meiner Freundesgruppe aus Deutschland. Wir haben nochmals neue Ecken Valencias entdeckt, gut gegessen, am Strand gepicknickt, die schönsten Sonnenauf- und untergänge gesehen und ich habe mich noch ein bisschen mehr in die Stadt verliebt.

Strand
Leute, historische Stadt
Stadtblick
Gebäude
Getränke
Leute am Strand

Dezember 2022

Langsam befinde ich mich auf dem Endspurt des Auslandssemesters. Der Dezember ist zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht herum, aber ich bin gerade auf dem Weg in die Heimat, um die Feiertage mit meiner Familie zu verbringen und Valencia sehe ich erst im Januar wieder.

Dementsprechend ist der Monat auch wieder so schnell vergangen, dass ich kaum glauben kann, morgen schon Weihnachten zu feiern, zumal die 24°C hier auch nicht wirklich für Weihnachtsstimmung sorgen.

Der Dezember war bisher vielleicht sogar mein Lieblingsmonat. Zusammen mit drei Freund_innen, die ich hier kennengelernt habe, ging es gleich zu Beginn des Monats für eineinhalb Wochen in den Norden von Spanien. Nach einer langen aufregenden Nacht sind wir mit dem Zug quer durch das Land nach Santiago de Compostela gefahren, auch bekannt als das Ziel des Jakobswegs. Eine supersüße mittelalterliche Stadt, die wunderschön dekoriert ist. Hier kam erstmals ein Gefühl von Winter und Weihnachtszeit auf – es war auch deutlich kälter als in Valencia. Viel Zeit haben wir in der Stadt jedoch nicht verbracht, weil wir eher die Umgebung und die galizische Landschaft erkunden wollten. Also haben wir uns ein Auto gemietet (was auch echt günstig ist), sind die Küste entlanggefahren, an Stränden und kleinen Dörfern stehen geblieben und haben die schönsten Sonnenuntergänge über dem Atlantik gesehen. Außerdem haben wir die wohl beste Tortilla gegessen. Als nächstes ging es per BlaBlaCar nach Gijón. Dort lag für uns der Fokus wieder eher auf Zeit in der Natur und wir wollten unbedingt mal wandern gehen, weshalb wir - wieder mit Mietwagen – zu den Picos de Europa gefahren sind. Perfekter hätte der Tag nicht sein können. Allein die Fahrt dorthin war schon toll, es hat sich fast schon österreichisch angefühlt. Mit dem großen Unterschied, dass hinter den grünen Hügeln das Meer hervorblitzt. Wir haben uns vor Ort spontan eine Wanderroute ausgesucht und waren eigentlich auch nur unter uns auf dem Weg. Oben angekommen hatten wir so eine schöne Aussicht auf das Gebirge. Kurz vor Sonnenuntergang haben wir uns noch dazu entschieden einen Bus zu nehmen, der uns noch höher und tiefer in die Berge bringt und das war definitiv die beste Entscheidung. Die Landschaft dort oben sieht aus wie gemalt und mit den Farben des Sonnenuntergangs und dem Vollmond hat es sich angefühlt wie ein Träumchen. Unser letzter Stopp war Bilbao, wo wir das Guggenheim Museum besucht haben, durch die Stadt spaziert sind und mit einem Auto wieder die Küste entlang gefahren sind. Insgesamt blicke ich jedes Mal mit einem Grinsen auf diese Reise zurück, weil wir mit unserer Gruppe so eine gute Zeit hatten und noch mehr zusammengewachsen sind. Spanien ist mir auch ein Stückchen mehr ans Herz gewachsen.

Die letzte Woche vor meiner Heimreise standen dann nur noch restliche Prüfungen an, ich habe zum Glück schon 3/4 an Fächern abgeschlossen und kann entspannt meine Weihnachtsferien genießen!

Im nächsten Monat kann ich dann noch einmal abschließend über das Unisystem und die Prüfungen hier berichten. Bis dahin, hasta luego!

Touristinen in den Bergen
Küste
Küste
Kreuz an der Küste
Weihnachtsfeier in der Stadt
Touristinen in einem Bergort
Berglandschaft
Berglandschaft

Januar 2023

Nun ist es soweit - ich bin auf dem Heimweg nach Wien. Der letzte Monat war nochmal sehr intensiv und wunderschön. Anfangs hatte ich noch Besuch von meinem Freund, mit dem ich erst ein paar Tage in Barcelona verbracht habe und anschließend in Valencia. Hier konnte ich ihn ein wenig in meinen Alltag mitnehmen und ihm meine Lieblingsorte zeigen. Wir haben uns für zwei Tage ein Auto gemietet und haben die Gegend rund um Valencia erkunden können, mit ihren Steilküsten, süßen Städtchen und bergigen Landschaften. Im Anschluss waren wir beim Strandsee Albufera, der etwas südlich von Valencia liegt und gut erreichbar ist. Der Ort ist umgeben von Reisfeldern - hier kommt tatsächlich auch die Paella her, die wir uns nicht entgehen lassen konnten. Das originale Gericht beinhaltet unter anderem Kaninchen und Schnecken, aber es gibt auch vegane Optionen, die mir deutlich lieber sind und auch sehr gut schmecken. Definitiv lohnenswert, wenn man mal in Valencia ist!

Vorlesungen hatte ich diesen Monat keine mehr, ich hatte lediglich eine Prüfung und eine Abgabe eines Gruppenprojekts im selben Fach. Die anderen Fächer hatte ich bereits im Dezember abgeschlossen. Generell war die Prüfungsphase wirklich entspannt, was zum einen natürlich an meiner Fächerwahl liegt, jedoch habe ich auch das Gefühl, dass es im Allgemeinen deutlich entspannter hier zugeht. Die Professor_innen sind sehr zuvorkommend und großzügig in der Bewertung und man hat immer die Möglichkeit seine Note noch zu verbessern. Was ich auf jeden Fall empfehle, ist der Spanischkurs, auf den man als ERASMUS+-Student_in Anspruch hat. Es hat mir enorm geholfen meine Sprachkenntnisse zu verbessern und auch Spaß gemacht. Wenn man bereits Spanischkenntnisse hat, würde ich bei der Fakultät für Bauingenieurwesen den Kurs ‚Urban History and Urbanism‘ empfehlen. Mit wöchentlichen Präsentationen über mir zugewiesene Themen war es zwar mein aufwendigster Kurs, jedoch konnte ich hier mein spanisches Textverständnis und freies Sprechen deutlich verbessern und konnte zusätzlich super viel über verschiedene Städte, vor allem aber Valencia, lernen.

Nun aber wieder zurück zur Freizeit, wovon ich mehr als genug hatte. Die restlichen Tage habe ich damit verbracht, noch ein paar Orte zu erkunden, die ich vorher noch nicht kannte und auf der anderen Seite noch einmal alles zu machen, was mir so an der Stadt gefallen hat. An den Strand gehen, Surfen, in meinem Lieblingslokal mit Freund_innen einen Tinto de Verano trinken, durch die Altstadt spazieren, zum Uni-Yoga gehen und einfach die zahlreichen Sonnenstunden genießen. Vor allem meine letzten Tage waren super schön, unter anderem hatte ich Geburtstag und hab mit meinen engsten Freunden den tollsten Tag gehabt. Der Abschied fiel extrem schwer, vor allem wegen der Gewissheit, dass man wahrscheinlich nie wieder in dieser Konstellation an einem Ort leben wird. Ich weiß, dass ich wieder nach Valencia kommen werde, weil es einfach zu einer meiner Lieblingsstädte geworden ist, aber was das Auslandssemester erst so toll gemacht hat, sind die Freunde, die ich hier gefunden habe. Dafür bin ich unendlich dankbar!

Spanien hat mich als Land sehr von seiner Lebensqualität überzeugt und ich kann mir definitiv vorstellen nochmal für einen längeren Zeitraum herzukommen, sehr gerne auch nach Valencia! Große Empfehlung also an dieser Stelle, denn ich kenne niemanden, den die Stadt nicht direkt überzeugt hat.

Nos vemos pronto!

Surferin am Strand
Kathedrale
Strand
Dorf
Küstenstadt
Berge
Studentinnen mit Essen
Haus