Raffael Wendlinger

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September 2024

Als ich im März eine Zusage für ein Erasmus+-Semester in Uppsala bekommen habe, wusste ich ehrlicherweise noch gar nicht was mich erwarten würde. Nun, nach einem Monat, finde ich, dass man Uppsala als das "Bologna des Nordens" bezeichnen könnte.

Die Universität Uppsala ist die älteste Hochschule Skandinaviens und international bekannt für ihre lebhafte Studierendengemeinschaft, die bis heute altehrwürdige Traditionen pflegt. Eine wahre Studierendenstadt! Schon während der Einführungswoche, die hier „Reccevecka“ genannt wird, wurde mir bewusst, wie gut die Studierenden in Uppsala vernetzt sind und wie viel die Universität ihren Studierenden bietet. Genau diese Vernetzung und die vielen Angebote machen Uppsala so besonders. Es gibt ein eigenes Studienkommitee, welches zahlreiche Events organisiert, um den Einstieg in das lokale Unileben zu erleichtern. Dadurch konnte ich mich schnell zurechtfinden und zügig Freundschaften knüpfen. Was Uppsala noch besonderer macht, sind die sogenannten „Nations“. Diese 13 traditionsreichen Studierendenvereinigungen bieten eine Vielzahl kultureller, sozialer und sportlicher Aktivitäten. Jede Nation hat ihre eigene Identität und Besonderheiten, einschließlich eines eigenen Pubs, in dem Studierende von günstigeren Preisen profitieren. Hier finden oft Pub-Quizzes, Konzerte und formelle Dinner statt.

Ich habe mich der „Norrlands“ Nation angeschlossen und dort das „Reccegask“ (Willkommensdinner) besucht. Das ist ein formelles Event, bei dem alle „Recce“ – die Neuankömmlinge – in festlicher Kleidung zusammen mit der Flagge der Nation in das Hauptgebäude einmarschieren. Dort wurden wir in einer feierlichen Zeremonie, begleitet von Orchester und Gesang, vom Universitätsdirektor begrüßt. Der Höhepunkt des Abends war das „Gask“, ein dreigängiges Abendessen, bei dem der Abend mit Gesang, Tanz und kleinen Theateraufführungen bereichert wird. Selbst als Gast wird man eingeladen, mitzusingen – so gut es die ersten Schwedischkenntnisse aus dem Schwedischkurs eben erlauben. Die Nations, ihre Events und Vereine bieten eine hervorragende Gelegenheit, neue Freundschaften zu schließen und in die schwedische Kultur einzutauchen.

Daneben ist auch das akademische Leben in Uppsala eine ganz neue Erfahrung, da es etwas anders strukturiert ist als in Österreich. Obwohl es ebenfalls zwei Semester gibt, sind diese wieder in zwei Perioden unterteilt. Die meisten Kurse werden blockweise in diesen Perioden abgehalten, was bedeutet, dass man effektiv vier „Minisemester“ mit je 15 ECTS im Jahr absolviert. Es gibt allerdings auch Kurse und Projekte, die sich über ein gesamtes Halbjahr erstrecken. Interessanterweise ändert sich der Stundenplan wöchentlich, was manchmal aufgrund von Überschneidungen eine Herausforderung darstellt.

Nach einem Monat hier fühle ich mich bereits sehr wohl und genieße gerne den lokalen „Fika“ - Kaffee und Kuchen (vor allem natürlich die Zimtschnecken) – und freue mich auf die vielen Abenteuer und Erfahrungen, die mir noch bevorstehen.

Kathedrale
Konzertsaal
Skulptur am Flussufer
Kathedrale am Fluss
Studierende in einem Prunk­saal
Gasse mit Holzhäusern
Schloss am Fluss

Oktober 2024

Nach zwei Monaten hier konnte ich gleich meine lokalen Kenntnisse unter Beweis stellen, als ich mehrere Besuche aus Österreich empfangen habe. Zum ersten Mal durfte ich anderen meine neue Heimat zeigen und ihnen Uppsala von seiner besten Seite präsentieren. Ein besonderes Highlight war der goldene Herbst, der nun in Uppsala angekommen ist. Die Bäume strahlen in leuchtendem Gelb, und die „Golden Hour“ vor dem Sonnenuntergang zieht sich über mehrere Stunden hin. Ein gemütliches Café mit Zimtschnecken oder herzhaften Gerichten wie Köttbullar rundet das Erlebnis perfekt ab. Besonders erwähnenswert, jetzt wo es kühler wird, ist der goldene Mann am Fluss – eine beheizte Skulptur, auf der man sitzen und sich wärmen kann.

Durch den Besuch habe ich auch viel von der Umgebung Uppsalas und anderen Städten kennengelernt. Da Stockholm nur 37 Minuten mit dem Zug entfernt ist, ist es ein Leichtes, auch die schwedische Hauptstadt zu erkunden. Besonders praktisch ist, dass man als Uppsala-Studierende_r Rabatte bei den Tickets bekommt. Zugegeben, nach all dem Trubel und den Menschenmassen in Stockholm habe ich das ruhigere, verträumte und studierendenfreundliche Uppsala direkt wieder etwas vermisst. Eine besondere Empfehlung in Stockholm ist das Vasa-Museum, wo man ein über 300 Jahre altes, erstaunlich gut erhaltenes Schiffswrack bewundern kann.

Weitere Highlights sind die kleineren Orte, die zirka eine Stunde mit dem Bus oder Zug von Uppsala entfernt sind, wie Sigtuna, Sala und Östhammer. Auf solchen Trips entdeckt man überall die für Schweden typischen roten Holzhäuser mit weißen Fensterrahmen. Besonders empfehlenswert ist es, sich ein Leihauto zu holen und sich auf dem Land irgendwo im Nirgendwo in einem solchen gemütlichen Haus einzuquartieren, den Holzofen anzuwerfen und ganz im Pettersson-und-Findus-Stil zu entspannen.

Jetzt wo der Winter und die Dunkelheit hereinbricht bieten die zahlreichen Bibliotheken auch eine perfekte Umgebung für motiviertes Lernen ohne Ablenkung. Heißer Tipp: In der Carolina-Bibliothek hat man im 6. Stock einen tollen Blick über ganz Uppsala, inklusive des Doms. Die Bibliothek im Bunker des Ekonomikums, in der man ohne Schuhe am Kamin unter einem "Sternenhimmel" sitzen kann, ist der perfekte Ort für die kommenden dunklen Tage. Ich blicke ihnen mit einer Mischung aus leiser Angst und gespannter Erwartung entgegen.

Häuser am See
Nachthimmel
Haus
Studierende im Studiensaal
Eine Person, Skulptur, Fluss, Häuser
Bibliothek
Kirche hinter Bäumen
Häuser, Bäume
Bergwerk