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TU-Team scannt Südbahnhof

Im Dezember 2009 wurde von einem Team aus WissenschafterInnen der zum Abriss freigegebene Südbahnhof in Wien-Favoriten mittels 3D-Lasertechnik vermessen.

Scans Wiener Südbahnhof

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Das Dokumentationsprojekt der Gruppe SÜDBAHNHOF 3DSCAN wurde von Robert Kalasek (TU Wien) als Ideengeber und EKG BAUKULTUR (Wien - Berlin) initiiert und durchgeführt. Als Kooperationspartner konnten die Firmen RIEGL LMS (Horn/NÖ.) und GEOpitz Vermessung (Apetlon/Bgld.) gewonnen werden.
Ziel des Projekts ist es, den Wiener Südbahnhof als einen bedeutenden Vertreter der im Verschwinden begriffenen Großbauwerke der Nachkriegsmoderne in Österreich als digitalen Datensatz für die Nachwelt zu erhalten.

Der in den Jahren 1955 bis 1961 nach Plänen von Heinrich Hrdlička auf den Fundamenten des älteren Vorgängerbaus von 1875 errichtete Neubau war nicht nur der größte und wichtigste Bahnhof in Österreich. Mit seiner auf der Verschränkung einfacher Kuben basierenden und doch räumlich komplexen Gebäudestruktur folgte dieser Bau der zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelten Formensprache der klassischen Moderne. Insbesondere die zum Wiedner Gürtel ausgerichtete geräumige Kassenhalle mit der die gesamte Fassadenbreite einnehmenden, schwebenden Glasfassade trug zum ikonenhaften Ausdruck des Gebäudes bei, der nach den Kriegsjahren die wiedergewonnene, weltoffene Haltung Österreichs in idealer Weise versinnbildlichte. Das Bauwerk kann damit zu Recht als ein bewahrenswertes Architekturjuwel bezeichnet werden, von dessen Unterschutzstellung aber im Zuge der landesweiten so genannten Bahnhofsoffensive und mit Beschluss der Errichtung eines den gewandelten Nutzungsanforderungen gerecht werdenden Wiener Hauptbahnhofes an gleicher Stelle abgesehen wurde.

Für die Dokumentation kam wegen des extremen Zeitdrucks – mit dem Abriss des Bauwerks wurde am 4. Jänner 2010 begonnen – nur eine Aufnahme mittels modernster 3D-Lasermesstechnik in Betracht. Unter Nutzung eines nach dem Impuls-Laufzeit-Verfahren arbeitenden Laserscanners der Firma Riegl konnte das gesamte Bauwerk innerhalb weniger Tage in seinem von vielen späteren Einbauten bereits befreiten Letztzustand als hochgenaues digitales 3D-Modell erfasst werden. Dabei wurden die 3D-Informationen von ca. 170 Scan-Positionen - eine Scan-Position bezeichnet eine einzelne Aufstellung des Scanners im Raum - anhand hochreflektierender Zielmarken räumlich miteinander verknüpft.

Ergebnisse

Zur Verfügung steht jetzt ein aus rund 1,6 Mrd. Einzel-Messpunkten bestehender Datensatz, der alle Oberflächen nahezu lückenlos dokumentiert. Daneben wurden für die gescannten Bauwerksoberflächen auch alle Texturwerte mittels einer auf dem Scanner montieren digitalen Spiegelreflex-Kamera als Echtfarben aufgenommen. Im Ergebnis stellen die Aufnahmedaten also ein Geometrie und Materialfarben vereinendes 1:1-Abbild des schon bald nicht mehr existenten Bauwerks dar.
In einem weiteren Schritt werden die terrestrisch (erdgebunden) gewonnenen Laserdaten mit einem zweiten, aus der Luft mittels AirBorne-Scanning aufgenommenen Datensatz verknüpft werden. Dieser zweite Datensatz wird Informationen über alle Dachaufsichten und weitere Aussagen über die Lage der weiträumigen Gleisanlagen liefern. Schließlich wird das so entstehende Gesamtmodell des alten Südbahnhofs und seiner Freianlagen georeferenziert, d.h. im umliegenden Stadtgefüge verortet werden.

Ergebnis des Projektes ist ein nahezu vollständiger Mess-Datensatz des Wiener Südbahnhofs, der als Zeitdokument einen hohen Wert besitzt. Als eine mögliche Anwendung ist die Rekonstruktion der Anlage im Rahmen von Präsentationsvorhaben – wie beispielsweise als virtuelles oder haptisches Modell in Ausstellungen zur Stadtgeschichte – nun denkbar und möglich.

Projektbeteiligte sind: Gerold Eßer, Mathias Ganspöck, Ulrike Herbig, Robert Kalasek, Jan Kanngießer, Philipp Oberthaler, Michael Opitz, Nikolaus Studnicka, Jakob Synek und Barbara Thuswaldner.

Webtipp: http://<link http: www.suedbahnhof-3dscan.com>www.suedbahnhof-3dscan.com