Presseaussendungen

Presseinformationen über Ländergrenzen hinweg richtig verstehen

Informatiker an der TU Wien entwickeln eine mehrsprachige intelligente Plattform für JournalistInnen in Europa.

Wien (TU) - Presseaussendungen werden zumeist in der jeweiligen Landessprache versendet. Abgesehen von den zu überwindenden Sprachbarrieren sind Nachrichtenplattformen, wie sie von Presseagenturen angeboten werden, oft auf einen nationalen Kontext beschränkt, obwohl deren Inhalt auch für internationale Abnehmer interessant wäre. Informatiker an der Technischen Universität (TU) Wien tüfteln mit künstlicher Intelligenz und Web-Standards an einer praktikablen Lösung für JournalistInnen.

Zentraler Aspekt der Forschungsleistung, die im Rahmen des EU-Projekts NEDINE - NEws DIstribution NEtwork - erbracht wird, ist die Mehrsprachigkeit des Systems. Dabei geht es nicht um die Übersetzung von Texten sondern um deren inhaltliche Vernetzung. Nachrichten werden in verschiedenen Sprachen (Deutsch, Englisch und Slowakisch/Tschechisch) publiziert und sollen vom System selbstständig erkannt und entsprechend weiterverwertet werden. Somit wird sichergestellt, dass später angeforderte Texte den Bedürfnissen des Benutzers möglichst genau entsprechen.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil von NEDINE ist das Erkennen von Zusammenhängen zwischen Artikeln aus verschiedenen Quellen. Gleichzeitig soll aber auch die Mehrfachzustellung identischer Nachrichten verhindert werden. Wie die meisten technischen Details wird auch dieser Bereich von den Experten der Technischen Universitäten in Wien und Madrid abgedeckt. Die Herausforderung besteht vor allem darin, den gesammelten Nachrichten die nötigen Informationen abzugewinnen bzw. sie entsprechend zu bewerten. Die so vorhandenen Meta-Informationen können dann zur Kategorisierung der vorliegenden Daten herangezogen werden.

Nicht zu unterschätzen ist auch die große Zahl von Informationsquellen und Abnehmern, die mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Systemen arbeiten. Die Konsumenten können über ein Web-Interface ihre persönlichen Einstellungen vornehmen bzw. ihr Portfolio verwalten.

Web Services werden als grundlegende Technologie die Kommunikationsstruktur bei NEDINE bestimmen. Web Services haben den entscheidenden Vorteil, dass system- und sprachunabhängig implementiert werden kann und trotzdem keine Gefahr besteht, aneinander „vorbeizuprogrammieren“. Durch die auf XML basierende Nachrichtenübertragung wird die Zusammenarbeit der einzelnen Teilsysteme garantiert. Das zugrundeliegende Design wird dabei schon vorher in Form eines Workflow Schemas definiert. Diesem Gerüst wird in weiterer Folge die passende Funktionalität verliehen, wobei die verschiedenen Bereiche auch später noch individuell angepasst werden können. Die Kommunikation erfolgt im Wesentlichen durch gängige Internetprotokolle, vorzugsweise HTTP. Das birgt den Vorteil, keine eigene Infrastruktur anlegen zu müssen, um die Verbindung zur Plattform herzustellen. Auch in sicherheitstechnischer Hinsicht bietet diese Variante die Möglichkeit, das System gegen nicht berechtigte Zugriffe abzusichern. Zusätzlich werden vertrauliche Daten verschlüsselt übertragen, wobei in erster Linie eine Private/Public Key Variante in Frage kommt.

NEDINE wird gemeinsam vom Arbeitsbereich Verteilte Systeme am Institut für Informationssysteme der TU Wien und der österreichischen Nachrichtenagentur pressetext.austria geleitet. Das Projekt ist mit 1,45 Mio. Euro dotiert. Unter den sieben Projektpartnern aus sechs europäischen Nationen sind mit der slowakischen Agentur SITA und der tschechischen Agentur CIA zwei weitere Nachrichtenagenturen. Ein weiterer wissenschaftlicher Partner ist die Technische Universität von Madrid. Das Projekt hat eine Laufzeit von 24 Monaten und wird von der Europäischen Kommission im Rahmen des eContent Programms gefördert.

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