Presseaussendungen

Lateinamerikanischer Städtebau ohne "tabula rasa"

28. April 2004, 1900 Uhr Stadtplaner der TU Wien präsentiert sein neues Buch zum Thema Städtebau in Lateinamerika "Karl Brunner y el urbanismo europeo en America Latina".

Wien (TU) 10 Jahre lang hat sich Andreas Hofer, Assistent am Institut für Städtebau, Stadtplanung und Entwerfen an der TU Wien, wissenschaftlich mit dem Thema Städtebau in Lateinamerika auseinandergesetzt. Unter die Lupe genommen hat er dabei den hierzulande eher unbekannten österreichischen Architekten Karl Heinrich Brunner - seine Projekte und Realisierungen prägen vor allem die Planungsentwicklung der heutigen Großstädte Bogotá und Santiago de Chile. Die Ergebnisse sind im Buch "Karl Brunner y el urbanismo europeo en America Latina" nachzulesen, das am 28. April im Lateinamerika-Institut in Wien präsentiert wird.

Andreas Hofer skizziert in seinem Buch Brunners architektonisches Schaffen in Lateinamerika von 1929 bis 1948. Der Städtebau Brunners steht im Kontext der europäischen Planungsmodelle und deren Anwendungspraxis für die lateinamerikanische Stadt mit all ihren Stärken und Schwächen.

Karl Heinrich Brunner realisierte zahlreiche Siedlungsprojekte sowie Stadtteil-Planungen in Kolumbien und Chile. Dabei stellte sich Brunner massiv gegen Konzepte, die - beeinflusst von der Schule Le Corbusiers - nach dem Prinzip des "tabula rasa" über Jahrhunderte gewachsene Stadtstrukturen ignorieren oder auflösen. Diese sensible soziale Kompetenz war ein absolutes Novum für die lateinamerikanische Stadt der Jahrhundertmitte und wurde zweifellos durch die frühen Planungserfahrungen Brunners während der Zwanziger Jahre des Roten Wien geprägt. 1948 kehrte Brunner nach Österreich zurück und leitet bis 1952 die Wiener Stadtplanung zur Zeit des Wiederaufbaus. Er starb 1960 in Wien.

Andreas Hofer
Karl Brunner y el urbanismo europeo en America Latina
El Ancora/Corporación de la Candelaria, Bogotá 2003, 235 S., 296 Abb.

Datum/Ort der Buchpräsentation:
28 April 2004, 19:00 Uhr
Lateinamerika-Institut, 1090 Wien, Türkenstraße 25