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Grün statt Grau

Wien ist eine grüne Stadt, aber sie kann noch grüner werden, sagt das Innovationslabor „GRÜNSTATTGRAU“, mit Beteiligung der TU Wien. Gerade in der Corona-Krise ist Natur wichtig.

Prof. Azra Korjenic

Wir brauchen etwas Grünes – während Ausgangsbeschränkungen spürt man das wohl noch deutlicher als sonst. Wien wurde nun beim Ranking „The World's 10 Greenest Cities 2020“ der kanadisch-amerikanischen Consulting-Agentur Resonance auf Platz 1 gewählt. Trotzdem sind weitere Verbesserungen wünschenswert und notwendig. Grünflächen sind in Wien, wie auch in anderen Städten, nicht gleichmäßig verteilt. Menschen aus besonders dicht bebauten Stadtvierteln nutzen vermehrt die öffentlichen Parkanlagen. Das Abstandhalten ist oft schwierig – im Park selbst, aber auch auf dem Weg dorthin, auf schmalen Gehsteigen.

Das Innovationslabor „GRÜNSTATTGRAU“ erarbeitet Ideen um unsere Städte grüner zu machen und kümmert sich auch um ihre Umsetzung. Einerseits sollen zusätzliche Grünflächen geschaffen werden – etwa durch Neuplanung von Straßen oder Nutzung von Innenhöfen. Andererseits wird auch an innovativen Ideen wie Gebäudebegrünung oder vertikalen Gärten geforscht. Teilfinanziert wird das Innovationslabor vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie sowie von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Die wissenschaftliche Arbeit kommt, in Form von vielen einzelnen Forschungsprojekten, hauptsächlich von der TU Wien und der BOKU.

Die vielen Vorteile der Pflanzen

Die Bauingenieurin Univ.Prof. Azra Korjenic vom Institut für Werkstofftechnologie, Bauphysik und Bauökologie der TU Wien, ist im Scientific Board von GRÜNSTATTGRAU vertreten. Sie forscht bereits seit Jahren an verschiedenen Begrünungsprojekten. Mehrere Schulen wurden unter ihrer Anleitung innen und außen begrünt – Korjenic untersucht, welche Auswirkung das auf die Energieeffizienz und das Mikroklima hat. „Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Feinstaubgehalt, Akustik – eine ganze Reihe wichtiger Parameter kann durch Pflanzen verbessert werden“, sagt Azra Korjenic.

Auch die Beschäftigung mit den Pflanzen hat eine positive Wirkung auf Gesundheit und Psyche. „Grüne Freiräume und Gärten haben nachweislich therapeutische Wirkungen“, sagt Korjenic. „Die Pflanzen-Menschen-Interaktion kann bei Problemen wie Stress, Ängsten, Blutdruck oder Muskelspannung helfen. Vertikale Gärten in der Stadt können einen meditativen Charakter haben und die Gemütslage von Menschen positiv beeinflussen.“ Es gibt auch Hinweise darauf, dass Pflanzen am Arbeitsplatz oder in Schulen die Gesundheit fördern und die Produktivität erhöhen können.

Dass Parks und Grünflächen in der Stadt ungleich verteilt sind, kann soziale Ungleichheit weiter verschärfen: Wirtschaftlich benachteiligte Gruppen leben häufiger in dicht bebauten Gegenden, mit wenig Grün- und Freiräumen. „Die faire Verteilung der Straßenfreiräume und die Steigerung der Aufenthaltsqualität werden immer wichtiger“, sagt Azra Korjenic. „Nach den ersten Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen zeigte sich, dass jeder Bereich im öffentlichen Raum als Platz für Bewegung, für Treffen, zur Erholung oder zum Spielen genutzt wird.“

Verschärfung durch Klimawandel

Der Klimawandel wird den Bedarf nach Grünflächen besonders im Sommer weiter erhöhen, ist Korjenic überzeugt. Die innerstädtischen Temperaturen sind höher als im ländlichen Umfeld, vor allem kommt es nachts im Sommer zu keiner ausreichenden Abkühlung mehr. Hitzewellen treffen die Bevölkerung immer härter.

Gleichzeitig sorgt der Klimawandel aber auch für ein neues Nachdenken über das Thema Mobilität. Grünflächen können optimal mit den Flächen, die für motorisierten Individualverkehr notwendig sind, kombiniert werden. Dort, wo bisher kein Platz für Begrünungen zu sein schien, kann Bauwerksbegrünung eine wichtige Rolle spielen.

„Wir sind davon überzeugt, dass unsere Forschung und die Verbreitung der Ergebnisse über das Innovationslabor GRÜNSTATTGRAU die Lebensqualität in den Städten erhöhen können“, sagt Korjenic. „Vielleicht ist die Corona-Krise ein guter Anlass dafür, uns allen klar zu machen, dass die Stadt nicht nur grau sein darf. Alle haben das Recht auf ein bisschen Grün.“

Projekt Film "Grün statt Grau"

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Kontakt

Prof. Azra Korjenic
Institut für Werkstofftechnologie, Bauphysik und Bauökologie
Technische Universität Wien
Karlsplatz 13, 1030 Wien
azra.korjenic@tuwien.ac.at