Chemie, die Krebszellen überlistet

Stefan Kronister entwickelte Methoden, Tumorzellen gezielt zu attackieren und wurde dafür mit dem Theodor-Körner-Preis ausgezeichnet.

Stefan Kronister im Labor

Stefan Kronister im Labor

Krebstherapie ist eine komplizierte Sache: Einerseits sollen Krebszellen abgetötet werden, andererseits sollen gesunde Körperzellen geschont werden. Stefan Kronister forschte im Rahmen seiner Dissertation am Institut für Angewandte Synthesechemie, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster an neuen Methoden, mit denen man einen Wirkstoff mit deutlich höherer Selektivität gezielt in die Tumorzellen transportieren kann.

Das gelingt mit speziellen Medikamenten, die praktisch keinen Einfluss auf die natürlichen biochemischen Prozesse im Körper haben und erst im Inneren einer Krebszelle aktiviert werden. So erhöht man die Treffsicherheit der Therapie und verringert die Nebenwirkungen.

Ein Medikament mit Trigger

„In unserem Forschungsprojekt haben wir ein bestehendes Krebstherapeutikum verwendet und modifiziert“, erklärt Stefan Kronister. „Wir haben ihm einen Trigger hinzugefügt, über den das Medikament erst aktiviert werden muss, bevor es eine Wirkung entfalten kann.“ Ein solches Therapeutikum, das für sich alleine genommen kaum eine Wirkung zeigt, bezeichnet man als „Prodrug“.

Zusätzlich wurde ein chemischer Aktivator entwickelt, der in der Tumorzelle aus der harmlosen Prodrug wieder ein starkes Krebsmedikament machen kann. Wichtig ist, dass Prodrug und Aktivator nicht in die normalen biochemischen Prozesse des Körpers eingreifen. Es handelt sich also um chemische Prozesse, die im Körper ablaufen können, ohne natürliche Vorgänge zu beeinträchtigen – man spricht von „bioorthogonaler Chemie“.

Über zwei unterschiedliche Mechanismen gelangen Prodrug und Aktivator in die Tumorzelle. Selbst wenn es einer der beiden Komponenten gelingt, in eine gesunde Zelle einzudringen, kann sie dort kaum Schaden anrichten. „Nur in der Tumorzelle treten beide Komponenten gemeinsam auf“, erklärt Stefan Kronister. „Somit erfolgt nur dort die bioorthogonale Aktivierung, die Krebszelle wird abgetötet, in anderen Zellen findet dieser Vorgang nicht statt.“

Diese Art der zielgerichteten bioorthogonalen Prodrug-Aktivierung wurde bereits erfolgreich in Tumorzellen (in vitro) getestet. Nun soll es in Mäusemodellen weiter erforscht werden, und zwar am Center for Systems Biology am Massachusetts General Hospital, mit dem Stefan Kronister und sein Dissertationsbetreuer Hannes Mikula schon bisher zusammenarbeiteten.

Körner-Preis

Für seine Forschungsarbeiten wurde Stefan Kronister nun einer der diesjährigen Theodor Körner Förderpreise verliehen. Die Auszeichnung wird von der Theodor-Körner-Stiftung jährlich an herausragende junge Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kunst vergeben, die bereits ausgezeichnete Leistungen vollbracht haben und zeigen, dass man von ihnen auch in Zukunft noch Herausragendes erwarten darf.

www.theodorkoernerfonds.at, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster