AIT und TU Wien gewinnen „netidee SCIENCE“-Förderausschreibung

Entwicklung neuer Kryptografie-Verfahren für ein sicheres Internet der Zukunft

Insgesamt 25 Projekte und 8 Stipendien wurden in diesem Jahr von der netidee mit insgesamt 1 Million Euro gefördert (Foto: netidee, Anna Rauchenberger)

Insgesamt 25 Projekte und 8 Stipendien wurden in diesem Jahr von der netidee mit insgesamt 1 Million Euro gefördert (Foto: netidee, Anna Rauchenberger)

Insgesamt 25 Projekte und 8 Stipendien wurden in diesem Jahr von der netidee mit insgesamt 1 Million Euro gefördert (Foto: netidee, Anna Rauchenberger)

Netidee ist die größte heimische Förderaktion der Internet Privatstiftung Austria für die Weiterentwicklung des Internets auf der Grundlage von Open Innovation und Open Source. Zusätzlich zu 25 einjährigen Projekten und 8 Stipendien fördert die netidee heuer ein wissenschaftliche Großprojekt für 3 Jahre – „PROFET“ (Cryptographic Foundations for Future-proof Internet Security). Eingereicht wurde das Projekt im netidee SCIENCE Call vom AIT Austrian Institute of Technology gemeinsam mit der TU Wien, die dafür nun den Zuschlag erhalten haben.

Kryptografische Verfahren für das Internet der Zukunft

Verschlüsselung ist eine Kerntechnologie, um hohe Sicherheits- und Datenschutzstandards auch für vielfältige neue Kommunikationsanwendungen im Internet der Zukunft aufzubauen und zu garantieren. Vor dem Hintergrund permanent sich verändernder Security-Anforderungen im Internet, die Parametern wie der Ressourcenknappheit von Geräten im Internet of Things (IoT) bzw. bei Sensorik und cyber-physischen Systemen, neuen Vertrauensmodellen bei der Bereitstellung von IT-Infrastrukturen wie im Cloud Computing oder einer steigenden Dezentralität durch Einsatz von Distributed Ledger-Technologien geschuldet sind, will das F&E-Projekt PROFET untersuchen und damit verstehen lernen, welche Herausforderungen auf kryptografische Verfahren aus diesen immer komplexeren Internet-Welten zukommen.

Eine heute noch eher hypothetische Annahme dreht sich um neue aufkommende Gefahrenquellen durch den Einsatz mächtiger Quantencomputer, mit denen die harten mathematischen Probleme, auf denen die heute verwendeten asymmetrischen Verschlüsselungsverfahren wie TLS (Transport Layer Security) auch in der letztverfügbaren Generation 1.3 aus 2018 beruhen, vereinfacht und schlussendlich gebrochen werden können.

Für Projektleiter Dr. Daniel Slamanig, am AIT Center for Digital Safety & Security im Bereich Security & Communication Technologies tätig, wird es im von netidee SCIENCE geförderten Projekt vor allem um das „Big Picture“ gehen, wie man künftig beweisbar post-quantum sichere Verschlüsselungsverfahren mit zentralen Eigenschaften wie „Forward Secrecy“ und „Subversion Resilience“ entwickeln kann, die sich dem Wandel und den einhergehenden Herausforderungen gewachsen zeigen. „Innovative Kryptoverfahren müssen auch bei böswilliger Implementierung und bei teilweiser Kompromittierung des vertraulichen Schlüsselmaterials ausreichende Sicherheitsgarantien gegen ein vollständiges Leaken sensibler und/oder persönlicher Daten bieten“, so Slamanig.

Know how-Bündelung zwischen AIT und TU Wien
Die Kernkompetenzen der Projektpartner AIT und TU Wien bei PROFET ergänzen sich mit den Schwerpunkten „Mathematische Grundlagen“ und „Protokollentwicklung“ hervorragend, um in 3-jähriger gemeinsamer, intensiver Forschungsarbeit neue kryptographische Ansätze entwickeln zu können. Für beide wissenschaftlichen Organisationen hat das Projekt große Bedeutung für die weitere Positionierung im europäischen und globalen Kontext.

Dr. Helmut Leopold, Head of Center for Digital Safety & Security am AIT: „Durch die enge Kooperation zwischen TU Wien und dem AIT und der damit verbundenen Kombination von Exzellenz sind wir in der Lage, weltweit führende High-Tech Lösungen zu entwickeln. Indem wir dadurch wichtige Treiber des Next Generation Internet schaffen, können wir die digitale Zukunft unserer Gesellschaft und Wirtschaft maßgeblich mitgestalten.“

„Das Projekt ermöglicht der Security und Privacy Research Division der TU Wien ihren Forschungsfokus auf kryptografische Grundlagen zu erweitern und bietet damit Gelegenheit für eine weitreichendere Zusammenarbeit zwischen TU Wien und AIT im Feld Kryptografie“, ergänzt Univ.-Prof. Dr. Matteo Maffei.

Was ist „netidee“?

Initiatorin der „netidee“ ist die im Jahr 2000 von der ISPA (Internet Service Provider Austria) gegründete Internet Privatstiftung Austria (IPA), die als 100%-Eigentümerin der österreichischen Domain-Registrierungsstelle „nic.at“ und weiterer Unternehmen Erträge aus den Tätigkeitsbereichen dieser Firmen lukriert und seit 2006 Förderungen für Open Source Projekte (bis zu 50.000,- €) und Stipendien (bis zu 10.000,- €) vergibt.

Im November 2016 wurde die „netidee“-Förderfamilie der Stiftung um den „netidee SCIENCE“ Call erweitert, um mit grundlagenwissenschaftlicher Forschung die nutzbringenden Aspekte der Internets für die gesellschaftliche Entwicklung und auch für die nachhaltige Absicherung des Allgemeinwohls zu verstärken und abzusichern. Die Ausschreibung des Preises erfolgt in Kooperation mit dem FWF, der für die Qualitätssicherung im Entscheidungsverfahren und die Antragsabwicklung verantwortlich ist.

Dr. Andreas Schildberger, Vorstand der Internet Privatstiftung Austria über die heurige Förder-Entscheidung: „Wir sehen das Projekt PROFET als hervorragend geeignet an, die Sicherheit und den Datenschutz im Internet zu stärken. Nicht nur thematisch, sondern auch durch die öffentliche Verfügbarkeit der Ergebnisse steht es in perfektem Einklang mit den Stiftungszielen der Internet Privatstiftung Austria und den Förderkriterien von netidee SCIENCE.

Auch im nächsten Jahr 2019 ist ein weiterer netidee-Science-Call mit einer maximalen Fördersumme von 500.000,- € vorgesehen. Die Abwicklung dieses dritten Calls, wird erneut durch den FWF (Wissenschaftsfonds) erfolgen, der in Österreich seit über einem halben Jahrhundert die zentrale Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung ist.

Dr. Artemis Vakianis, kaufmännische Vizepräsidentin des FWF unterstreicht dabei die Wichtigkeit dieser Partnerschaft: „Kooperationen wie netidee Science zur Finanzierung bestimmter Bereiche der Grundlagenforschung stellen bereits seit einigen Jahren wichtige Ergänzungen in der ansonsten themenoffenen Forschungsförderung des FWF dar. Ich danke der Internet Privatstiftung Austria für ihr Vertrauen in den FWF und freue mich über die Verstetigung der Kooperation.“