Jährlich im November kommen zahlreiche Vertreter_innen aus Wissenschaft, Bauindustrie und Baugewerbe, Planungs- und Beratungsbüros sowie öffentlicher Auftraggeber_innen zusammen, um bei den renommierten Wr. Gesprächen über aktuelle Themen in der Baubranche zu diskutieren. In diesem Jahr fiel die Wahl des Themas auf die EU-Taxonomie in der Bauabwicklung. Ein Thema, das viele Fragen aufwirft und die Branche vor Herausforderungen stellt.
Die Teilnehmer_innen fanden sich im Veranstaltungsraum TUtheSky ein, ehe der Institutsvorstand Univ.Prof. Dr.-Ing. Frank Lulei den Abend eröffnete. Prof. Lulei wies zunächst auf die Aktualität der ökologischen Nachhaltigkeit hin und machte auf ein beunruhigendes Vorhaben des neu gewählten Präsidenten Trump aufmerksam, das den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen vorsehe. Nach Prof. Lulei brauche es für die Klimakrise allerdings eine globale Lösung.
Nach den einführenden Worten setzte Mag.a Eva Aschauer (Head of ESG, TPA Group) mit dem 1. Impulsvortrag fort, in dem sie zunächst auf grundlegende Themen wie Environmental Social Governance (ESG) und die Nachhaltigkeitsberichterstattung einging. Fr. Aschauer machte darauf aufmerksam, dass die Nachhaltigkeitsberichterstattung ab dem Jahr 2025 für weitaus mehr Unternehmen (in der Baubranche) verpflichtend werde als dies jetzt der Fall ist. Im Anschluss ging Mag.a Aschauer konkret auf die EU-Taxonomie-Verordnung ein. Hierbei handelt es sich um ein System zur Klassifizierung ökologisch nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten. Erwähnt wurden die 6 Umweltziele der EU-Taxonomie, die Voraussetzungen dafür, dass eine Wirtschaftstätigkeit als „taxonomiekonform“ gilt sowie die wesentlichen Key Performance Indicators (KPIs) Umsatz, CapEx (Investitionsausgaben) und OpEx (Betriebsausgaben), deren taxonomiefähige- und konforme Anteile im Nachhaltigkeitsbericht eines Unternehmens ausgewiesen werden müssen.
Univ.Ass.in Dipl.-Ing.in Dr.in techn. Jacqueline Raab (IBB, TU Wien) setzte die Veranstaltung mit dem 2. Impulsvortrag fort und ging darin näher auf den Zusammenhang der EU-Taxonomie mit Bauprojekten ein. Sie erklärte zunächst, dass es für die Nachhaltigkeitsberichterstattung erforderlich sei, Bauprojekte in Wirtschaftstätigkeiten überzuführen und demonstrierte dies anhand mehrerer Beispiele (Wohnungsneubau, Bahnbau, Straßenbau). Sie zeigte, dass es auch Bauvorhaben gäbe, die sich nicht in den Delegierten Verordnungen wiederfinden würden und somit nicht taxonomiefähig seien. Dr.in Raab zeigte in einem Beispiel technische Bewertungskriterien für eine Straßensanierung und ging im Anschluss auf weitere Kernthemen und Herausforderungen im Zusammenhang mit der EU-Taxonomie ein.
Hon.-Prof. Dr. Rudolf Lessiak (Lessiak & Partner Rechtsanwälte) ging in Teil 2 des 2. Impulsvortrages nochmals auf wesentliche Unterschiede zwischen den Begriffen „Taxonomiefähigkeit“ und „Taxonomiekonformität“ ein und verknüpfte diese Begriffe mit dem Vergaberecht. Er wies auf den für die ökologische Nachhaltigkeit und öffentliche Vergabeverfahren zentralen § 20 Abs. 5 BVergG 2018 hin: den Grundsatz, in Vergabeverfahren auf die Umweltgerechtheit der Leistung Bedacht zu nehmen. Weiters ging er auf den Vorrang des Bestangebotsprinzips gegenüber dem Billigstangebotsprinzip ein und zeigte, dass taxonomiefähige Tätigkeiten ausgeschrieben und deren Taxonomiekonformität mit Qualitätspunkten belohnt werden können.
Im Anschluss an die beiden Impulsvorträge diskutierten unter der Moderation von Prof. Lulei führende Expert_innen das Thema „EU-Taxonomie in der Bauabwicklung“. Auf dem Podium vertreten waren die beiden Vortragenden Mag.a Aschauer und Dr. Lessiak sowie Dipl.-Ing. Andreas Fromm, MBA (ASFINAG), Dipl.-Ing. Wolfgang Kradischnig (Delta) und Dipl.-Ing. Dr. techn. Christian Maier (HABAU). Die Diskussion offenbarte insbesondere Herausforderungen wie fehlende Harmonisierung und standardisierte Verfahren bei der Umsetzung der Taxonomie-Richtlinie. Jedoch bietet die EU-Taxonomie als Leitlinie großes Potenzial für Innovation und Transformation, deren Umsetzung jedoch – speziell bei Infrastrukturprojekten – herausfordernd bleibt.
Als zentraler Lösungsansatz wurde die frühzeitige Einbindung von Planer_innen und Ausführenden betont, um Projekte nachhaltig und taxonomiekonform zu realisieren. Dabei wurde auf die nötige Balance zwischen ökologischen und ökonomischen Zielen verwiesen, um Nachhaltigkeit langfristig praktikabel zu machen. Die Podiumsteilnehmer_innen waren sich einig, dass engere Kooperation und Austausch zwischen Auftraggeber_innen, Planer_innen und Auftragnehmer_innen entscheidend sind, um die Branche erfolgreich weiterzuentwickeln.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion wurde das Buffet eröffnet und die Teilnehmer_innen hatten ausreichend Zeit zum Networken.
Wir bedanken uns herzlich bei den Sponsoren der Veranstaltung: Swietelsky, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, PORR, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, VIBÖ, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, iC, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, FCP, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, Leyrer + Graf, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, Magenta Telekom, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, STRABAG, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, CML, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, HABAU, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, Müller Partner Rechtsanwälte, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, bw-b, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, Schiefer Rechtsanwälte, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, WKO Geschäftsstelle Bau, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, Dr. Ingo Heegemann, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, tz baumanagement, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, bvm.services, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, BBD, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, KOB, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, tbw technik & bauwirtschaft, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster sowie Vasko + Partner, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster.
Weiterer Dank gilt allen, die uns bei der Vorbereitung auf das diesjährige Thema unterstützt haben: Maximilian Weigert, Markus Kapeller (beide IBB, TU Wien), Leopold Winkler, Christian Wahlmüller, Felix-Elias Schwarz (alle Swietelsky), Christian Maier, Lukas Hochreiter, Nicole Richter (alle HABAU), Philipp Schneider, Catharina Ahmadi (beide environomics), Lorenz Schluder (PORR), Gerald Beck, Markus Metzler (beide BIG), Mario Rumel (ASFiNAG), Eva Aschauer (TPA) sowie Rudolf Lessiak (Lessiak & Partner Rechtsanwälte).
Bericht: Jacqueline Raab, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, Markus Kapeller, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, Maximilian Weigert, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Fotos: Jasmin Beszedics