Prof. Hans-Peter Lenz wurde am 9. Juli 1934 in Bonn geboren. Nach einem Industriepraktikum studierte er Maschinenbau an der Technischen Hochschule Aachen. Danach war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kraftfahrwesen und Verbrennungsmotoren der Technischen Hochschule Aachen bei Professor Essers. In dieser Zeit beschäftigte er sich mit der Entwicklung von Federungssystemen für Sonderfahrzeuge. Ab 1962 war er wissenschaftlicher Assistent und Doktorand am Institut für Wärmetechnik und Verbrennungsmotoren der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich bei Prof. Berchtold, wo er 1965 über die Zerstäubung von Flüssigkeiten und Anwendung instationärer Hydrodynamik zur Brennstoff-Einspritzung bei Verbrennungsmotoren promovierte.
1965 startete er in der Industrie als Versuchsingenieur bei der Klöckner-Humboldt-Deutz AG in Köln, wo er sich mit der Entwicklung schnelllaufender Dieselmotoren beschäftigte. Bereits ein Jahr später wurde ihm Aufbau und Leitung der Forschungsabteilung der Deutschen Vergaser Gesellschaft (Solex-Zenith-Stromberg) übertragen, des seinerzeit größten europäischen Herstellers von Automobilvergasern und Automobil-Kraftstoffpumpen. Im Jahr 1970 wechselte er zur Daimler-Benz AG nach Stuttgart. Dort übernahm er die Leitung der Vergaser-Motorenentwicklung und die Forschungs- und Entwicklungsprogramme mit der öffentlichen Hand und Verbänden.
Am 1. Jänner 1974 erfolgte seine Berufung zum ordentlichen Professor und Vorstand des Institutes für Verbrennungskraftmaschinen und Kraftfahrwesen (seit 2010 umbenannt auf Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik der Technischen Universität Wien.
Ein wichtiger Schwerpunkt seiner Forschung lag neben der Effizienzerhöhung der Motoren und damit der Senkung des Verbrauches auch die Minimierung des Schadstoffausstoßes von Verbrennungsmotoren, was ihm in der Fachpresse den Titel „Motoren-Papst“ einbrachte. „Mein Anliegen war immer eine umweltfreundliche Mobilität“, sagte Prof. Lenz. Er trug auch maßgeblich dazu bei, dass moderne Abgas-Katalysatoren in Europa eingeführt wurden. Als Berater der österreichischen Bundesregierung hatte er maßgeblichen Einfluss darauf, dass Österreich mit einer strengen Gesetzgebung im Jahr 1985, die den Einsatz des 3-Wegekats erforderten, zum internationalen Vorreiter wurde. Dieses Modell wurde später von der EU übernommen. Besonders hervorzuheben ist die rege Zusammenarbeit von Prof. Lenz mit in- und ausländischen Forschungsinstitutionen und Industriepartnern, die dem Institut hohes internationales Ansehen verschafften. Im Jahr 2002 emeritierte Prof. Lenz, blieb aber der TU Wien und seinem ehemaligen Institut bis zuletzt eng verbunden.
ÖVK und Internationales Wiener Motorensymposium
Die Weitergabe von Wissen und neuen Erkenntnissen der Wissenschaft waren Hans Peter Lenz jeher ein großes Anliegen. So veranstaltete er bereits ab dem Jahr 1979 erste Symposien im Bereich Kraftfahrzeug und Umwelt an der TU Wien. Nach Organisation und Austragung des Internationalen FISITA (Fédération Internationale des Sociétés d’Ingénieurs des Techniques de l’Automobile)-Kongresses 1984 in Wien gründete er im Jahr 1985 den Österreichischen Verein für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK), mit dem er in Folge gemeinsam mit seinem Institut das Internationale Wiener Motorensymposium veranstaltete.
Dieses wurde unter seiner Leitung zu einer der weltweit führenden Veranstaltungen dieser Art. Das Wiener Motorensymposium mit über 1.000 Teilnehmer_innen wird jährlich im Kongresszentrum Hofburg Vienna ausgetragen. Führende Wissenschaftler_innen und Manager_innen aus aller Welt präsentieren hier ihre neuesten Ergebnisse in der Motorenentwicklung, zu Brennstoffzellen, alternativen Kraftstoffen, Batterien, Hybrid-Technik, Abgasreinigung bis hin zur zukünftigen Gesetzgebung. Begleitet wird das Programm durch eine Fachausstellung.
Prof. Lenz lag die Verbindung von ÖVK und TU Wien sehr am Herzen, was sich beispielhaft an der Übernahme der Patenschaft für einen Hörsaal am Campus Getreidemarkt zeigte, der nunmehr „GM8/9 – Hörsaal des Internationalen Wiener Motorensymposiums“ genannt wird.
Neben seinen hervorragenden forscherischen, lehrenden und organisatorischen Talenten hatte Prof. Lenz auch eine besondere menschliche, geradezu väterliche Führungsgabe. Wichtig war ihm neben einem ausgezeichneten Verhältnis zu seinen Mitarbeiter_innen auch die Verbindung zu den Absolvent_innen und Assistent_innen („Altassistent_innen“) seines Institutes, die er jährlich gemeinsam mit den gegenwärtigen Doktorand_innen zu den legendären „Mariazeller Institutswochenenden“ einlud, genauso wie zu den für jede_n neue_n „Doktor_in“ veranstalteten „Heurigen mit besonderem Anlass“. Unter seiner Institutsleitung promovierten 70 Doktorand_innen, von denen viele Karriere in der Autoindustrie machten. Daneben wurden zahllose Tagungsbeiträge, Diplomarbeiten und wissenschaftliche Publikationen verfasst.
Auszeichnungen und Ehrungen
In Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen wurden ihm zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen verliehen, von denen im Folgenden einige genannt werden:
1978 Staatspreis für Energieforschung
1984 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 1. Klasse
1985 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1986 ARBÖ: Ehrenmedaille in Silber
1991 Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
1992 ARBÖ: Umweltschutzpreis im Rahmen des Großen Österreichischen Automobilpreises 1992
1995 IGM Österreich: Preis 1995 für besondere Leistungen auf dem Gebiet des Kraftfahrwesens
1997 Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
2002 Fachverband der Fahrzeugindustrie Österreichs: Ehrenpreis der Fahrzeugverband-Jubiläumsstiftung
2004 Verdienstzeichen des ÖAMTC „pro merito“ in Gold
2008 VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik: Benz-Daimler-Maybach-Ehrenmedaille
2012 Béla Barényi Preis der Arbeitsgemeinschaft für Motorveteranen (AMV) Österreich und der Robert Bosch AG
Prof. Lenz war die Familie besonders wichtig und seine Frau Margarete war stets in die Organisation von Events eingebunden. Ihrer Verantwortung oblag die Organisation des Rahmenprogramms des Internationalen Wiener Motorensymposiums.
Hans Peter Lenz schätzte Wanderungen und Reisen, als Sport liebte er das Rudern und er war Mitglied des Ersten Wiener Ruderclubs LIA. Zudem schätzte er Kunst und Kultur und hatte eine besondere Vorliebe für die Oper. Der Besuch des Balls der TU Wien in der Hofburg war für ihn ein jährlicher Fixtermin.
Mit Prof. Hans Peter Lenz verliert die Technische Universität Wien einen hervorragenden Wissenschaftler und Techniker, dem es gelungen ist neue Erkenntnisse zu generieren und diese einer breiten Fachwelt und der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Das Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik trauert um einen lieben Kollegen – sein Geist und sein Wirken werden weiterleben. In tiefer Dankbarkeit und Anteilnahme.
Geringer und Hofmann
Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik, TU Wien