Herbert Danninger zeigt seine Verleihungsurkunde

Univ.Prof. DI Dr. Herbert Danninger

Flüssigphasenaktiviertes Sintern von Sonderstahl

Die Pulvermetallurgie ermöglicht eine sehr rohstoff- und energiesparende Herstellung von Komponenten über das Verfahren des Sinterns. Bei korrosions- und oxidationsbeständigen Werkstoffen wie Rostfreistählen wirken aber gerade dieschützenden Passivschichten aus stabilen Metalloxiden auf den Pulverteilchen sinterhemmend.

Besonders unangenehm ist dies bei schüttgesinterten Filtern aus kugeligen Pulvern. Das mit dem Dr. Ernst Fehrer-Preis 1984 ausgezeichnete Verfahren löst dieses Problem, indem Borverbindungen zugesetzt werden, die sich während des Sinterns im Vakuum zersetzen und flüssige Phase, auf der Basis von Borideutektika, bilden, wodurch die Passivschichten lokal durchbrochen und damitfeste metallische Sinterbrücken gebildet werden. Damit erhält die gesinterte Struktur hohe Festigkeit und vor allem Duktilität, ohne dass die Korrosionsbeständigkeit verschlechtert wird.

Lebenslauf

Ausbildung

  • 1974-1979: Studium der Technischen Chemie an der TU Wien, Abschluss mit Auszeichnung
  • 1980: Promotion

Beruflicher Werdegang

  • 1979-1990: Assistent am Institut für Chemische Technologie anorganischer Stoffe, Abteilung für Pulvermetallurgie an der TU Wien
  • 1981-1990: Jährliche Forschungsaufenthalte an der Technischen Universität Dresden im Bereich Werkstoffwissenschaft
  • 1990: Verleihung der Lehrbefugnis für das Fachgebiet Pulvermetallurgie
  • ab 1993: Leiter der Abteilung Pulvermetallurgie am Institut für Chemische Technologie anorganischer Stoffe der TU Wien
  • 2003: Berufung zum Universitätsprofessor für Chemische Technologie anorganischer Stoffe an die TU Wien
  • seit 2009: Vorsitzender des Gemeinschaftsausschusses Pulvermetallurgie, Hagen
  • 2004-2011: Vorstand des Instituts für Chemische Technologien und Analytik der TU Wien
  • seit 2011-2019: Dekan der Fakultät für Technische Chemie an der TU Wien

Auszeichnungen

  • 1984: Dr. Ernst Fehrer-Preis der TU Wien
  • 2006: Skaupy-Preis des Gemeinschaftsausschusses Pulvermetallurgie
  • 2010: Dr.h.c. der Technischen Universität Cluj-Napoca (Rumänien)
  • 2010: Fellow des American Powder Metallurgy Institute (APMI), Princeton (USA)
  • 2016: Dr.h.c. der Universidad Carlos III de Madrid (Spanien)

Veröffentlichungen

  • rund 360 wissenschaftliche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Tagungsbänden

Zur Initiative des Dr. Ernst Fehrer-Preises und Fortsetzung der Forschungen:

Der Dr. Ernst Fehrer-Preis war für mich einerseits eine Auszeichnung, die mir Anerkennung in meinem Umfeld gebracht hat, andererseits aber auch Ansporn zu weiterer intensiver wissenschaftlicher Arbeit, um mich des Preises würdig zu erweisen.

Als Leondinger kannte ich den Namen Fehrer natürlich schon sehr lange; ganz in der Nähe meines Elternhauses stand die „Fehrer-Villa“, Am Buchberg 1, und die Textilmaschinenfabrik Dr. Ernst Fehrer war einer der wichtigsten Industriebetriebe im Ort. Dr. Ernst Fehrer war auch Vorsitzender des Festkomitees zur Stadterhebungsfeier von Leonding im Jahr 1976. Im Zuge der Verleihung des Fehrer-Preises an mich im Jahr 1984 konnte ich ihn, von dem ich schon viel gehört hatte, dann persönlich kennenlernen und in der Folge zumindest einmal im Jahr treffen.

Am meisten beeindruckt hat mich immer sein Streben nach Unabhängigkeit, vor allem auch von der Politik, was in Österreich ja weder selbstverständlich noch einfach war und ist. Er wusste eben sehr genau, dass bei allen Gefälligkeiten, die einem die Politik tut, „irgendwo ein Preisschild hängt“; manchmal gut versteckt, aber es ist immer da. Gerade bei den immer sehr launigen und pointierten Ansprachen, die er beim traditionellen Mittagessen nach den Preisverleihungen hielt, hat er diesen Punkt betont und auch mit sichtlichem Vergnügen erzählt, wie er den Schlingen der Politik und der Politiker_innen immer wieder entwischt ist. Er war eben jemand, der voll und ganz auf das eigene Können und die eigene Leistung gesetzt hat und nicht auf den goodwill anderer angewiesen sein wollte.

Der Dr. Ernst Fehrer-Preis war für mich einerseits eine Auszeichnung, die mir Anerkennung in meinem Umfeld gebracht hat, andererseits aber auch Ansporn zu weiterer intensiver wissenschaftlicher Arbeit, um mich des Preises würdig zu erweisen; die preisgekrönte Idee durfte ja nicht die einzige gute in meiner Laufbahn bleiben. Das Flüssigphasensintern hat mich auch nicht losgelassen; wir arbeiten gerade an einem Projekt, wie man sauerstoffempfindliche Legierungselemente wie Mangan, Chrom oder Silizium als sogenannte „Masteralloy-Legierungen“ in Sinterstahl einbringt und über flüssige Phase homogen im Grundmaterial verteilt.

Damit könnten pulvermetallurgische Präzisionsteile weitere Anwendungen finden, mit entsprechender Rohstoff-und Energieersparnis gegenüber konventionellen Herstellverfahren wie z.B. Zerspanung. Hier ist das Beispiel von Dr. Fehrer auch immer Motivation zur engen Zusammenarbeit mit der Industrie, damit aus fundierter wissenschaftlicher Erkenntnis im Endeffekt marktfähige Produkte entstehen, wie das Dr. Fehrer so nachhaltig gelungen ist.