Nachruf – Árpád Lajos Scholtz (1947-2025)

15. April 2025
Árpád wurde am 19.1.1947 in Kecskemét, Ungarn, geboren. Im Zuge der ungarischen Volkserhebung 1956 flieht Árpáds Familie aus Ungarn und lässt sich in Oberwart im südlichen Burgenland nieder.

Nach dem Besuch der Höheren Technischen Lehranstalt in Mödling beginnt er das Studium der Elektrotechnik/Nachrichtentechnik an der TU Wien, das er 1973 mit der Diplomarbeit „Aufbau zweier stabiler CO2-Laser“ abschließt.

Árpád Lajos Scholtz (1947-2025)

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Hochfrequenztechnik und Nachrichtentechnik leistet er in der Folge essentielle Beiträge bei einer Vielzahl von Projekten der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Sie führen 1976 zu seiner Dissertation „Breitbandige Auskoppelmodulation von CO2 Lasern“ und später zur Habilitationsschrift „Interne Modulation von Lasern“, 1982. Árpáds inspirierende Mitarbeit in der Arbeitsgruppe Optische Kommunikation im Weltraum ermöglicht eine Vielzahl von Veröffentlichungen im Bereich der Modulation, des kohärenten Empfangs und der Antennengruppen für Laserstrahlung, die eine breite internationale Anerkennung dokumentiert.

Sein zweites wissenschaftliches Standbein war die Hochfrequenzschaltungstechnik, die er in Zusammenarbeit mit Weltfirmen wie Infineon und BMW zu Spitzenleistungen brachte. Wer hatte schon 2008 an Halbleiter-Schaltungen mit 100 GHz Bandbreite geforscht wie Árpád?

Árpád war Physiker mit ausgeprägtem analytischem Denken und einem klaren Anspruch an sich und  andere. Die Wissenschaft war sein Leben, der Amateurfunk auf Kurzwelle seine Passion. Bereits als Jugendlicher legte er 1963 die Amateurfunkprüfung ab und erhielt das Rufzeichen OE4SZW, später OE1SZW. Er gründete 1983 den Radio-Amateur-Klub der TU Wien mit Rufzeichen OE1XTU, in dem er bis zuletzt aktiv war. Wir alle kannten ihn als geradlinig, unabhängig – oft hartnäckig. Er sagte, was er dachte, und ging bis zuletzt konsequent seinen Weg – beruflich wie persönlich. Konventionen interessierten Árpád wenig, Selbstbestimmung dagegen umso mehr.

Dabei war seine Hilfsbereitschaft als Freund, Kollege und Mentor sprichwörtlich. Gab es am Institut ein Problem mit Lasern oder Antennen, Árpád war stets bereit zu helfen. Oft hat er ein Experiment gerettet, wenn es schiefzulaufen drohte. Arpad war auch ein wunderbarer Lehrer, der sein Wissen begeisternd, reich an Anekdoten mit feinsinnigem Humor und pointenreicher Diktion zu vermitteln vermochte.

Ein Ereignis während des gewaltsamen Zerfalls Jugoslawiens Anfang der 1990er Jahre, als jegliche Telefonverbindungen von und nach Bosnien gekappt waren und sich hunderttausende Flüchtlinge auf den Weg machen mussten, ist bezeichnend für Árpáds Charakter. Monatelang hielt er gemeinsam mit Boris Nemšić jede Nacht Kontakt mit Funkern in Bosnien-Herzegowina, insbesondere Sarajevo, und der ganzen  Welt. In Zeiten, in denen Familien auseinandergerissen wurden, es keine Möglichkeit gab, irgendeine Nachricht über den Verbleib der Familienmitglieder zu bekommen, war die Verbindung über die von ihm errichtete Funkstation der TU Wien für viele Menschen überlebenswichtig!

Univ.Prof. Christoph Mecklenbräuker, Institutsvorstand,

o. Univ.Prof. i. R. Ernst Bonek,

Univ.Prof. i. R. Walter Leeb,

im Namen der trauernden Weggefährten von Árpád

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